David Beuther
B. war einer der ersten Alchemisten, der in Kurfürst Augusts neu eingerichtetem Laboratorium, auch „Goldhaus“ genannt, alchemistische Versuche durchführte. Wann er genau geboren wurde, ist nicht feststellbar. Angaben über das Datum der Geburt reichen von 1514 bis 1533. Gewiss ist nur, dass B. sein Handwerk beim Kurfürsten persönlich erlernte und zunächst in dessen Münzwerkstatt in Annaberg als Probierer angestellt wurde. Im dortigen Kloster wurde ihm eine „Stube“ und ein Laboratorium eingerichtet. In diesem Zimmer entdeckte B. angeblich ein in der Wand verstecktes Manuskript, welches er später als seine „drei Feuerkünste“ bezeichnete. Danach begann B. ein durch Ausschweifungen gezeichnetes Leben, meist umgeben von zwölf „luederlichen jungen Leuthen“, u.a. mit den Namen
Oerthel und
Heidler. In deren Dienst laborierte B. heimlich, ohne Kenntnis des Kurfürsten, und nutzte dafür die Instrumente, die Materialien sowie das Laboratorium der Münzstätte. Oerthel und Heidler, die durch erfolglose Versuche in Unkosten gefallen waren, offenbarten dies schließlich dem Kurfürsten. B. konnte sich nach weiteren Anschuldigungen nicht entlasten und wurde deshalb in Dresden wegen Untreue und vernachlässigter Amtsgeschäfte inhaftiert. August ließ sich diese Chance nicht nehmen und B. musste nun unter strenger Aufsicht weiter für den Kurfürsten laborieren. Dies rief allerdings bei B. solchen Unmut hervor, dass er die Geheimnisse seiner Kunst zur Herstellung des „Steins der Weisen“ nicht preisgab. B. wurde nun endgültig der Prozess gemacht, da er zudem auch zugab, nach England fliehen zu wollen. Der Kurfürst, der ihm bis dahin noch wohlgesonnen war und z.B. für B.s Sohn die Patenschaft übernehmen wollte, ließ B. 1580 in das Gefängnis, den sog. Kaiser, unter Arrest stellen. Trotz des Urteils, B. „peinlich zu befragen“, ihn „zu Staupe zu schlagen“, ihm seine Schwurfinger abzutrennen und ihn lebenslang in Arrest zu halten, sprach ihn August letztlich frei. Vermutlich hatte der Kurfürst die Chance auf die Herausgabe seines Wissens noch nicht vollends aufgegeben, denn B. musste nun mit einem ihm zugewiesenen Gehilfen namens
Schirmer im Laboratorium in Dresden weiter praktizieren. Es wird vermutet, dass es B. 1582 gelang, sich in einem unbeobachteten Moment mit einer unbekannten Substanz im Laboratorium des Dresdner Schlosses das Leben zu nehmen. Wie mit seinem Körper verfahren und wo er begraben wurde ist nicht bekannt. Der spätere Kurfürst Johann Georg II. meinte, er habe die dazugehörigen Akten verbrennen lassen. Mit B. war auch die Hoffnung Augusts, die „philosophische Tinktur“ herzustellen, gestorben. Nur an seinen Sohn, der eine Zeit lang in Wien tätig war, hatte B. seine Kenntnisse weitergegeben. – B. spielte im Dresdner Alchemistenkreis eine große Rolle, da er erstmals ein Werk verfasste, in dem die „Probierkunst“ gesondert dargestellt wird. Er bot seine Kunst zwar nicht aus freien Stücken an, wie z.B. sein Nachfolger Sebalt Schwertzer, dennoch markiert sein Wirken eine entscheidende Zäsur in der Alchemiegeschichte: Zu jener Zeit wurde es üblich, dass ein oder mehrere Alchemisten an fürstlichen oder kaiserlichen Höfen laborierten. Mit B. begann eine Reihe von Hofalchemisten, welche nachfolgend Dresden zu einem „kleinen Laboratorium“ werden lassen sollten.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 4419/01, Loc. 4419/19; Universität Heidelberg - Universitätsarchiv, Cod. Pal. germ. 434, fol. 13r-18v, 54r-62v; Universität Leiden - Universitätsbibliothek, Voss. Chym. F. 18, fol. 280-324.
Werke Davids Beuthers, der Medicin Doctoris Universal, und Vollkommener Bericht, Von der hochberümbten Kunst der Alchymj und seinen in solcher erlangten, und erkundigten Secreten, und Kunststücklein, Frankfurt/Main 1631; Zwei rare chymische Tractate, Leipzig 1717; J. C. Sprögel (Hg.), Universal und Partikularia, Hamburg 1718.
Literatur J. Kunckel von Löwenstern, Collegium physico-chymicum experimentale oder Laboratorium chymicum, Hamburg 1738; J. C. Wiegleb, Historisch-kritische Untersuchung der Alchemie, Weimar 1777, S. 238-246; J. C. Adelung, Geschichte der menschlichen Narrheit, Bd. 4, Leipzig 1787, S. 414-426; F. C. J. Fischer, Geschichte des teutschen Handels, Bd. 4, Hannover 1792, S. 226 f.; David B., in: C. A. Vulpius (Hg.), Curiositäten der physisch - literarisch - artistisch - historischen Vor- und Mitwelt, Bd. 10, Weimar 1823, S. 146-157; K. Gebhard, Beiträge zur Geschichte der Kultur der Wissenschaften, Künste und Gewerbe in Sachsen, Dresden 1823, S. 87; K. C. Schmieder, Geschichte der Alchemie, Halle 1832, S. 311-315; H. Schmidt, Ein Goldmacher am sächsischen Hof, in: Dresdner Neueste Nachrichten 26.11.2001, S. 9.
Ariane Bartkowski
13.8.2012
Empfohlene Zitierweise:
Ariane Bartkowski, Artikel: David Beuther,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/530 [Zugriff 21.11.2024].
David Beuther
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 4419/01, Loc. 4419/19; Universität Heidelberg - Universitätsarchiv, Cod. Pal. germ. 434, fol. 13r-18v, 54r-62v; Universität Leiden - Universitätsbibliothek, Voss. Chym. F. 18, fol. 280-324.
Werke Davids Beuthers, der Medicin Doctoris Universal, und Vollkommener Bericht, Von der hochberümbten Kunst der Alchymj und seinen in solcher erlangten, und erkundigten Secreten, und Kunststücklein, Frankfurt/Main 1631; Zwei rare chymische Tractate, Leipzig 1717; J. C. Sprögel (Hg.), Universal und Partikularia, Hamburg 1718.
Literatur J. Kunckel von Löwenstern, Collegium physico-chymicum experimentale oder Laboratorium chymicum, Hamburg 1738; J. C. Wiegleb, Historisch-kritische Untersuchung der Alchemie, Weimar 1777, S. 238-246; J. C. Adelung, Geschichte der menschlichen Narrheit, Bd. 4, Leipzig 1787, S. 414-426; F. C. J. Fischer, Geschichte des teutschen Handels, Bd. 4, Hannover 1792, S. 226 f.; David B., in: C. A. Vulpius (Hg.), Curiositäten der physisch - literarisch - artistisch - historischen Vor- und Mitwelt, Bd. 10, Weimar 1823, S. 146-157; K. Gebhard, Beiträge zur Geschichte der Kultur der Wissenschaften, Künste und Gewerbe in Sachsen, Dresden 1823, S. 87; K. C. Schmieder, Geschichte der Alchemie, Halle 1832, S. 311-315; H. Schmidt, Ein Goldmacher am sächsischen Hof, in: Dresdner Neueste Nachrichten 26.11.2001, S. 9.
Ariane Bartkowski
13.8.2012
Empfohlene Zitierweise:
Ariane Bartkowski, Artikel: David Beuther,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/530 [Zugriff 21.11.2024].