Friedrich Saalborn
Als Designer und industrieller Formgestalter trat S. v.a. bei der Weiterentwicklung der Form- und Farbgestaltung traditioneller Erzgebirgsfiguren hervor. – S. besuchte bis zum 31.1.1943 das Gymnasium in Zschopau und wurde bereits am 4.2.1943 zum Militärdienst einberufen. Nach Kriegsende absolvierte er bis 1947 eine Lehre als Gebrauchswerber in den WEDI-Werkstätten (Kunstgewerbe - WerbeDienst) Zschopau und war schließlich deren künstlerischer Leiter. Nach seinen Vorgaben wurden Weihnachtsleuchter, Engel und Krippen aus Sperrholz hergestellt und bemalt. S. entwarf darüber hinaus Motive für die Gestaltung von Kunstledertaschen, Kleidern und Holztellern. 1947 begann S. ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Für den Lebensunterhalt sorgte zunächst seine Ehefrau. Später war S. neben seinem Studium als Kunsterzieher an der Grundschule in Hennersdorf bei Augustusburg tätig. Aus seiner Schul- und Studienzeit sind zahlreiche grafische Arbeiten überliefert. Bei
Rudi Högner in Dresden legte S. 1952 das Diplom im Fach Industrielle Formgestaltung ab. Er arbeitete danach bis 1954 als künstlerischer Leiter der VEB Baumwoll- und Leinenwebereien Neugersdorf und bis 1960 der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Baumwolle Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) sowie als Leiter des zentralen Musterbüros Lengenfeld/Vogtland. Gemeinsam mit dem „Entwerferkollektiv des Zentralen Musterbüros Druck“ der VVB Baumwolle wurde S. 1961 mit der Goldmedaille für hervorragende Formgebung ausgezeichnet. Ab 1961 war S. in Berlin als künstlerischer Leiter am Institut für angewandte Kunst und Kunsthandwerk (bis 1963) und nach dessen Übergang in das Zentralinstitut für Formgestaltung (bis 1965) tätig. Anschließend hielt er sich bis 1968 auf Kuba auf und beteiligte sich dort am Aufbau der ersten Hochschule für Industrieformgestaltung in Havanna, deren Leitung er übernahm. Ab 1968 leitete S. für drei Jahre den Fachbereich Flächengestaltung an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein. Hier wurde er 1969 zum Professor berufen und war bis 1971 Leiter des Fachbereichs Flächengestaltung und Direktor der Sektion Gestaltung im Bereich Wohnungen, Bildung und Erholung. Gleichzeitig nahm S. 1969 bis 1971 einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt wahr. 1972 bis 1974 ging S. erneut nach Havanna, wo er als Dozent am Lehrstuhl für Flächengestaltung der Nationalen Kunsthochschule Havanna tätig war. Für seine insgesamt sechsjährige Tätigkeit auf Kuba wurde S. mit dem Verdienstdiplom des dortigen nationalen Kulturrats ausgezeichnet. Die Eindrücke von Kuba beeinflussten die Form- und Farbgestaltung von S.s Arbeiten nachhaltig. Die aus dieser Zeit bekannten grafischen Werke spiegeln dies beeindruckend wider. Nach seiner Rückkehr wurde er 1975 ordentlicher Professor an der Hallenser Hochschule für industrielle Formgestaltung und wirkte dort bis zu seiner Emeritierung im März 1989. 1976 wurde er mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Bronze ausgezeichnet. – Nach seiner Emeritierung widmete sich S., vorwiegend in Jöhstadt, ganz der erzgebirgischen Volkskunst sowie deren Farb- und Formgestaltung. Nachdem er bereits ab 1980 historische Stücke aus seiner eigenen Sammlung restauriert hatte, entwickelte er diese Vorlagen weiter. So befasste sich S. mit der Gestaltung von Hängeleuchtern, Lichterfiguren, Pyramiden und Miniaturen. S.s Entwürfe von größeren Figuren (ca. 30-59 cm) wie Engel, Bergmann und Türke oder auch historischer Persönlichkeiten wie Adam Ries und Barbara Uthmann bestehen stets aus einem gedrechselten Grundkörper, die er nach seinen detaillierten gezeichneten Vorgaben herstellen ließ. Nach der Ausstattung mit selbstgefertigten Armen, Haaren, Nase, Bekleidungs- oder Zubehörteilen, z.B. aus Pappe oder Textil, erfolgten ein mehrmaliges weißes Grundieren aus Kasein mit Kreide sowie eine abschließende Bemalung, die teilweise experimentell und farbenfroh, meist in Pastelltönen, gestaltet ist. – In den 1980er-Jahren galt sein Interesse v.a. Hängeleuchtern, die er mit Figuren aus dem Bergwerksleben bestückte. In Anlehnung an historische Trachten konzipierte S. die Bergmannsuniformen mit großer künstlerischer Freiheit. Aus arbeitsökonomischen Gründen benutze er ab 1992 maschinell bzw. industriell gefertigte Teile, die er zusammensetzte und kombinierte. Hier folgte er dem Trend der industriellen Fertigung von erzgebirgischer Volkskunst, wobei ihm seine Erfahrung als Industrieformgestalter zugutekam. Bekannt sind ebenso seine ab 1991 entworfenen Engelsfiguren, die zu ganzen Engelkapellen zusammengestellt werden können oder als Pyramidenfiguren Verwendung finden. Hinzu kamen seine Weihnachtskrippen oder Tischleuchter unter Verwendung von Jugendstilornamenten. Aus 1995 sind zwei Türken-Lichterfiguren bekannt, ebenso wie seine Entwürfe zu farbenfrohen Hampelmännern aus Sperrholz. – Die von S. gestalteten Objekte befinden sich zum größten Teil in Privatbesitz, wenige in Museen wie dem Adam-Ries-Museum Annaberg-Buchholz oder der Burg Scharfenstein.
Werke Die Gestaltung von bedruckten Textilien für die industrielle Produktion, in: Form und Zweck 1960, S. 89-100.
Literatur R. Gebhardt, Der Künstler Prof. Friedrich S. (1924-1997), in: Erzgebirgische Heimatblätter 3/2013, S. 2-5; ders., Friedrich S. Vom Arbeiten mit Holz und Farbe, Annaberg-Buchholz 2015.
Porträt Georg Friedrich S., 1978, Fotografie, Privatbesitz R. Uhlig (Bildquelle).
Rainer Gebhardt
23.11.2016
Empfohlene Zitierweise:
Rainer Gebhardt, Artikel: Friedrich Saalborn,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16614 [Zugriff 2.11.2024].
Friedrich Saalborn
Werke Die Gestaltung von bedruckten Textilien für die industrielle Produktion, in: Form und Zweck 1960, S. 89-100.
Literatur R. Gebhardt, Der Künstler Prof. Friedrich S. (1924-1997), in: Erzgebirgische Heimatblätter 3/2013, S. 2-5; ders., Friedrich S. Vom Arbeiten mit Holz und Farbe, Annaberg-Buchholz 2015.
Porträt Georg Friedrich S., 1978, Fotografie, Privatbesitz R. Uhlig (Bildquelle).
Rainer Gebhardt
23.11.2016
Empfohlene Zitierweise:
Rainer Gebhardt, Artikel: Friedrich Saalborn,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16614 [Zugriff 2.11.2024].