Felician Geß

G. wurde in Basel geboren, wo sein aus Kirchheim unter Teck stammender Vater an der Missionsschule lehrte, und legte das Abitur in Posen (poln. Poznań) ab, da sein Vater dort seit 1879 Generalsuperintendent war. Nach dem Studium der Fächer Geschichte und Alte Sprachen in Tübingen (1882-1884) und Leipzig (1884-1886) promovierte er am 14.7.1886 an der Philosophischen Fakultät der Leipziger Universität bei Wilhelm Maurenbrecher mit einer Arbeit über „Johann Cochläus, der Gegner Luthers“. Bereits zwei Jahre später (1888) habilitierte er sich dort mit der Untersuchung „Die Klostervisitation Herzog Georgs, nach ungedruckten Quellen dargestellt“. – Am 1.4.1894 wurde G. auf die 1879 eingerichtete Professur für Geschichte an der Technischen Hochschule in Dresden berufen. Er gehörte 1896 zu den ersten Mitgliedern der neu gegründeten Königlich-Sächsischen Kommission für Landesgeschichte und erhielt von ihr den Auftrag, die „Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs“ herauszugeben. Der erste Band erschien 1905, der zweite, bis 1527 reichende, 1917. Die Bände 3 und 4 (bis 1539) wurden im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften von Heiko Jadatz und Christian Winter bearbeitet und erschienen 2010 und 2012. Diese Quellenedition gehört zu den Standardwerken der Reformationsgeschichte Sachsens. In seinen Vorlesungen behandelte G. überwiegend die deutsche und europäische (v.a. russische und spanische) Geschichte des 19. Jahrhunderts, publiziert hat er zu diesem Zeitraum jedoch nicht. – Ende September 1908 wurde G., zusätzlich zu seinen Verpflichtungen als Professor, Direktor der Bibliothek der Hochschule. Er war damit einer der Professorenbibliothekare, die seit 1840 der Bücherei der Technischen Hochschule Dresden vorstanden. Sein Direktorat fiel in eine Zeit starken Wachstums der Bücherbestände und steigender Benutzerzahlen durch die Studenten. Bis 1914 erwarb die Bibliothek zudem über eine Million deutsche und englische Patentschriften. Im Krieg mussten dann die nötigen Buchanschaffungen durch Drittmittel finanziert werden, da die Hochschule für diesen Zweck keine öffentlichen Gelder mehr erhielt. – Nach 1918 stieg die Zahl der Bibliotheksbenutzer und der Literaturzugänge weiter an. Seit 1914 lag zwar ein handschriftlicher Sachkatalog vor, und es erstarkten die Institutsbibliotheken, sodass die Studenten dort einen Teil der benötigten Literatur ausleihen konnten, dennoch blieben Unzulänglichkeiten in der Gesamtsituation der Hochschulbibliothek bestehen. Auf Wunsch des Senats der Technischen Hochschule verfasste 1928 der Direktor der Sächsischen Landesbibliothek Martin Bollert ein Gutachten, in dem er u.a. die Leitung der Bibliothek durch einen Fachbibliothekar, die Erschließung des Gesamtbestands durch Kataloge und geregelte Beratungs- und Auskunftsdienste forderte. Diese Aufgaben kamen auf den Nachfolger G.s im Direktorat, Hermann Neubert, zu. – G. bat im März 1928 nach Erreichen der Altersgrenze um seine Emeritierung, mit der er ab 1.10.1928 die Hochschullehrer- und Direktorentätigkeit beendete.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Ministerium für Kultus; Universität Leipzig, Universitätsarchiv, Promotionsakte G.

Werke Johannes Cochläus, der Gegner Luthers, Oppeln 1886; Die Klostervisitationen des Herzog Georg von Sachsen, Leipzig 1888; (Hg.), Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzogs Georg von Sachsen, Bd. 1: 1517-1524, Leipzig 1905 (ND Leipzig/Köln 1985), Bd. 2: 1525-1527, Leipzig 1917 (ND Leipzig/Köln 1985).

Literatur H. Beschorner, Felician G. †, in: NASG 59/1938, S. 126-128; H.-D. Wüstling, Das Bollert-Gutachten, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden 44/1995, Nr. 5, S. 78-82; H. Jadatz/C. Winter (Hg.), Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzogs Georg von Sachsen, Bd. 3: 1528-1534, Köln/Weimar/Wien 2010, Bd. 4: 1535-1539, Köln/Weimar/Wien 2012. – DBA II, III; D. Petschel (Bearb.), Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, Köln 2003, S. 270 (WV); H.-D. Wüstling, Die Direktoren der Universitätsbibliothek Dresden von 1828-1996, Dresden 2005, S. 44-49 (P); T. Bürger/K. Hermann, Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 97f.

Porträt Felician G., W. Höffert, 1897, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Siegfried Hoyer
25.2.2015


Empfohlene Zitierweise:
Siegfried Hoyer, Artikel: Felician Geß,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18283 [Zugriff 19.3.2024].

Felician Geß



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Ministerium für Kultus; Universität Leipzig, Universitätsarchiv, Promotionsakte G.

Werke Johannes Cochläus, der Gegner Luthers, Oppeln 1886; Die Klostervisitationen des Herzog Georg von Sachsen, Leipzig 1888; (Hg.), Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzogs Georg von Sachsen, Bd. 1: 1517-1524, Leipzig 1905 (ND Leipzig/Köln 1985), Bd. 2: 1525-1527, Leipzig 1917 (ND Leipzig/Köln 1985).

Literatur H. Beschorner, Felician G. †, in: NASG 59/1938, S. 126-128; H.-D. Wüstling, Das Bollert-Gutachten, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden 44/1995, Nr. 5, S. 78-82; H. Jadatz/C. Winter (Hg.), Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzogs Georg von Sachsen, Bd. 3: 1528-1534, Köln/Weimar/Wien 2010, Bd. 4: 1535-1539, Köln/Weimar/Wien 2012. – DBA II, III; D. Petschel (Bearb.), Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, Köln 2003, S. 270 (WV); H.-D. Wüstling, Die Direktoren der Universitätsbibliothek Dresden von 1828-1996, Dresden 2005, S. 44-49 (P); T. Bürger/K. Hermann, Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 97f.

Porträt Felician G., W. Höffert, 1897, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Siegfried Hoyer
25.2.2015


Empfohlene Zitierweise:
Siegfried Hoyer, Artikel: Felician Geß,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18283 [Zugriff 19.3.2024].