Friedrich Rappolt

Der Ururenkel des gleichnamigen Bergbauunternehmers kam als Zwölfjähriger mit seinen Eltern nach Pegau, wo sich sein Vater als Ratsherr, Stadtrichter und Apotheker einen Namen machte. 1628 bis 1634 besuchte R. die Landesschule Schulpforte. 1634 wurde er an der Universität Leipzig immatrikuliert und studierte dort Philologie, Philosophie und Theologie. 1635 erwarb er den akademischen Grad eines Baccalaureus der Philosophie und ein Jahr später den eines Magisters. Das Angebot des Rats der Stadt Pegau, die dortige Rektorenstelle zu übernehmen, lehnte er auf Anraten seiner akademischen Lehrer, darunter der Theologe Heinrich Höpfner, ab, da man ihn anscheinend in Leipzig bereits für eine Universitätslaufbahn vorgesehen hatte. Wirtschaftliche Engpässe und private Rückschläge, bedingt durch den frühen Tod des Vaters 1638 sowie aufgrund eines schweren Brandschadens, durch den R. sein ganzes Vermögen verlor, zwangen ihn, weitere Studien zeitweilig zugunsten von Einkünften aus Unterrichtsstunden einzuschränken. – Zeitlebens blieb er der Universität und der Stadt Leipzig treu und lehnte weitere Angebote zur Übernahme von Rektorenstellen in Hamburg und Halle/Saale ab. 1642 wurde ihm in Leipzig die Funktion des Konrektors der Thomasschule übertragen, die er neben seiner Lehrtätigkeit an der Universität etwa 22 Jahre wahrnahm. Seine universale Bildung kam auch in seiner akademischen Laufbahn zum Tragen: 1644 war er Assessor der Philosophischen Fakultät, 1651 Professor der Dialektik, 1656 Professor für Poesie und 1663 Rektor der Nikolai-Schule in Leipzig. 1668 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und schließlich 1670 zum Professor für Theologie berufen. 1674 erfolgte die Wahl zum Dekan der Theologischen Fakultät; zweimal übte er das Amt des Rektors der Universität aus. Zu seinen weiteren Aufgaben gehörte u.a. die Aufsicht über die Ausbildung der kurfürstlichen Stipendiaten an der Leipziger Universität. Einer seiner Studenten war Christian Meltzer, der nachmalige Chronist von Schneeberg. – Der hoch angesehene Theologe und Hochschullehrer hielt stets Kontakt zu seinem Geburtsort Reichenbach und erwies sich u.a. als Förderer und Mentor von Reichenbacher Studenten. Seine zahlreichen Schriften befassten sich zumeist mit philosophischen und theologischen Themen. Unter dem Titel „Opera theologica, exegetica, didactica“ gab Johann Benedikt Carpzov 1693 in Leipzig eine Sammlung von R.s theologischen Schriften in zwei Quartbänden heraus. – Auch als Dichter von Werken in lateinischer und deutscher Sprache erwarb sich R. weite Anerkennung. 1670 veröffentlichte Carpzow eine Auswahl von R.s lateinischen Gedichten und 1679 erschien eine Sammlung von Epigrammen. In das Gesangbuch von Johann Friedrich Burg wurde eines der Lieder von R. aufgenommen. Die Ratsschulbibliothek Zwickau bewahrt neben R.s Porträt zahlreiche seiner Gelegenheitsgedichte zu Hochzeiten und Todesfällen sowie zehn seiner Briefe an den Rektor des Zwickauer Gymnasiums, Christian Daum auf. Carpzov selbst hielt die Leichenpredigt auf R. und würdigte dabei dessen wissenschaftliche Leistungen, seine mustergültige Amtsführung und sein glückliches Familienleben.

Quellen J. B. Carpzov, Der im Himmel angeschriebene Name Friedrich, dessen sich Friedrich R. ... offt erfreuet hat, Leipzig 1678; V. Alberti, Rector Academiae Lipsiensis ad supremum officium..., Trauerschrift, Leipzig 1677.

Werke Analysis vitae T. Pomponii Attici, a C. Nepote descriptae, Leipzig 1654; De adventu boni principis apospasmation, Leipzig 1657; Dissertatio Physio-Philologica De Sole, Leipzig 1658; Dissertatio pneumatica de angelis, Leipzig 1668; De Adoratione Carnis Christi, Leipzig 1668; Poematum in heroico genere hactenus vulgatorum liber, hrsg. von J. B. Carpzov, Leipzig 1670; De ecclesiae dignitate dissertatio analytica, Leipzig 1672; Poetica Aristotelica, Leipzig 1679; Poematum varii generis Libellus, hrsg. von J. Wittigau/F. Knoch, Leipzig 1679; Opera theologica, exegetica, didactica, 2 Bde., hrsg. von J. B. Carpzov, Leipzig 1693.

Literatur J. F. Burg (Hg.), Evangelisches Gesang-Buch für die königlich-preußischen Lande, Breslau 1847, S. 634. – ADB 27, S. 301f.; C. G. Joecher (Hg.), Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 3, Leipzig 1751 (ND Hildesheim 1961), Sp. 1911f.

Porträt C. Romstet, o.J., Kupferstich, Ratsschulbibliothek Zwickau (Bildquelle).

Eugen Schöler
20.6.2006


Empfohlene Zitierweise:
Eugen Schöler, Artikel: Friedrich Rappolt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3245 [Zugriff 16.4.2024].

Friedrich Rappolt



Quellen J. B. Carpzov, Der im Himmel angeschriebene Name Friedrich, dessen sich Friedrich R. ... offt erfreuet hat, Leipzig 1678; V. Alberti, Rector Academiae Lipsiensis ad supremum officium..., Trauerschrift, Leipzig 1677.

Werke Analysis vitae T. Pomponii Attici, a C. Nepote descriptae, Leipzig 1654; De adventu boni principis apospasmation, Leipzig 1657; Dissertatio Physio-Philologica De Sole, Leipzig 1658; Dissertatio pneumatica de angelis, Leipzig 1668; De Adoratione Carnis Christi, Leipzig 1668; Poematum in heroico genere hactenus vulgatorum liber, hrsg. von J. B. Carpzov, Leipzig 1670; De ecclesiae dignitate dissertatio analytica, Leipzig 1672; Poetica Aristotelica, Leipzig 1679; Poematum varii generis Libellus, hrsg. von J. Wittigau/F. Knoch, Leipzig 1679; Opera theologica, exegetica, didactica, 2 Bde., hrsg. von J. B. Carpzov, Leipzig 1693.

Literatur J. F. Burg (Hg.), Evangelisches Gesang-Buch für die königlich-preußischen Lande, Breslau 1847, S. 634. – ADB 27, S. 301f.; C. G. Joecher (Hg.), Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 3, Leipzig 1751 (ND Hildesheim 1961), Sp. 1911f.

Porträt C. Romstet, o.J., Kupferstich, Ratsschulbibliothek Zwickau (Bildquelle).

Eugen Schöler
20.6.2006


Empfohlene Zitierweise:
Eugen Schöler, Artikel: Friedrich Rappolt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3245 [Zugriff 16.4.2024].