Eduard Gerson
Ausgebildet im anhaltinischen
Dessau, gehörte der gebürtige Dresdner Eduard Gerson als Uhrmachermeister zu den wenigen und dazu sehr frühen jüdischen Vertretern im Zunfthandwerk der sächsischen Residenzstadt. – Gerson entstammte einer 1835 noch als unbemittelt geltenden, später aber offenbar zu Wohlstand gekommenen Familie. Nach dem frühen Verlust der Mutter und der Wiederverheiratung seines Vaters absolvierte er in Dessau eine Lehre als Uhrmacher. Anschließend begab er sich 1827 bis 1835 auf Wanderschaft und arbeitete während dieser Zeit auch ein Jahr in Dresden. 1838 beantragte Gerson die Aufnahme in die Dresdner Uhrmacherinnung, was ihm aber aus formalen Gründen zunächst verwehrt blieb. Kurz vor seinem Aufnahmeantrag hatte die Innung die Aufsichtsbehörden aus wirtschaftlichen Gründen ersucht, für einen Zeitraum von drei Jahren keine neuen Mitglieder mehr aufnehmen zu müssen. Die Innung opponierte bis Mitte 1839 gegen die Ablehnung ihres Gesuchs sowie den inzwischen erteilten behördlichen Dispens für Gerson und verlangte, dass zumindest die Anfertigung eines Meisterstücks als Aufnahmebedingung vorgeschrieben würde. Die zusätzliche Forderung, der Innung bei der künftigen Aufnahme jüdischer Mitglieder bestimmte „Vorsichtsmaßnahmen“ und Kontrollrechte zu gestatten, belegt hingegen die vorhandenen Vorurteile gegenüber jüdischen Kandidaten. – 1839/1840 wurde Gerson dennoch mit Meisterrecht in die Uhrmacherinnung aufgenommen. Auf der Dresdner Gewerbeausstellung 1840 wurde sein Meisterstück, eine Zylinder-Repetieruhr mit sechs Steinlöchern, gezeigt. Wenig später beschwerte sich die Innung allerdings, dass Gerson mit neuen, nicht selbst gefertigten Uhren handeln würde. Im Dresdner Adressbuch erscheint er erstmals 1841, wo er seine Profession in seiner Wohnung auf der Schreibergasse 16 II betrieb. – Mit der 1840 erfolgten Eheschließung gründete Gerson eine Familie, die bis zu seinem Tod 1859 auf sechs Söhne und zwei Töchter anwachsen sollte. Nach mehreren Umzügen konnte der offensichtlich beruflich erfolgreiche Gerson schließlich eine Trennung von Wohnung und Arbeitsstätte realisieren. Seit 1850 verfügte er im Parterre des Wohnhauses Moritzstraße 3 über ein eigenes Ladenlokal in guter Geschäftslage. Laut seiner Werbeanzeige im Dresdner Journal (1857) verkaufte Gerson dort Damen- und Herrenuhren, bot aber auch den Ankauf sowie Tausch von Uhren an. Mit seiner vielköpfigen Familie wohnte er 1851 zunächst nur wenige Häuser weiter (Moritzstraße 10 III). Nach Abschluss seiner Ausbildung führte Gersons ältester Sohn
Robert das Geschäft weiter, nun aber auf der Galeriestraße 5b (Parterre). – Innerhalb der jüdischen Gemeinde ist Gerson offenbar nicht besonders in Erscheinung getreten. Der vorzeitig an Typhus verstorbene Uhrmacher wurde auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Dresden beigesetzt.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10736 Ministerium des Inneren, Nr. 826c, 10747 Kreishauptmannschaft Dresden, Nr. 1480, 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 1168. – Verzeichniß der zu der dießjährigen Ausstellung eingesendeten Gewerbserzeugnisse, Dresden 1840; Dresdner Adressbücher 1841-1859; Dresdner Journal 8.12.1857, S. 1226; Daniela Wittig, Das Verzeichniß der Ruhenden auf dem israelitischen Friedhof zu Dresden aus dem Jahre 1852: Auswertung und Ergebnisse, in: MEDAON. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 9/2015, H. 16, S. 1-67.
Literatur Emil Lehmann, Aus alten Acten. Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, Dresden 1886; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung, Darmstadt 1973; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932: Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: MEDAON. Magazin für Jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, H. 10, S. 1-58.
Jochen Vötsch
21.7.2025
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Eduard Gerson,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27878 [Zugriff 11.8.2025].
Eduard Gerson
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10736 Ministerium des Inneren, Nr. 826c, 10747 Kreishauptmannschaft Dresden, Nr. 1480, 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 1168. – Verzeichniß der zu der dießjährigen Ausstellung eingesendeten Gewerbserzeugnisse, Dresden 1840; Dresdner Adressbücher 1841-1859; Dresdner Journal 8.12.1857, S. 1226; Daniela Wittig, Das Verzeichniß der Ruhenden auf dem israelitischen Friedhof zu Dresden aus dem Jahre 1852: Auswertung und Ergebnisse, in: MEDAON. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 9/2015, H. 16, S. 1-67.
Literatur Emil Lehmann, Aus alten Acten. Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, Dresden 1886; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung, Darmstadt 1973; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932: Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: MEDAON. Magazin für Jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, H. 10, S. 1-58.
Jochen Vötsch
21.7.2025
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Eduard Gerson,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27878 [Zugriff 11.8.2025].