Fritz Johne

Nach dem Besuch der Volksschule in seinem Heimatort (1918-1922) und der Bürgerschule in Grottau (tschech. Hrádek nad Nisou) (1922-1926) absolvierte J. eine kaufmännische Lehre in Gablonz an der Neiße (tschech. Jablonec nad Nisou) (1926-1929). Anschließend war er bis August 1931 als Angestellter tätig. Während dieser Zeit wurde er Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands der Tschechoslowakischen Republik. Wegen antimilitaristischer Propaganda 1931 zu drei Monaten Haft verurteilt, war er anschließend arbeitslos. Von Oktober 1933 bis September 1935 leistete er seinen Wehrdienst als Soldat in einem Dragonerregiment der tschechoslowakischen Armee. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst zunächst erneut arbeitslos, arbeitete er später als Angestellter in der Genossenschaftsfleischerei Kratzau (tschech. Chrastava). 1936 trat er der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei bei und leistete deutschen Emigranten aktive Hilfe. – Am 9.8.1937 begab sich J. nach Spanien. Dort kämpfte er während des Spanischen Bürgerkriegs zuerst im Bataillon „Dimitroff“ und ab 1.3.1938 im tschechoslowakischen III. Bataillon „T. G. Massaryk“ der 129. Internationalen Brigade. Von Oktober 1938 bis Februar 1939 war er Politkommissar dieses Bataillons. Nach dem Rückzug der Interbrigadisten auf französisches Territorium war J. zwischen Februar 1939 und Mai 1941 in den Lagern St. Cyprienne, Gurs, Agder und Vernet interniert. Von dort wurde er an Deutschland ausgeliefert und war in elf verschiedenen Gefängnissen sowie schließlich im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Als dieses am 21.4.1945 geräumt wurde, nahm J. am sog. Todesmarsch teil und wurde am 2.5.1945 durch die Rote Armee befreit. Er kehrte in die Tschechoslowakei zurück und war dort zunächst in einer Antifa-Kanzlei in Reichenberg (tschech. Liberec) tätig. Da er als deutscher Antifaschist seine Nationalität nicht ablegen wollte, wurde er Mitorganisator der freiwilligen Umsiedlung deutscher Antifaschisten aus dem Sudetenland. In der SBZ war er mit seiner Familie anfangs in Pirna untergebracht und wurde später als Funktionär der SED in Halle/Saale eingesetzt. Am 15.8.1948 wurde er Inspektor der Deutschen Volkspolizei (DVP). Zunächst als Abteilungsleiter in der Landesbehörde der DVP in Halle/Saale beschäftigt, wechselte er nach einem Sonderlehrgang in der UdSSR (September 1949-Oktober 1950) als Offizier in die Hauptverwaltung Ausbildung der DVP. Mit Gründung der Kasernierten Volkspolizei (KVP) 1952 arbeitete er als Chef der Verwaltung Lehranstalten bzw. als Gehilfe des Chefs der KVP für Ausbildung und Lehranstalten. Am 1.10.1952 wurde J. zum Generalmajor ernannt. Nach Auseinandersetzungen mit dem Chef der KVP, v.a. über den Einsatz ehemaliger Wehrmachtsoffiziere, wurde er 1954 nach Leipzig versetzt, übernahm den Posten des Chefs der Territorialverwaltung Süd und leitete den Aufbau des Militärbezirks III der NVA, dem er bis zum 31.7.1957 vorstand. Nachdem J. anschließend die Akademie des Generalstabs der Sowjetarmee in der UdSSR besucht hatte (August 1957-September 1959), arbeitete er vom 1.10.1959 bis zum 31.5.1963 als Kommandeur der Militärakademie „Friedrich Engels“ in Dresden. – Am 1.6.1963 wurde J. zum Botschafter der DDR in der Republik Kuba ernannt. Diese Tätigkeit übte er bis zu einer schweren Erkrankung im Juni 1967 aus. Als Rentner lebte er wieder in Dresden und war ehrenamtlich Vorsitzender des Komitees antifaschistischer Widerstandskämpfer Dresdens. – Für seine Verdienste erhielt J. den Vaterländischen Verdienstorden in Silber (1954, 1961), die Hans-Beimler-Medaille (1956), die Verdienstmedaille der DDR sowie den Karl-Marx-Orden.

Quellen Bundesarchiv Freiburg/Breisgau, Abteilung Militärarchiv, Ministerium für Nationale Verteidigung/Zentrale Dienststellen, Militärakademie „Friedrich Engels“, Verwaltung Kader, Kaderakte J.

Werke E. Líster, Unser Krieg, Berlin 1972 [Übersetzung aus dem Spanischen].

Literatur D. Kürschner, Zur Geschichte des Militärbezirks III von 1956-1961, Diss. Potsdam 1987 [MS], S. 344-346. – DBA II, III; W. Röder/H. A. Strauss (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1, München u.a. 1999, S. 334; K. Froh/R. Wenzke, Die Generale und Admirale der NVA, Berlin 42000, S. 117, 327 (P); H. Müller-Enbergs/J. Wielgohs/D. Hoffmann (Hg.), Wer war wer in der DDR?, Bd. 1, Berlin 52010, S. 612f.

Porträt Fritz J., Generalmajor der NVA, Höhne E., Pohl E., 1975, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Dieter Kürschner †
4.9.2012


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Fritz Johne,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9108 [Zugriff 20.12.2024].

Fritz Johne



Quellen Bundesarchiv Freiburg/Breisgau, Abteilung Militärarchiv, Ministerium für Nationale Verteidigung/Zentrale Dienststellen, Militärakademie „Friedrich Engels“, Verwaltung Kader, Kaderakte J.

Werke E. Líster, Unser Krieg, Berlin 1972 [Übersetzung aus dem Spanischen].

Literatur D. Kürschner, Zur Geschichte des Militärbezirks III von 1956-1961, Diss. Potsdam 1987 [MS], S. 344-346. – DBA II, III; W. Röder/H. A. Strauss (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1, München u.a. 1999, S. 334; K. Froh/R. Wenzke, Die Generale und Admirale der NVA, Berlin 42000, S. 117, 327 (P); H. Müller-Enbergs/J. Wielgohs/D. Hoffmann (Hg.), Wer war wer in der DDR?, Bd. 1, Berlin 52010, S. 612f.

Porträt Fritz J., Generalmajor der NVA, Höhne E., Pohl E., 1975, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Dieter Kürschner †
4.9.2012


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Fritz Johne,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9108 [Zugriff 20.12.2024].