Ferdinand von Funck
F. war der Sohn eines braunschweigischen Hofrats, der 1763 in den Adelsstand erhoben wurde. Er besuchte die Schule in Wolfenbüttel und ab 1778 das Carolinum in Braunschweig. 1780 entschloss er sich, wie bereits vor ihm zwei Brüder seines Vaters, in den kursächsischen Dienst einzutreten. Er wurde als Souslieutenant in das Regiment Garde du Corps aufgenommen. Obwohl sein Name eigentlich Funcke lautete, ließ er sich in den sächsischen Listen als Funck führen und behielt diese Namensform auch weiter bei. 1784 wurde er zum Premierlieutenant befördert und erhielt die Funktion eines Regimentsadjutanten. Da er zu seinem Kommandeur ein gespanntes Verhältnis hatte und ihm der Dienst wenig behagte, nahm er 1787 seinen Abschied. – In der Folgezeit vertiefte sich der hochbegabte junge F. in geisteswissenschaftliche Studien, aus denen 1792 die „Geschichte Kaiser
Friedrichs II.“ hervorging. Er wurde Mitarbeiter der „Allgemeinen Literaturzeitung“ und der damals weithin bekannten „Horen“. Zudem trat er in freundschaftliche Verbindung mit Novalis, Christian Körner und Friedrich von Schiller. 1791 gelang es dem Generalleutnant und Generalinspekteur der sächsischen Kavallerie,
Moritz Graf von Bellegarde, F. im Rang eines Rittmeisters zum Eintritt in das neu gebildete kursächsische Husarenregiment zu bewegen. Daneben beschäftigte er sich weiter mit literarischen und historischen Studien. In den folgenden Jahren verfasste er ein Manuskript über die Geschichte Sachsens, das jedoch während einer Feuersbrunst in Kölleda verbrannte. Dort hielt sich F. während der Rheinfeldzüge gegen Frankreich auf, an denen er von 1794 bis 1796 teilnahm. Dieser Rückschlag hinderte ihn aber nicht daran, sich weiterhin seinen Studien und Publikationen zu widmen sowie Beziehungen zu Größen des deutschen Geisteslebens, wie u.a.
Johann Wolfgang von Goethe, zu pflegen. – 1805 stellte Sachsen angesichts der drohenden Gefahr eines Kriegs gegen Frankreich ein Armeekorps zum Schutz der Grenzen auf. F., mittlerweile Major, wurde der Generaladjutant des Generals der Kavallerie Hans Gottlob von Zezschwitz, der dieses Korps befehligte. In dieser Funktion war F. u.a. für die Korrespondenz mit dem sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. (König Friedrich August I., der Gerechte) verantwortlich. Auch bei der Mobilmachung 1806 verblieb er in dieser Stellung. In der Schlacht bei Jena, die für Preußen und Sachsen mit einer entscheidenden Niederlage (14.10.1806) endete, zeichnete sich F. durch Tapferkeit aus. Trotz einer Verwundung stellte er sich unmittelbar nach seiner Gefangennahme dem französischen Kaiser als Kurier zur Verfügung und überbrachte dem sächsischen Kurfürsten
Napoleons Angebot, Sachsen nicht als feindliches Land zu behandeln, wenn Friedrich August III. als Zeichen der Unterwerfung in seiner Residenz verbleibe. Der Kurfürst nahm den Vorschlag an und trat mit Napoleon in Friedensverhandlungen ein. Noch im Oktober 1806 ernannte Friedrich August F. zu seinem Flügeladjutanten; innerhalb der nächsten vier Monate folgten die Beförderungen zum Oberstleutnant und zum Oberst und die Ernennung zum königlichen Generaladjutanten. In Würdigung seiner Verdienste erhielt er das Ritterkreuz des Militär Sankt-Heinrichsordens. – Kurfürst Friedrich Augusts III. wurde im Frieden von Posen (poln. Poznań) von Napoleon zum König Friedrich August I. erhoben. F. agierte fortan als sein Berater und wichtigster Vermittler zwischen dem sächsischen Hof und dem Hauptquartier Napoleons. 1809 gelangte F. zunächst in den Rang eines Generalmajors und Generalinspekteurs der sächsischen Kavallerie; ein Jahr später wurde er Generalleutnant und Kommandeur einer Kavalleriebrigade. 1812 nahm er als Divisionskommandeur an Napoleons Feldzug gegen Russland teil. Durch seine ungewöhnlich steile Karriere, aber auch durch seine zuweilen überhebliche Art hatte er sich viele Feinde geschaffen. Nach Dispensierung von seinem Kommando Anfang 1813 schickte man ihn nach Sachsen zurück. Dort wurde er auf „Wartegeld“ gesetzt, d.h. er blieb formal weiterhin im Dienst, fand jedoch keine Anstellung. Nach der Besetzung Sachsens durch Russen und Preußen sowie der Gefangennahme König Friedrich Augusts I. erfolgte F.s Entlassung aus dem Staatsdienst, da dessen profranzösische Haltung bekannt war. Die nächsten Monate verlebte er in Wurzen und schrieb seine Erinnerungen an die napoleonische Zeit nieder. Nach der Rückkehr des sächsischen Königs im Juni 1815 erhielt F. erneut eine Anstellung und wurde mit diplomatischen Aufgaben betraut, die ihn u.a. nach Paris und London führten. Bereits 1816 erbat er seinen Abschied und zog sich endgültig ins Privatleben zurück. Neben zahlreichen Aufsätzen und Rezensionen erschienen von ihm zwischen 1820 und 1824 die „Gemälde aus dem Zeitalter der Kreuzzüge“ in vier Bänden. In Anerkennung der Verdienste, die er sich mit seinen historischen Werken erworben hatte, verlieh ihm die Universität Marburg im Sommer 1827 den Titel eines Doktors der Philosophie. Nach längerem Leiden infolge zweier Schlaganfälle verstarb F. 1828 in Wurzen.
Werke Geschichte Kaiser Friedrichs II., Züllichau/Freystadt 1792; Gemälde aus dem Zeitalter der Kreuzzüge, 4 Bde., Leipzig 1820-1824; Erinnerungen aus dem Feldzuge des sächsischen Corps, unter dem General Grafen Reynier, im Jahre 1812, Dresden/Leipzig 1829; A. Brabant (Hg.), Im Banne Napoleons, Dresden 1928 (P); A. Brabant (Hg.), In Russland und in Sachsen 1812-1815, Dresden 1930 (P).
Literatur F. v. Witzleben, Karl Wilhelm Ferdinand von F., in: Zeitgenossen, Reihe 3, Bd. 2, Nr. 12/1830, S. 61-88; J. Richter, Karl Wilhelm Ferdinand von F., in: Mitteilungen des Wurzener Geschichts- und Altertumsvereins 1/1910, S. 108-110; H. A. Verlohren (Bearb.), Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, Leipzig 1910, S. 227; I. Kasperowski, Karl Wilhelm Ferdinand von F., in: Jahrbuch der deutschen Schiller-Gesellschaft 34/1990, S. 37-86; E. Krannich, F. Tagebücher einer Zeitenwende, Grimma 2007. – ADB 8, S. 200f.; DBA I, III; DBE 3, S. 540.
Porträt Generalleutant Ferdinand v. F., Anton Graff, 1804, Öl auf Leinwand, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Roman Töppel
16.6.2008
Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Ferdinand von Funck,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1587 [Zugriff 21.11.2024].
Ferdinand von Funck
Werke Geschichte Kaiser Friedrichs II., Züllichau/Freystadt 1792; Gemälde aus dem Zeitalter der Kreuzzüge, 4 Bde., Leipzig 1820-1824; Erinnerungen aus dem Feldzuge des sächsischen Corps, unter dem General Grafen Reynier, im Jahre 1812, Dresden/Leipzig 1829; A. Brabant (Hg.), Im Banne Napoleons, Dresden 1928 (P); A. Brabant (Hg.), In Russland und in Sachsen 1812-1815, Dresden 1930 (P).
Literatur F. v. Witzleben, Karl Wilhelm Ferdinand von F., in: Zeitgenossen, Reihe 3, Bd. 2, Nr. 12/1830, S. 61-88; J. Richter, Karl Wilhelm Ferdinand von F., in: Mitteilungen des Wurzener Geschichts- und Altertumsvereins 1/1910, S. 108-110; H. A. Verlohren (Bearb.), Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, Leipzig 1910, S. 227; I. Kasperowski, Karl Wilhelm Ferdinand von F., in: Jahrbuch der deutschen Schiller-Gesellschaft 34/1990, S. 37-86; E. Krannich, F. Tagebücher einer Zeitenwende, Grimma 2007. – ADB 8, S. 200f.; DBA I, III; DBE 3, S. 540.
Porträt Generalleutant Ferdinand v. F., Anton Graff, 1804, Öl auf Leinwand, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Roman Töppel
16.6.2008
Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Ferdinand von Funck,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1587 [Zugriff 21.11.2024].