Ernst von Miltitz

M. entstammte einem bedeutenden sächsischen Adelsgeschlecht. Er gehörte zu jenen Vertretern des sächsischen Adels, die im 16. Jahrhundert in einflussreiche landesherrliche Hof- und Verwaltungsämter gelangten. Da M. an den Höfen von Herzog Georg (der Bärtige), Herzog Heinrich (der Fromme), Herzog/Kurfürst Moritz und Kurfürst August in Diensten stand, nannte man ihn gelegentlich den „Vierfürstenrat“ (M. von Miltitz). – Als sein Vater Siegmund, der wohl 24 Kinder aus drei Ehen hinterließ, 1506 seine Güter unter den fünf Söhnen aufteilte, erhielt M. Batzdorf. 1524 wurde M. erstmals als Stadthauptmann in Meißen erwähnt. Seitdem stand M. als Rat in Diensten Herzog Georgs, unter dem er spätestens 1530 als Hofmarschall die Verwaltung des Dresdner Hofs übernahm. Zudem war er 1538 bis 1540 als Amtmann in Meißen tätig. Bei einem Rechtsstreit zwischen dem altgläubigen Herzog Georg und dem Geheimen Rat Anton von Schönberg, der sich zur Reformation bekannte und im Dienst von Georgs Bruder Heinrich stand, fungierte M. 1539 als Richter. – Ein Bedeutungsverlust drohte M. mit dem Regierungsantritt Herzog Heinrichs, der 1539 die Reformation im albertinischen Landesteil einführte und der zunächst nicht auf die Räte Georgs zurückgriff. Vermutlich spielten bei der vorübergehenden Ausgrenzung M.s nicht nur konfessionelle Gründe eine Rolle, sondern auch dessen gespanntes Verhältnis zu dem von Herzog Heinrich hoch geschätzten Anton von Schönberg. Nachdem jedoch M. wohl noch unter Herzog Heinrich zum evangelischen Glauben übergetreten war, wurden ihm erneut wichtige Aufgaben am Dresdner Hof übertragen. Besonders in der Regierungszeit von Herzog/Kurfürst Moritz gelangte er zu großem Einfluss. Moritz folgte einer Empfehlung seines Schwiegervaters, des Landgrafen Philipp von Hessen, und berief M. bald nach Amtsantritt 1541 zum Hofmeister, um die Erziehung seines Bruders August zu übernehmen. Dieses Amt bekleidete M. drei Jahre, bis August Administrator des Bistums Merseburgs wurde. Ab 1541 war M. Mitglied eines Säkularisationsausschusses. Er kaufte ehemals kirchlichen Besitz stark vergünstigt auf und verzeichnete einen erheblichen Landgewinn. Zusammen mit Georg von Komerstadt, Johann Rivius d.Ä. u.a. war er mit der Einrichtung der Landesschule St. Afra beauftragt. Unter Moritz ordnete er zudem als Kämmerer die Staatsfinanzen. Er besorgte Geld für die Truppen, verwaltete ab 1547 die Silberkammer des Hofs, überwachte die Abrechnung der Amtleute und sorgte für das Eintreiben von Schulden und die Beschaffung von Krediten auf den Leipziger Messen. Während des Kriegszugs Kaiser Karls V. gegen Frankreich (1543/44), an welchem sich Moritz beteiligte, wurde M. Statthalter in Dresden, wo er für die Bewachung des Schlosses und der Stadt zuständig war. – Von den Auswirkungen des Schmalkaldischen Kriegs (1546/1547) war M. nach Auskunft älterer Arbeiten ( A. Leicht) persönlich betroffen. Als Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen (der Großmütige) im April 1547 Meißen besetzte, soll er aus der Landesschule M.s Söhne Nickel und Alexander entführen lassen haben. 1547 übernahm M. das Kommando über eine in Dresden stationierte 500 Mann starke Reiterei und kam im selben Jahr mit 800 sächsischen Reitern in Mittweida den Truppen des Markgrafen Albrecht von Brandenburg zu Hilfe. – In ein weiteres bedeutendes Amt gelangte M., als Moritz nach dem Erwerb der sächsischen Kurwürde 1547 die Landesverwaltung neu ordnete und den Kurstaat in fünf Kreise einteilen ließ. M. wurde Oberhauptmann des Meißnischen Kreises. Außerdem war er mitverantwortlich für den Umbau des Dresdner Schlosses von 1548 bis 1554. 1549/50 gehörte er neben Georg von Carlowitz zu den bestbezahlten Räten des Kurfürsten. Auch unter der nachfolgenden Regentschaft von Kurfürst August ab 1553 behielt M. seine beratende Funktion bei und nahm an diplomatischen Missionen teil. – Bekannt ist M. heute vor allem durch die Erbauung des Stammsitzes des Geschlechts von Miltitz, dem im Renaissancestil errichteten Schloss Siebeneichen bei Meißen, das erstmals am 3.6.1553 urkundlich erwähnt wurde. M. selbst hielt sich allerdings überwiegend in Dresden auf, sofern er nicht auf Reisen war. – M. gehörte zu einer einflussreichen Gruppe von Adligen, die es durch vielfache Ämtertätigkeit in der Landeszentrale zu hohem Ansehen brachten. Hinzu kam ein beträchtlicher Grundbesitz, der sich in der Nähe von Meißen konzentrierte. Er besaß 1548 u.a. das Vorwerk Batzdorf (ab 1551 Rittergut), das Vorwerk Siebeneichen (ab 1554 Rittergut) und das Vorwerk Oberau, nach 1553 u.a. die Dörfer Batzdorf, Reichenbach, Spittewitz, Bockwen und Oberau. Für alle Besitzungen konnte M. als Rittergutsbesitzer neben der niederen Gerichtsbarkeit auch die Obergerichtsbarkeit erwerben. Sein Besitz wurde 1559 unter den Söhnen aufgeteilt. Die Inschrift auf einem Denkmal für M. in Siebeneichen würdigt ihn als treuen Verwalter, Marschall und Statthalter.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Grundherrschaft Siebeneichen, Nr. 9.

Literatur A. Leicht, Siebeneichen und Ernst von M., in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen 5/1900, H. 2, S. 113-164; H. Gröger, Tausend Jahre Meißen, Meißen 1929; M. v. Miltitz, Das Schloß Siebeneichen, Dresden 1930 (P); F. Fischer, Ahnenreihen der Familien v. Ammendorf, v. Hopfgarten, v. Hoym, v. Lichtenhain, v. Koller, v. Miltitz, v. Werthern, Bissingen/Enz 1973; W. Lippmann, Schloss und Schule Siebeneichen, Meißen-Siebeneichen 1983; J. Herrmann, Moritz von Sachsen (1521-1553), Beucha 2003; U. Schirmer, Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), Leipzig 2006. – NDB 17, S. 532f.; J. H. Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 21, Graz 1961, S. 137-142, Online-Ausgabe: www.zedler-lexikon.de.

Sven Braune
14.7.2009


Empfohlene Zitierweise:
Sven Braune, Artikel: Ernst von Miltitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2888 [Zugriff 22.12.2024].

Ernst von Miltitz



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Grundherrschaft Siebeneichen, Nr. 9.

Literatur A. Leicht, Siebeneichen und Ernst von M., in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen 5/1900, H. 2, S. 113-164; H. Gröger, Tausend Jahre Meißen, Meißen 1929; M. v. Miltitz, Das Schloß Siebeneichen, Dresden 1930 (P); F. Fischer, Ahnenreihen der Familien v. Ammendorf, v. Hopfgarten, v. Hoym, v. Lichtenhain, v. Koller, v. Miltitz, v. Werthern, Bissingen/Enz 1973; W. Lippmann, Schloss und Schule Siebeneichen, Meißen-Siebeneichen 1983; J. Herrmann, Moritz von Sachsen (1521-1553), Beucha 2003; U. Schirmer, Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), Leipzig 2006. – NDB 17, S. 532f.; J. H. Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 21, Graz 1961, S. 137-142, Online-Ausgabe: www.zedler-lexikon.de.

Sven Braune
14.7.2009


Empfohlene Zitierweise:
Sven Braune, Artikel: Ernst von Miltitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2888 [Zugriff 22.12.2024].