Günter Mahn

M.s Lebensweg kann als typisch für einen Teil seiner Generation bezeichnet werden: nach dem Notabitur in der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde er nach 1945 Neulehrer und stieg zum Konrektor der Dresdner Kreuzschule sowie zum Direktor des Zentralinstituts für Lehrerweiterbildung Dresden-Wachwitz auf. Obwohl aus bürgerlichem Milieu stammend, wandte er sich dabei vor dem Hintergrund der NS-Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs sozialistischen bzw. kommunistischen Ideen zu, von denen er sich einen gesellschaftlichen Wandel versprach. Dieser Ideologie blieb er treu und vertrat sie als SED-Mitglied mit aller Konsequenz in seiner gesamten beruflichen Laufbahn. – M. besuchte zunächst die 11. Grundschule am Seidnitzer Platz in Dresden und ging hiernach auf das Kreuzgymnasium am Georgsplatz, wo er im Alter von 17 Jahren das Notabitur ablegte, bevor er zum Kriegsdienst eingezogen wurde und in Gefangenschaft geriet. Nach der Entlassung aus einem tschechoslowakischen Kriegsgefangenenlager kehrte er 1947 nach Dresden zurück und absolvierte die Neulehrerausbildung an der Heimschule für Lehrerbildung in der sogenannten Königlichen Villa in Dresden-Wachwitz. – Als Neulehrer kam M. zunächst an die Oberschule Nord und 1952 nach einem Fernstudium als Oberstufenlehrer an die Kreuzschule, wo er Geschichte und Gegenwartskunde unterrichtete. Gleichzeitig war er Konrektor neben Rektor Hellmuth Ostermaier. In dieser Position war M. maßgeblich für die sozialistische Erziehung an der Schule in all ihren Facetten verantwortlich. 1958 erhielt er in Würdigung seiner Dienstjahre die „Pestalozzi-Medaille für treue Dienste“ in Bronze. Nach seinem Ausscheiden aus der Kreuzschule war er ab 1.9.1955 bis 31.1.1964 als Fachrichtungsleiter, Kommissarischer Leiter und zuletzt als Direktor am Zentralinstitut für Lehrerweiterbildung Dresden-Wachwitz, Fachgruppe Lehrmaterial für Grundlagenfächer Dresden-Wachwitz (später Zentralstelle für die Fachschulausbildung - Lehrmaterial für Grundlagenfächer, Dresden-Wachwitz) tätig. Dort verantwortete M. die Herausgabe eines breitgefächerten, von Chemie bis zu den Gesellschaftswissenschaften reichenden Lehrmaterials für Lehrer und Fachschullehrer. 1962 erhielt er die „Dr. Theodor-Neubauer-Medaille“ in Gold. – Nach seiner Tätigkeit in Wachwitz wurde M. Wissenschaftlicher Mitarbeiter, ab 1967 Dozent für Methodik des Wissenschaftlichen Marxismus-Leninismus am Franz-Mehring-Institut der Karl-Marx-Universität Leipzig, wo er im selben Jahr auch promoviert wurde. Das Institut war eine Kaderschmiede der SED. Es war 1948 auf Initiative und unter Förderung der SED gegründet worden, war also ein reines Parteiinstitut, und diente der marxistisch-leninistischen Indoktrination der heranwachsenden Akademikerschaft. Bis 1984 trat M. durch mehrere Publikationen in Erscheinung. – M. war bis 1990 am Franz-Mehring-Institut der Karl-Marx-Universität angestellt. Nach seinem Eintritt in den planmäßigen Ruhestand mit Abschluss des Sommersemesters verlieren sich seine Spuren. M. ist jedoch identisch mit Dr. Günther Mahn aus Beucha, der 2008 seine umfangreiche Sammlung von Hahnendarstellungen der Stadt Brandis für eine Ausstellung zur Verfügung stellte. Das Museum wurde 2010 wieder geschlossen.

Quellen Stadtarchiv Dresden, Archiv der Kreuzschule und des Dresdner Kreuzchores, Lehrerkartei; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Dresdner Adressbücher 1939-1943/44; Auskunft Universitätsarchiv Leipzig; Auskunft Stadtarchiv Dresden; Auskunft N. Mahn; Auskunft R. Mahn.

Werke Informationen über das tschechoslowakische Fachschulwesen und das System der Mittel- und Hochschulbildung in der ČSSR, Dresden 1963 [Ms.]; Über die Arbeit mit Studienaufträgen im Fach „Grundlagen des Marxismus-Leninismus“ und deren Anteil an der bewußten, direkten Formung der Persönlichkeit der Studenten, Diss. Leipzig 1967; Zur Arbeit mit Studienaufträgen im marxistisch-leninistischen Grundlagenstudium, Karl-Marx-Stadt 1967; E. Vasina, Grundlagen der Methodik des marxistisch-leninistischen Grundlagenstudiums, Berlin 1974 (als zweite Auflage: Methodik des marxistisch-leninistischen Grundlagenstudiums, Berlin 21981) (Übersetzung aus dem Russischen); mit G. Großer (Hg.), Wissenschaftlicher Kommunismus, Berlin 1974, 101987; Die Seminargestaltung im Studium des wissenschaftlichen Kommunismus, Berlin 1979.

Literatur G. Handel, Die Rolle des Franz-Mehring-Instituts bei der Verankerung des Marxismus-Leninismus an der Karl-Marx-Universität, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 23/1974, H. 5, S. 337-356; H. Niemann, Zur Entwicklung des marxistisch-leninistischen Grundlagenstudiums an der Karl-Marx-Universität Leipzig, in: ebd. 359-368; G. Handel, Das Franz-Mehring-Institut als zentrale Ausbildungsstätte für Lehrkräfte im marxistisch-leninistischen Grundlagenstudium (1950-1961), in: ebd. 369-389; T. Gillmeister, Ein Mann ist auf den Hahn gekommen, in: Lausitzer Rundschau 31.3.2004; Brandiser Stadtbote 10/2008, Nr. 9-10; S. Prenzel, Hahnenmuseum macht dicht, in: Leipziger Volkszeitung 13.4.2010; Traueranzeige Günter M., in: Leipziger Volkszeitung 31.12.2016; S. Winterberg, Wie keine andere. Die Dresdner Kreuzschule in der DDR, Berlin 2016.

Porträt Günter M., Fotografie, Privatbesitz Familie Mahn (Bildquelle).

Klaus Wachtel
5.10.2017


Empfohlene Zitierweise:
Klaus Wachtel, Artikel: Günter Mahn,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28027 [Zugriff 22.11.2024].

Günter Mahn



Quellen Stadtarchiv Dresden, Archiv der Kreuzschule und des Dresdner Kreuzchores, Lehrerkartei; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Dresdner Adressbücher 1939-1943/44; Auskunft Universitätsarchiv Leipzig; Auskunft Stadtarchiv Dresden; Auskunft N. Mahn; Auskunft R. Mahn.

Werke Informationen über das tschechoslowakische Fachschulwesen und das System der Mittel- und Hochschulbildung in der ČSSR, Dresden 1963 [Ms.]; Über die Arbeit mit Studienaufträgen im Fach „Grundlagen des Marxismus-Leninismus“ und deren Anteil an der bewußten, direkten Formung der Persönlichkeit der Studenten, Diss. Leipzig 1967; Zur Arbeit mit Studienaufträgen im marxistisch-leninistischen Grundlagenstudium, Karl-Marx-Stadt 1967; E. Vasina, Grundlagen der Methodik des marxistisch-leninistischen Grundlagenstudiums, Berlin 1974 (als zweite Auflage: Methodik des marxistisch-leninistischen Grundlagenstudiums, Berlin 21981) (Übersetzung aus dem Russischen); mit G. Großer (Hg.), Wissenschaftlicher Kommunismus, Berlin 1974, 101987; Die Seminargestaltung im Studium des wissenschaftlichen Kommunismus, Berlin 1979.

Literatur G. Handel, Die Rolle des Franz-Mehring-Instituts bei der Verankerung des Marxismus-Leninismus an der Karl-Marx-Universität, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 23/1974, H. 5, S. 337-356; H. Niemann, Zur Entwicklung des marxistisch-leninistischen Grundlagenstudiums an der Karl-Marx-Universität Leipzig, in: ebd. 359-368; G. Handel, Das Franz-Mehring-Institut als zentrale Ausbildungsstätte für Lehrkräfte im marxistisch-leninistischen Grundlagenstudium (1950-1961), in: ebd. 369-389; T. Gillmeister, Ein Mann ist auf den Hahn gekommen, in: Lausitzer Rundschau 31.3.2004; Brandiser Stadtbote 10/2008, Nr. 9-10; S. Prenzel, Hahnenmuseum macht dicht, in: Leipziger Volkszeitung 13.4.2010; Traueranzeige Günter M., in: Leipziger Volkszeitung 31.12.2016; S. Winterberg, Wie keine andere. Die Dresdner Kreuzschule in der DDR, Berlin 2016.

Porträt Günter M., Fotografie, Privatbesitz Familie Mahn (Bildquelle).

Klaus Wachtel
5.10.2017


Empfohlene Zitierweise:
Klaus Wachtel, Artikel: Günter Mahn,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28027 [Zugriff 22.11.2024].