David Schirmer

Der Dreißigjährige Krieg prägte S.s Kindheit maßgeblich. 1632 fielen kroatische Truppen in seinen Geburtsort Pappendorf ein und ermordeten 28 Einwohner. Das dortige Pfarrhaus wurde 1638 von schwedischen Soldaten in Brand gesteckt. 1640 und 1642/43 floh die Familie vor den Schweden nach Freiberg, dessen Belagerung durch General Lennart Torstenson S. zum Inhalt eines seiner Frühwerke machte, obwohl er sich zur Zeit der Belagerung schon nicht mehr in Freiberg aufgehalten hatte. Nach dem Erstunterricht im Elternhaus besuchte S. zunächst das Gymnasium in Freiberg und wechselte 1640 an die Stadtschule in Halle/Saale, wo er v.a. durch deren Rektor Christian Gueintz Anregungen für seine Dichtkunst erhielt. – Ostern 1641 immatrikulierte er sich an der Universität Leipzig, wo er von dem damals populären Dichter Gottfried Finckelthaus beeinflusst wurde. Im Winter 1645/46 wechselte S. an die Universität Wittenberg und studierte dort bei August Buchner. Sowohl Gueintz als auch Buchner führten ihn an die moderne Dichtkunst heran. Anlässlich eines Besuchs von Kurfürst Johann Georg I. in Wittenberg dichtete S. sein erstes Loblied, das er mit Buchners Hilfe zum Empfang an der kurfürstlichen Tafel vortragen konnte. Durch Philipp von Zesens Fürsprache wurde er 1647 als 41. Mitglied unter dem Zunftnamen „der Beschirmende“ in die Sprachgesellschaft „Deutschgesinnte Genossenschaft“ aufgenommen. Ein Jahr später kehrte S. nach Leipzig zurück und setzte dort sein Studium fort. Als Kurfürst Johann Georg I. einen Hofdichter suchte, wurde S. von Buchner empfohlen. Er wurde Anfang 1650 zum Hofpoeten ernannt und brach daraufhin das Studium ab. S. entwickelte sich zu einem Vertreter früh-anakreontischer Dichtkunst und wurde einer der bedeutendsten Barockdichter im mitteldeutschen Raum, wobei er sich einen Ruf als Meister der Ode erwarb. Besondere Aufmerksamkeit erregte seine Oper „Ballet von dem Paris und der Helena“, eine der ersten deutschen Opern überhaupt. Da S. kein festes Gehalt bekam, wollte er sich bereits 1653 eine andere Anstellung suchen. Kurprinz Johann Georg (II.) bot ihm daraufhin ein jährliches Gehalt von 218 Talern, was S. akzeptierte. 1663 erhielt sein Nachfolger Wolfgang Ferber die Bestallung zum Hofpoeten. – Am 21.11.1655, nachdem Christian Brehme seinen Dienst als kurfürstlicher Bibliothekar quittiert hatte, übernahm S. dieses Amt, das er bis 1683 innehatte. Kurfürst Johann Georg II. bestätigte diese Bestallung am 11.11.1656. In dieser Position sollte S. laut der entsprechenden Akte ein „richtigk Inventarium aufrichten“ und dieses dem Oberhofprediger Jakob Weller von Molsdorf übergeben. Laut Brehme gehörte es zu den dringendsten Aufgaben seines Nachfolgers, durch Notare Bücher aus der kurfürstlichen Bibliothek ausfindig zu machen, die sich in Privathaushalten befanden. Durch Unstimmigkeiten über die Verpflegung der Mitarbeiter wurde die Revision aber nicht durchgeführt. Die kurfürstliche Bibliothek umfasste zu dieser Zeit ungefähr 7.000 Bände. Sie stand nicht mehr nur dem Kurfürsten, sondern auch dem Hofstaat und sogar Einwohnern Dresdens offen. In einem Memorial vom 16.12.1683 musste sich S. vor dem Kurfürsten für seine Amtsführung rechtfertigen und schob die Schuld für den schlechten Zustand der Bibliothek auf seine Vorgänger, Brehme ausgenommen, dem er das Bibliothekarsamt indirekt verdankte. S. schrieb 1683 über sich, er sei ein „armer, verlassener Diener“, weshalb zu vermuten ist, dass er zu dieser Zeit das Bibliothekarsamt verloren hatte. Ab 1686 nannte er sich „Churfl. Sächß. alter Diener und Bibliothecarius“. Sein Nachfolger wurde für kurze Zeit Christian Philippi, den wiederum Johann Friedrich Trier ablöste. – S. hinterließ mit insgesamt 165 Einzelveröffentlichungen und fünf Sammelausgaben, wobei es sich v.a. um Liebeslyrik handelte, ein bemerkenswertes Œuvre. Er verfasste zahlreiche Gedichte und Leichenpredigten, u.a. für viele Adlige und Mitglieder des Dresdner Hofstaats. Zur Trauerfeier für Heinrich Schütz schrieb S. 1672 z.B. eine 148-versige Ode. Auch zahlreiche Ehren- und Freundschaftsgedichte stammen aus seiner Feder. Allerdings fanden diese als bloßes Gelegenheitsschrifttum geringe Anerkennung. – Seine Ehe blieb kinderlos.

Werke Oper: Ballet von dem Paris und der Helena; Schriften: Jesu Christi Triumph, So den Römischen übertroffen, Denen Freybergern aber geholffen, Freiberg [ca. 1643]; Singende Rosen, Dresden 1654 (ND Tübingen 2003); Poetische Rosen-Gepüsche, Dresden 1657 (ND Tübingen 2003). – VD 17.

Literatur R. Kade, David S. Ein sächsischer Dichter 1623 bis 1686, in: NASG 13/1892, S. 117-131; E. Kunath, David S. als Dichter und als Bibliothekar, Diss. Leipzig 1922; E. E. Sattler, David S., Diss. Ann Arbor (USA) 1972; A. J. Harper, David S. - A poet of the German baroque, Stuttgart 1977; G. Dünnhaupt, Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Teil 5, Stuttgart 1991, S. 3608-3638; J. P. Aikin, The musical-dramatic works of David S., in: Daphnis 26/1997, H. 2/3, S. 403-435; A. J. Harper (Hg.), Deutsche Neudrucke. Reihe Barock, Bd. 42, 2 Teilbde., Tübingen 2003 (WV); H.-J. Sarfert, David S. - Poet und Bibliothekar am kurfürstlichen Hof, in: SLUB-Kurier 18/2004, H. 1, S. 9f. – ADB 31, S. 311f.; DBA I, II, III; DBE 8, S. 649; NDB 23, S. 7f.; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 200.

Porträt D. Schirmer, P. Troschel, Kupferstich, in: C. C. Dedekind, Die Aelbianische Musen-Lust, Dresden 1657, Frontispiz.

Konstantin Hermann
29.8.2011


Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: David Schirmer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3492 [Zugriff 19.4.2024].

David Schirmer



Werke Oper: Ballet von dem Paris und der Helena; Schriften: Jesu Christi Triumph, So den Römischen übertroffen, Denen Freybergern aber geholffen, Freiberg [ca. 1643]; Singende Rosen, Dresden 1654 (ND Tübingen 2003); Poetische Rosen-Gepüsche, Dresden 1657 (ND Tübingen 2003). – VD 17.

Literatur R. Kade, David S. Ein sächsischer Dichter 1623 bis 1686, in: NASG 13/1892, S. 117-131; E. Kunath, David S. als Dichter und als Bibliothekar, Diss. Leipzig 1922; E. E. Sattler, David S., Diss. Ann Arbor (USA) 1972; A. J. Harper, David S. - A poet of the German baroque, Stuttgart 1977; G. Dünnhaupt, Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Teil 5, Stuttgart 1991, S. 3608-3638; J. P. Aikin, The musical-dramatic works of David S., in: Daphnis 26/1997, H. 2/3, S. 403-435; A. J. Harper (Hg.), Deutsche Neudrucke. Reihe Barock, Bd. 42, 2 Teilbde., Tübingen 2003 (WV); H.-J. Sarfert, David S. - Poet und Bibliothekar am kurfürstlichen Hof, in: SLUB-Kurier 18/2004, H. 1, S. 9f. – ADB 31, S. 311f.; DBA I, II, III; DBE 8, S. 649; NDB 23, S. 7f.; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 200.

Porträt D. Schirmer, P. Troschel, Kupferstich, in: C. C. Dedekind, Die Aelbianische Musen-Lust, Dresden 1657, Frontispiz.

Konstantin Hermann
29.8.2011


Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: David Schirmer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3492 [Zugriff 19.4.2024].