Elisabeth Karg-Gasterstädt

Die Tochter schwäbischer Eltern besuchte 1909 bis 1912 ein höheres Lehrerinnenseminar in Stuttgart, wodurch sie die Zulassung für den Unterricht an mittleren und höheren Klassen erlangte. Danach war sie in Stuttgart kurzzeitig als Vertretungslehrerin am Königin-Katharina-Stift und von Oktober 1912 bis März 1914 als Lehrerin an der Prieserschen höheren Mädchenschule und dem Sprachlehrerinnenseminar tätig. 1914/15 studierte sie in Tübingen zwei Semester Germanistik, Anglistik und Romanistik. Anschließend erhielt sie 1915 bis 1918 an der Universität Leipzig eine umfassende germanistische Ausbildung bei Eduard Sievers. 1918 wurde K. als Bibliothekarin am Germanistischen Institut der Universität Leipzig angestellt und promovierte dort 1920 mit einer Studie „Zur Entstehungsgeschichte des Parzival“, in der sie Sievers‘ damals neuartige schallanalytische Methode anwandte. 1920 (zurückdatiert von 1922) bis 1933 war sie wissenschaftliche Assistentin am Germanistischen Institut und 1930 bis 1933 zugleich Mitglied der Sächsischen Prüfungskommission für das höhere Schulfach. Zusammen mit Theodor Frings gab sie seit 1932 die „Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur“ heraus, in denen sie auch zahlreiche Artikel veröffentlichte. Arbeitsmäßig war K. derartig überlastet, dass sie sich gezwungen sah, aus privaten Mitteln eine Hilfskraft zu bezahlen. Ihre begonnene Habilitationsschrift konnte sie aus zeitlichen und gesundheitlichen Gründen nicht beenden. 1933 musste sie aufgrund ihrer Heirat mit dem Leipziger Professor Fritz Karg als „Doppelverdiener“ aus dem Universitätsdienst ausscheiden. Als 1934 mit der Entlassung ihres nunmehr geschiedenen Manns aus dem Universitätsdienst eine prekäre Situation entstand, übernahm sie ehrenamtlich Lehrveranstaltungen und andere Aufgaben am Germanistischen Institut. Zugleich begann sie mit der Bearbeitung des Zettelmaterials zum Althochdeutschen Wörterbuch, das den gesamten überlieferten Wortschatz von 750 bis zum 11. Jahrhundert erfassen sollte. Im Januar 1935 wurde sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Deutschen Akademie München und Leiterin der Arbeitsstelle Althochdeutsches Wörterbuch. Regelmäßig erschienen ihre Berichte „Aus der Werkstatt des althochdeutschen Wörterbuchs“, in denen sie auf kultur- und sachgeschichtliche Zusammenhänge einging. Am Verfasserlexikon „Die deutsche Literatur des Mittelalters“ war sie mit mehreren Artikeln über mittelalterliche Autoren beteiligt. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete K. zunächst im Thüringischen Staatsarchiv Altenburg. 1946 wurde sie erneut als wissenschaftliche Assistentin und 1948 als planmäßige wissenschaftliche Oberassistentin am Germanistischen Institut der Universität Leipzig angestellt, wo sie Vorlesungen und Seminare hielt. Im Januar 1952 wurde sie als „wissenschaftliche Persönlichkeit von internationalem Ruf“ (T. Frings) zur außerordentlichen Professorin für Deutsche Philologie mit vollem Lehrauftrag berufen. 1955 wurde sie emeritiert und noch im gleichen Jahr zum ordentlichen Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Anlässlich ihres 75. Geburtstags wurde K., die zu keiner Zeit einer Partei angehört hatte, 1961 mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR ausgezeichnet.

Quellen Universität Leipzig, Universitätsarchiv, Personalakten.

Werke Zur Entstehungsgeschichte des Parzival, Diss. Leipzig 1920 (ND Halle 1925); Eduard Sievers. Schriftenverzeichnis, Leipzig 1933; (Hg.), Ausgewählte Stücke aus der Egilssaga Skallagrímssonar, Halle 1934; mit J. Erben (Hg.), Fragen und Forschungen im Bereich und Umkreis der germanischen Philologie, Berlin 1956; Althochdeutsch thing - neuhochdeutsch Ding. Die Geschichte eines Wortes, Berlin 1958; mit T. Frings/R. Große (Hg.), Althochdeutsches Wörterbuch, Bd. 1-3, Berlin 1952-1973; Die Minnesinger in Bildern der Manessischen Handschrift, Leipzig 1962 (ND Frankfurt 1987).

Literatur G. Müller/R. Große (Hg.), Elisabeth K. zum 75. Geburtstag am 9. Februar 1961 gewidmet, Halle 1961 (P); F. M. Dimpel, Computergestützte textstatistische Untersuchungen an mittelhochdeutschen Texten, Diss. Erlangen 2002 (ND Tübingen 2004). – DBA II, III; F. Richter/P. F. Hoffmann (Red.), Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 61950; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist‘s?, Leipzig 121955; Namhafte Hochschullehrer der Karl-Marx-Universität Leipzig, Bd. 3, Leipzig 1983 (P).

Porträt Passfoto, Universität Leipzig, Universitätsarchiv, Personalbogen 1951, PA 1125 (Bildquelle).

Brigitte Emmrich †
5.5.2011


Empfohlene Zitierweise:
Brigitte Emmrich †, Artikel: Elisabeth Karg-Gasterstädt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18219 [Zugriff 25.11.2024].

Elisabeth Karg-Gasterstädt



Quellen Universität Leipzig, Universitätsarchiv, Personalakten.

Werke Zur Entstehungsgeschichte des Parzival, Diss. Leipzig 1920 (ND Halle 1925); Eduard Sievers. Schriftenverzeichnis, Leipzig 1933; (Hg.), Ausgewählte Stücke aus der Egilssaga Skallagrímssonar, Halle 1934; mit J. Erben (Hg.), Fragen und Forschungen im Bereich und Umkreis der germanischen Philologie, Berlin 1956; Althochdeutsch thing - neuhochdeutsch Ding. Die Geschichte eines Wortes, Berlin 1958; mit T. Frings/R. Große (Hg.), Althochdeutsches Wörterbuch, Bd. 1-3, Berlin 1952-1973; Die Minnesinger in Bildern der Manessischen Handschrift, Leipzig 1962 (ND Frankfurt 1987).

Literatur G. Müller/R. Große (Hg.), Elisabeth K. zum 75. Geburtstag am 9. Februar 1961 gewidmet, Halle 1961 (P); F. M. Dimpel, Computergestützte textstatistische Untersuchungen an mittelhochdeutschen Texten, Diss. Erlangen 2002 (ND Tübingen 2004). – DBA II, III; F. Richter/P. F. Hoffmann (Red.), Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Berlin 61950; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist‘s?, Leipzig 121955; Namhafte Hochschullehrer der Karl-Marx-Universität Leipzig, Bd. 3, Leipzig 1983 (P).

Porträt Passfoto, Universität Leipzig, Universitätsarchiv, Personalbogen 1951, PA 1125 (Bildquelle).

Brigitte Emmrich †
5.5.2011


Empfohlene Zitierweise:
Brigitte Emmrich †, Artikel: Elisabeth Karg-Gasterstädt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18219 [Zugriff 25.11.2024].