Georg Blume

Der vielseitig interessierte B. hat sich u.a. durch den Aufbau der Bibliothek des Pillnitzer Instituts für Gartenbau und durch seinen lebenslangen Einsatz für den Erhalt und die Pflege des Wachwitzer Weinbergs verdient gemacht. – Nach dem frühen Tod seines Vaters im Ersten Weltkrieg kehrte B.s Mutter zu ihrer Familie zurück. Daher wuchs B. seit seinem fünften Lebensjahr in der Familie mütterlicherseits und der Idylle des Wachwitzer Weinbergs auf. Hier entdeckte der wie sein Vater künstlerisch begabte B. seine Liebe zur Natur, die er schon sehr früh in Landschaftszeichnungen festhielt. Im Anschluss an eine humanistische Ausbildung am Realgymnasium in Dresden-Blasewitz nahm sich B. zunächst eine zweijährige Auszeit. In dieser beschäftigte er sich mit seinem direkten Lebensumfeld, hier insbesondere mit der Natur. Außerdem widmete er sich seinen künstlerischen Interessen, der Musik und Malerei. In dieser Selbstfindungsphase lernte er den Schriftsteller, Philosophen und Wirtschaftsreformer Rolf Engert kennen, der ihn an die Philosophie Max Stirners heranführte. Die Freundschaft mit Engert und die Auseinandersetzung mit der Weltanschauung Stirners prägten B.s Lebenseinstellung, die der Maxime folgte „Erkenne dich selbst“. Stirners Ich-Philosophie des „freiheitlichen Denkens“ interpretierte B. als Suche nach Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung, der Abgrenzung des eigenen „Ichs“, bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Ichs seiner Mitmenschen. B. wollte sein Wesen erkennen und seine Fähigkeiten positiv umsetzen. Er lehnte jegliche religiöse Doktrin zu Gunsten einer humanistischen Bildung und Erziehung ab. Zudem befasste er sich mit finanz- und wirtschaftstheoretischen Fragen, speziell mit der Funktion des Gelds. Er war überzeugt, dass ein Finanzsystem, das ausschließlich auf Zinserträge abzielt, zum Scheitern verurteilt ist. Hier folgte er u.a. dem Freiwirtschaftsgedanken des Finanztheoretikers und Sozialreformers Silvio Gesell. 1929 bis 1931 nahm B. für kurze Zeit ein Architekturstudium auf, u.a. bei Oswin Hempel an der Technischen Hochschule Dresden. Anschließend absolvierte er 1932 bis 1934 am Leipziger Spracheninstitut Sprachlehrgänge. Sein Fremdsprachenrepertoire umfasste Latein, Englisch, Französisch, Spanisch und Niederländisch. 1935 bis 1939 folgte eine Tätigkeit als Gärtner bei der Arzneimittelfabrik Madaus in Radebeul. Nach seiner Rückkehr vom Kriegsdienst in Polen und Frankreich arbeitete er ab 1945 für kurze Zeit im Apothekerwesen und dann 1946 bis 1952 als Sekretär im Kulturbund der DDR. 1952 bis 1955 übernahm er den Aufbau und die Leitung der Bibliothek im Institut für Gartenbau in Dresden-Pillnitz. Danach wirkte er 1955 bis 1968 als Übersetzer und Dolmetscher sowie 1968 bis 1980 an der Technischen Universität Dresden als wissenschaftlicher Mitarbeiter. In Publikationen und Briefen setzte sich der literaturinteressierte B. intensiv mit dem Leben und Werk William Shakespeares auseinander. Er bezweifelte die Autorenschaft der dem Schauspieler Shakespeare zugeschriebenen Werke - den wahren Autor sah er in der Person des Edward de Vere, XVII. Earl of Oxford. Über Jahrzehnte suchte er nach Belegen für diese These. – B.s vielseitige Interessen, Talente und Philosophie spiegeln sich auch in seinen künstlerischen Arbeiten, Zeichnungen, Aquarellen, Aufsätzen, niedergeschriebenen Gedanken und Gedichten wider. In seinen naturphilosophischen Gedichten kommen seine enge Verbindung zur Natur und sein Wissensdrang über ihre Beschaffenheit besonders zum Ausdruck. In weiteren Schriften befasste er sich mit der Philosophie Stirners und der Darstellung seines Wirkens als Suche nach dem Guten. Darüber hinaus veröffentlichte er eine Vielzahl von Artikeln zu verschiedenen Themen seines direkten Wachwitzer Umkreises. Kenntnisreich berichtete er u.a. über die Flora sowie die Entstehung und Geschichte des Wachwitzer Weinbergs. Zeitgenossen nennen ihn auch den „Weisen vom Wachwitzer Weinberg“ und schildern ihn als einen charismatischen, universell gebildeten sowie diskussionsfreudigen, bis ins hohe Alter von Erkenntnisdrang beseelten Menschen mit wachem und kritischem Geist.

Quellen Privatarchiv Familie Blume; H. Flemming, Der Garten des Georg B., Dokumentarfilm, 2008, Erstausstrahlung Mitteldeutscher Rundfunk 31.10.2009.

Werke Der königliche Weinberg zu Dresden-Wachwitz, Dresden 1993; Wie der „Wachwitzer Weinberg“ entstand, in: Dresdner Hefte 34/1993, S. 70-76; Der Wachwitzer Weinberg, Berlin 1996; K. W. Fleming (Hg.), Bericht über ein neues Shakespeare-Bild, Leipzig 2000, S. 5-27; Briefwechsel über Shakespeare 1964-1994, in: Neues Shakespeare Journal 7/2003; K. W. Fleming (Hg.), „Ich nehm’ das Gute, wo ich’s finde.“ Der Weise vom Wachwitzer Weinberg. Gedanken und Gedichte, Leipzig 2006; Gedanken über Max Stirner, Rolf Engert und anderes …, Leipzig 2006.

Literatur K. Blume, Kindheit im Königlichen Weinberg, in: Elbhang-Kurier 2000, Nr. 6, S. 6-9; H.-P. Lühr, Wer war Shakespeare? - oder: Wie Georg B. die Wissenschaft befragt, in: ebd. 2002, Nr. 12, S. 14f.; A. u. T. Neupert/K. Stopsack, Blumen für Georg B. zum 95. Geburtstag, in: ebd. 2005, Nr. 2, S. 14; A. Neupert, In memoriam Georg B., in: ebd. 2006, Nr. 11, S. 15; G. Bleier, Der Weise vom Wachwitzer Weinberg, in: Dresdner Neueste Nachrichten 21./22.10.2006, S. 15; Künstler am Dresdner Elbhang, hrsg. vom Ortsverein Loschwitz-Wachwitz/Ortsverein Pillnitz/Verschönerungsverein Weißer Hirsch-Oberloschwitz, Bd. 2, Dresden 2007, S. 15.

Porträt Georg B., um 1990, Fotografie, Privatarchiv Familie Blume (Bildquelle).

Christiane Schastok
11.11.2011


Empfohlene Zitierweise:
Christiane Schastok, Artikel: Georg Blume,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25101 [Zugriff 24.11.2024].

Georg Blume



Quellen Privatarchiv Familie Blume; H. Flemming, Der Garten des Georg B., Dokumentarfilm, 2008, Erstausstrahlung Mitteldeutscher Rundfunk 31.10.2009.

Werke Der königliche Weinberg zu Dresden-Wachwitz, Dresden 1993; Wie der „Wachwitzer Weinberg“ entstand, in: Dresdner Hefte 34/1993, S. 70-76; Der Wachwitzer Weinberg, Berlin 1996; K. W. Fleming (Hg.), Bericht über ein neues Shakespeare-Bild, Leipzig 2000, S. 5-27; Briefwechsel über Shakespeare 1964-1994, in: Neues Shakespeare Journal 7/2003; K. W. Fleming (Hg.), „Ich nehm’ das Gute, wo ich’s finde.“ Der Weise vom Wachwitzer Weinberg. Gedanken und Gedichte, Leipzig 2006; Gedanken über Max Stirner, Rolf Engert und anderes …, Leipzig 2006.

Literatur K. Blume, Kindheit im Königlichen Weinberg, in: Elbhang-Kurier 2000, Nr. 6, S. 6-9; H.-P. Lühr, Wer war Shakespeare? - oder: Wie Georg B. die Wissenschaft befragt, in: ebd. 2002, Nr. 12, S. 14f.; A. u. T. Neupert/K. Stopsack, Blumen für Georg B. zum 95. Geburtstag, in: ebd. 2005, Nr. 2, S. 14; A. Neupert, In memoriam Georg B., in: ebd. 2006, Nr. 11, S. 15; G. Bleier, Der Weise vom Wachwitzer Weinberg, in: Dresdner Neueste Nachrichten 21./22.10.2006, S. 15; Künstler am Dresdner Elbhang, hrsg. vom Ortsverein Loschwitz-Wachwitz/Ortsverein Pillnitz/Verschönerungsverein Weißer Hirsch-Oberloschwitz, Bd. 2, Dresden 2007, S. 15.

Porträt Georg B., um 1990, Fotografie, Privatarchiv Familie Blume (Bildquelle).

Christiane Schastok
11.11.2011


Empfohlene Zitierweise:
Christiane Schastok, Artikel: Georg Blume,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25101 [Zugriff 24.11.2024].