Franz Seconda
S. stand seit 1779 als Schauspieler und Theaterkassierer in den Diensten des Prinzipals Pasquale Bondini. Dieser hatte seit 1777 das kursächsische Privileg inne und bespielte mit seiner Gesellschaft, den „Königlich Sächsischen Comödianten“, in den Sommermonaten v.a. Leipzig und im Winter Dresden, wo er auch im Karneval Redouten (Maskenbälle) ausrichtete. Als S. in die Gesellschaft eintrat, war Bondini auch Direktor eines Theaters in Prag, für das
Wolfgang Amadeus Mozart seinen „Don Giovanni“ (1787) im Auftrag Bondinis komponierte. – 1782 war Bondinis Privileg bereits erneuert worden und als 1788 wiederum eine Verlängerung des Kontrakts anstand, wurde S., der mit der Geschäftsführung vertraut war, Bondinis Teilhaber. Eine Klausel des Vertrags hielt fest, dass das Privileg im Fall von Bondinis Tod auf S. übergehen sollte. Bondini starb bereits im folgenden Jahr auf einer Reise nach Italien in Brauneck/Tirol und S. übernahm die alleinige Leitung der Gesellschaft. – Von Zeitgenossen wurde allgemein ein künstlerischer Niedergang der Truppe unter der Leitung S.s konstatiert, bei dem geschäftliche Interessen den künstlerischen Sachverstand überwogen. Die Orientierung am Kassenerfolg und Publikumsgeschmack war allerdings der prekären finanziellen Lage geschuldet. Schon unter Bondinis Leitung musste die Gesellschaft subventioniert werden. Zwar waren die Aufführungen während der Leipziger Messezeiten sehr einträglich, im Winter benötigte man aber Geldzuwendungen des Hofs, anfänglich 6.000, ab 1801 sogar 7.200 Taler. – Es lässt sich allerdings feststellen, dass das sächsische Theater hinter dem Aufschwung der Theaterkunst andernorts zurückblieb, wozu eine streng gehandhabte Zensur kein Geringes beitrug. Das Erscheinen kirchlicher Würdenträger auf der Bühne war verboten, ebenso das Beten und sogar die bloße Nennung Gottes wurden untersagt. Hinzu kam, dass man in Sachsen an einer gleichsam veräußerlicht rhetorischen Spielweise festhielt, während andernorts allmählich der Übergang zu einem ästhetisch-elaborierten Spiel bzw. zur Menschendarstellungskunst vollzogen wurde. Dennoch zählten zu S.s Gesellschaft einige der bekanntesten Schauspieler des ausgehenden 18. Jahrhunderts, etwa Friederike Wilhelmine Hartwig, Joseph Anton Christ oder
Ferdinand Ochsenheimer. – 1789 kehrte der Schauspieler
Christian Wilhelm Opitz, der bereits 1780 bis 1785 der Bondini’schen Gesellschaft angehört hatte, zurück und führte fortan Regie. 1801 scheiterte S. allerdings mit dem Versuch, seinen Kontrakt im Fall seines Tods auf Opitz übertragen zu lassen. Opitz starb jedoch schon 1810 und S. übernahm nun auch die Regie selbst. Im Repertoire der Seconda’schen Gesellschaft befanden sich bevorzugt Stücke von
August Wilhelm Iffland und
August von Kotzebue, den beliebtesten Theaterautoren jener Zeit. – Die Zeit der Befreiungskriege sowie die russische Besetzung Sachsens 1813 läuteten das Ende der Gesellschaft S.s ein. 1814 wurde der noch im vorangegangenen Jahr verlängerte Kontrakt aufgehoben. Die italienische Oper und das deutsche Schauspiel wurden zu einer gemeinsamen Staatsanstalt, den Königlichen Schauspielen, umgewandelt, der der Hofrat
Karl Gottlieb Theodor Winkler als Intendant vorstand. S., dem man Garderobe und Bibliothek seiner Gesellschaft abkaufte, wurde als Ökonomierat an den Königlichen Schauspielen angestellt. Zeitgenossen berichteten, dass S. fortan als Relikt einer vergangenen Epoche am Hof sein Dasein fristete.
Literatur R. Prölß, Geschichte des Hoftheaters zu Dresden, Dresden 1878; J. A. Christ, Schauspielerleben im 18. Jahrhundert, München 1912; E. Pies, Prinzipale, Ratingen 1973, S. 304 (P). – W. Kosch, Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 3, Klagenfurt/Wien 1992, S. 2156f.
Corinna Kirschstein
10.8.2011
Empfohlene Zitierweise:
Corinna Kirschstein, Artikel: Franz Seconda,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22765 [Zugriff 21.11.2024].
Franz Seconda
Literatur R. Prölß, Geschichte des Hoftheaters zu Dresden, Dresden 1878; J. A. Christ, Schauspielerleben im 18. Jahrhundert, München 1912; E. Pies, Prinzipale, Ratingen 1973, S. 304 (P). – W. Kosch, Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 3, Klagenfurt/Wien 1992, S. 2156f.
Corinna Kirschstein
10.8.2011
Empfohlene Zitierweise:
Corinna Kirschstein, Artikel: Franz Seconda,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22765 [Zugriff 21.11.2024].