Ernst Graf zu Münster

M. war einer der profiliertesten Pferdezüchter Sachsens und führte als Landstallmeister in Moritzburg das Werk seines Vaters Georg in einer für diese Zeit weitsichtigen Weise fort. Während seiner zwanzigjährigen Amtszeit wandte er sich erfolgreich gegen Versuche aus dem preußischen und sächsischen Militär, die Ziele der Pferdezucht stärker auf militärische Anforderungen auszurichten. – Zunächst schlug M. die militärische Laufbahn ein. 1878 war er königlich sächsischer Kadett und wurde im selben Jahr als Portepeefähnrich in das Karabinier-Regiment versetzt. 1887 wurde er Premierleutnant und als Inspektionsoffizier zur Kriegsschule in Potsdam kommandiert. 1890 erfolgte die Versetzung zum Garde-Reiter-Regiment Dresden. Ein Jahr später war M. Rittmeister der Reserve beim Karabinier-Regiment Borna und nahm 1898 seinen Abschied. – Aufgrund seiner Qualifikation als Pferdezuchtexperte berief König Albert den 33-jährigen M. am 1.4.1890 nach dem tödlichen Unfall von dessen Vater zum königlich sächsischen Landstallmeister. Außerdem wurde ihm die Leitung des von seinem Vater gegründeten Fohlenaufzuchtvereins übertragen. Am 5.5.1900 kaufte M. drei Höfe in Cunnertswalde bei Moritzburg für die Fohlenaufzuchtstation und führte sie mit großem Erfolg und allgemeiner Anerkennung. 1910 übergab M. das Amt des Landstallmeisters an seinen Bruder Karl. – Darüber hinaus engagierten sich M. und seine Familie im kirchlichen Leben der Gemeinde Eisenberg-Moritzburg und waren Mitinitiator für den Bau der protestantischen Kirche. 1903 stiftete M. u.a. die drei Glocken. 1907 übernahm er von seiner Tante Marie Freifrau von Palm das Rittergut Linz mit Ponickau. Fortan führten er und die nachfolgenden Besitzer des Guts den Zusatz „Linz“ und ab 1910 als Familiensenior den Beinamen „Meinhövel“. 1910 erwarb M. das Rittergut Königsfeld bei Rochlitz mit dem dazugehörigen Arabergestüt. – M. war mit seiner Familie dem sächsischen Königshaus eng verbunden. Während der Novemberrevolution 1918 erreichte König Friedrich August III. am 10.11.1918 als letzte Station in Sachsen morgens um 7 Uhr Linz. Nach Familienaufzeichnungen feierte der König dort mit seinem Gefolge zum letzten Mal in Sachsen die heilige Messe. Da M. die Unterzeichnung der Abdankung des Königs auf sächsischem Boden in seinem Hause ablehnte, bat er Prinzessin Pauline von Schönburg-Waldenburg auf dem benachbarten Guteborn im Königreich Preußen um Aufnahme des Königs. Dieser traf am 10.11.1918 am Abend in Begleitung von M. dort ein und vollzog am 13.11.1918 die Abdankung. Kronprinz Georg würdigte M. anlässlich dessen Todes 1938 und ging dabei ausdrücklich auf die Ereignisse im Umfeld der Novemberrevolution ein.

Quellen Privatarchiv Familie von Kopp-Colomb, Archiv der Grafen zu Münster; Ernst-Georg Graf zu Münster, Erinnerungen, 1997 (Privatdruck).

Werke Pferdezucht-Notizen, Leipzig 1903; Denkschrift des Fohlenaufzucht-Vereins für das Königreich Sachsen anläßlich seines 25jährigen Bestehens 1882-1907, Dresden 1907.

Literatur M. Barthold/F. Verlohren (Hg.), Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, bearb. von H. A. Verlohren, Leipzig 1910, S. 374; J. Höser, Ein Verzeichnis der ehemaligen der sächsischen Kadetten, die in den Heeresdienst eingetreten sind oder nach dem Abschluß ihrer Bildung im sächsischen Kadettenkorps einen andern Beruf ergriffen haben 1719-1920, Leipzig 1937; W. Zorn, Pferdezucht, Stuttgart 1944; R. Kubatzki/M. Görbert, Landgestüt Moritzburg 1828-2008, Moritzburg 2008, S. 80-91.

Porträt Ölgemälde, Marie von Kirchbach, 1923, Familienbesitz von Kopp-Colomb (Bildquelle); Fotos im Familienbesitz von Kopp-Colomb.

Agnes von Kopp-Colomb
22.5.2013


Empfohlene Zitierweise:
Agnes von Kopp-Colomb, Artikel: Ernst Graf zu Münster,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25687 [Zugriff 21.11.2024].

Ernst Graf zu Münster



Quellen Privatarchiv Familie von Kopp-Colomb, Archiv der Grafen zu Münster; Ernst-Georg Graf zu Münster, Erinnerungen, 1997 (Privatdruck).

Werke Pferdezucht-Notizen, Leipzig 1903; Denkschrift des Fohlenaufzucht-Vereins für das Königreich Sachsen anläßlich seines 25jährigen Bestehens 1882-1907, Dresden 1907.

Literatur M. Barthold/F. Verlohren (Hg.), Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, bearb. von H. A. Verlohren, Leipzig 1910, S. 374; J. Höser, Ein Verzeichnis der ehemaligen der sächsischen Kadetten, die in den Heeresdienst eingetreten sind oder nach dem Abschluß ihrer Bildung im sächsischen Kadettenkorps einen andern Beruf ergriffen haben 1719-1920, Leipzig 1937; W. Zorn, Pferdezucht, Stuttgart 1944; R. Kubatzki/M. Görbert, Landgestüt Moritzburg 1828-2008, Moritzburg 2008, S. 80-91.

Porträt Ölgemälde, Marie von Kirchbach, 1923, Familienbesitz von Kopp-Colomb (Bildquelle); Fotos im Familienbesitz von Kopp-Colomb.

Agnes von Kopp-Colomb
22.5.2013


Empfohlene Zitierweise:
Agnes von Kopp-Colomb, Artikel: Ernst Graf zu Münster,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25687 [Zugriff 21.11.2024].