Eberhard Rimann

Rimann lehrte, nachdem er bei international tätigen Firmen praktische Berufserfahrungen gesammelt hatte, ab 1920 über zwanzig Jahre als Professor für Mineralogie und Geologie an der Technischen Hochschule in Dresden. Im Nebenamt war er Direktor des Museums für Mineralogie, Geologie und Vorgeschichte, das er umfassend neugestalten ließ. – Rimann hatte nach der 1902 in Hirschberg/Schlesien (poln. Jelenia Góra) bestandenen Reifeprüfung an den Universitäten in Tübingen und Leipzig sowie an der Bergakademie Freiberg Geologie und Mineralogie studiert. 1906 wurde Rimann als Schüler von Carl Hermann Credner in Leipzig mit seinem „Beitrag zur Kenntnis der Diabase des Fichtelgebirges, im besonderen des Leukophyrs Gümbel's“ promoviert, außerdem legte er in Freiberg die Prüfungen zum Markscheider und Bergingenieur ab. Nach einer einjährigen Assistenz am Geologischen Institut der Bergakademie Freiberg wechselte Rimann 1909 als Assistent an das Mineralogisch-Geologische Institut der Technischen Hochschule in Dresden, wo er sich 1910 mit der Arbeit „Der geologische Bau des Isergebirges und seines nördlichen Vorlandes“ habilitierte. In den folgenden zwei Jahren war er als Geologe und Bergingenieur für die Metallurgische Gesellschaft Frankfurt/Main (Hanseatische Minengesellschaft) in Deutsch-Südwestafrika tätig. Ab 1912 arbeitete er als Chefpetrograf der Brasilianischen Geologischen Landesanstalt in Rio de Janeiro (Brasilien). 1916 bis 1919 erforschte er in Argentinien für die Academia Nacional de Ciencias Diamantvorkommen und Erzlagerstätten. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde Rimann 1920 als Nachfolger von Ernst Kalkowsky zum Professor für Mineralogie und Geologie an der Technischen Hochschule in Dresden berufen. Im Nebenamt oblag ihm damit die Leitung des Museums für Mineralogie, Geologie und Vorgeschichte in Dresden. Rimann engagierte sich im Bund der deutschen naturwissenschaftlichen Museen, der Abteilung B des Deutschen Museumsbunds. Bei seiner Forschung, der Durchführung von systematischen Untersuchungen über die qualitative und quantitative Verbreitung wirtschaftlich wichtiger Schwermineralien in sächsischen Gesteinen, wurde er in den 1930er-Jahren durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und den Reichsforschungsrat finanziell unterstützt. Rimann zählte zu den Personen, die 1933 das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“ unterzeichneten. Allerdings stellte er erst im August 1937 einen Aufnahmeantrag in die NSDAP. Parteiamtliche Tätigkeiten Rimanns sind nicht überliefert. Er engagierte sich wissenschaftlich-praktisch in seinem Fachgebiet, wobei er durch die Wahl der Themen, wie die Erkundung von Lagerstätten und die Erschließung von Rohstoffen für die (Kriegs-)Wirtschaft, seine Arbeit in den Dienst des NS-Staats stellte. Obwohl Rimann primär Professor und Hochschullehrer war, betrachtete er die Museumsarbeit keineswegs als Nebenamt. Als Direktor verantwortete er eine umfassende Modernisierung des Museums für Mineralogie, Geologie und Vorgeschichte und trug zu dessen Öffnung hin zum Publikum bei. Dies war möglich, weil Rimann aus seiner Schülerschaft zwei hervorragende Fachwissenschaftler mit Interesse an museologischen Aufgaben als Mitarbeiter einstellte – Walther Fischer und Walter Häntzschel. Doch ab Herbst 1940 verschlechterte sich Rimanns Gesundheitszustand. Er musste sich in den Folgejahren mehreren Operationen unterziehen, wofür er von der Arbeit freigestellt wurde. Mehrfach schlug er vor, seine Dienstaufgaben - das Ordinariat für Mineralogie und Geologie an der Technischen Hochschule sowie das Direktorat am Museum für Mineralogie und Geologie - voneinander zu trennen und ihn von der Museumsleitung zu entbinden. Doch erst im April 1943 wurde dies vom Ministerium für Volksbildung genehmigt und Rimann mit Wirkung vom 31.3.1943 von seinem Nebenamt als Museumsdirektor entbunden. Als Ordinarius für Mineralogie und Geologie blieb er weiterhin tätig, konnte jedoch die geplanten Forschungsprojekte aufgrund seiner fortschreitenden Erkrankung nicht mehr vollenden.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 13843 Staatliches Museum für Mineralogie und Geologie, Nr. 267; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25.3 Standesamt III Dresden, Sterbeurkunde Nr. 1882/1944; Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Archiv, Porzellansammlung 01/PS 53, Bd. 3; Bundesarchiv Berlin, R 9361-VI/2478, R 9361-IX/Kartei/34920897, R 9361-VIII/Kartei/16890160; Landesarchiv Berlin, S Rep. 100 Ehemalige deutsche Ostgebiete, Geburtsregister Hirschberg, 1877 Nr. 367, 1879, Nr. 13, 1880, Nr. 189, 1884, Nr. 342 (ancestry.de).

Werke Beitrag zur Kenntnis der Diabase des Fichtelgebirges, im besonderen des Leukophyrs Gümbel's, Stuttgart 1906; Der geologische Bau des Isergebirges und seines nördlichen Vorlandes, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin 31/1910, Teil 1, H. 3, S. 482-533; Geologische Karte des Khauas-Hottentottenlandes in Deutsch-Südwestafrika (Westliche Kalahari), Berlin 1913; Geologische Untersuchungen des Bastardlandes in Deutsch-Süd-Westafrika, Berlin 1915; Die geologischen Ergebnisse des Tharandter Stollenbaus, Dresden 1931; Das Lausitzer Massiv, in: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 86/1934, S. 509-534; Nephrit, Carcaro und Asbest im ostthüringisch-vogtländischen Schiefergebirge, Dresden 1938.

Literatur Hans Prescher, Eberhard Rimann 1920-1944, in: Dresdner wissenschaftliche Museen. Beiträge zur 750-Jahr-Feier unserer Stadt, Dresden 1956, S. 56-58; Ellen Kühne/Jan-Michael Lange/Daniela Erler, Die Geschichte des Museums für Mineralogie und Geologie in Dresden, in: Jan-Michael Lange/Ellen Kühne (Hg.), Geschichte des Museums für Mineralogie und Geologie in den Staatlichen Naturhistorischen Sammlungen Dresden. Von der kurfürstlichen Kunstkammer zum staatlichen Forschungsmuseum, Dresden 2006, S. 13-95 (P); Karin Müller-Kelwing, Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus, Köln/Weimar/Wien 2020, S. 416-418 (P). – DBA II; Dorit Petschel, 175 Jahre TU Dresden, Bd. 3: Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, Köln/Weimar/Wien 2003, S. 779f.

Porträt Porträt Prof. Dr. Eberhard Rimann, Ursula Richter, vor bzw. 1928, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Karin Müller-Kelwing
23.3.2023


Empfohlene Zitierweise:
Karin Müller-Kelwing, Artikel: Eberhard Rimann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27789 [Zugriff 3.10.2024].

Eberhard Rimann



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 13843 Staatliches Museum für Mineralogie und Geologie, Nr. 267; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25.3 Standesamt III Dresden, Sterbeurkunde Nr. 1882/1944; Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Archiv, Porzellansammlung 01/PS 53, Bd. 3; Bundesarchiv Berlin, R 9361-VI/2478, R 9361-IX/Kartei/34920897, R 9361-VIII/Kartei/16890160; Landesarchiv Berlin, S Rep. 100 Ehemalige deutsche Ostgebiete, Geburtsregister Hirschberg, 1877 Nr. 367, 1879, Nr. 13, 1880, Nr. 189, 1884, Nr. 342 (ancestry.de).

Werke Beitrag zur Kenntnis der Diabase des Fichtelgebirges, im besonderen des Leukophyrs Gümbel's, Stuttgart 1906; Der geologische Bau des Isergebirges und seines nördlichen Vorlandes, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin 31/1910, Teil 1, H. 3, S. 482-533; Geologische Karte des Khauas-Hottentottenlandes in Deutsch-Südwestafrika (Westliche Kalahari), Berlin 1913; Geologische Untersuchungen des Bastardlandes in Deutsch-Süd-Westafrika, Berlin 1915; Die geologischen Ergebnisse des Tharandter Stollenbaus, Dresden 1931; Das Lausitzer Massiv, in: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 86/1934, S. 509-534; Nephrit, Carcaro und Asbest im ostthüringisch-vogtländischen Schiefergebirge, Dresden 1938.

Literatur Hans Prescher, Eberhard Rimann 1920-1944, in: Dresdner wissenschaftliche Museen. Beiträge zur 750-Jahr-Feier unserer Stadt, Dresden 1956, S. 56-58; Ellen Kühne/Jan-Michael Lange/Daniela Erler, Die Geschichte des Museums für Mineralogie und Geologie in Dresden, in: Jan-Michael Lange/Ellen Kühne (Hg.), Geschichte des Museums für Mineralogie und Geologie in den Staatlichen Naturhistorischen Sammlungen Dresden. Von der kurfürstlichen Kunstkammer zum staatlichen Forschungsmuseum, Dresden 2006, S. 13-95 (P); Karin Müller-Kelwing, Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus, Köln/Weimar/Wien 2020, S. 416-418 (P). – DBA II; Dorit Petschel, 175 Jahre TU Dresden, Bd. 3: Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, Köln/Weimar/Wien 2003, S. 779f.

Porträt Porträt Prof. Dr. Eberhard Rimann, Ursula Richter, vor bzw. 1928, Fotografie, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Karin Müller-Kelwing
23.3.2023


Empfohlene Zitierweise:
Karin Müller-Kelwing, Artikel: Eberhard Rimann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27789 [Zugriff 3.10.2024].