Christoph von Loß der Jüngere

L. gehörte am Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts zusammen mit seinem Vater Christoph und seinem Bruder Joachim zu den einflussreichsten Vertretern des sächsischen Adels, die in hohen Hof- und Verwaltungsämtern sowie in verschiedenen Landtags- u.a. Ausschüssen der Ritterschaft maßgeblich an der Gestaltung kursächsischer Innen- und Außenpolitik beteiligt waren. Zugleich zählte die Familie von Loß zu den wichtigsten Gläubigern der sächsischen Landesherren. – Nach dem Jura-Studium an den Universitäten Leipzig und Jena sowie einer Bildungsreise nach Italien wurde L. bereits im Alter von 23 Jahren zum Hof- und Justizrat und fünf Jahre später zum Kirchenrat berufen. 1607 bis 1611 war L. als Hofmarschall des Kurfürsten Christian II. tätig und bestimmte seit 1606 als Mitglied des Geheimen Rats gemeinsam mit den anderen Räten (Caspar von Schönberg [Präsident], Bernhard von Pöllnitz, Esaias von Brandenstein, Joachim von Loß und Marcus Gerstenberg) die Dresdner Politik im Vorfeld des Dreißigjährigen Kriegs. Als vehementer Verfechter der sächsischen Territorialinteressen erlangte L. nach dem Böhmischen Aufstand wesentlichen Einfluss auf die von Kursachsen verfolgte Strategie der Neutralität und Vermittlung. – Nach dem Tod des Vaters übernahm L. 1609 dessen Amt als Reichspfennigmeister des Ober- und Niedersächsischen Kreises. In dieser Funktion hatte er in seinem Amtsbereich die auf den Reichstagen bewilligten Steuersummen zur Finanzierung der militärischen Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich in der Legstadt Leipzig einzunehmen und an die kaiserlichen Zahlämter weiterzuleiten. Darüber hinaus engagierte sich der weltläufige und vielseitig gebildete L. für das Musikleben am Dresdner Hof und setzte sich sowohl für den Neubau der Orgel in der Dresdner Schlosskapelle als auch für die Neuorganisation der kursächsischen Hofkapelle ein. Mit großer Wahrscheinlichkeit geht die Berufung Hans Leo Haßlers zum Kammerorganisten in Dresden 1608 auf die Bemühungen L.s zurück. Ihm ist es letztlich auch zu verdanken, dass Heinrich Schütz 1615 als „Organist und Director der Musica“ nach Dresden kam. – Als Grund- und Gerichtsherr des Ritterguts Schleinitz (bei Lommatzsch) verkörperte L. den Typ eines pragmatisch handelnden Hausvaters, der seine Bemühungen um einen effizienten Gutsbetrieb mit einem auf Konsens und Kompromissbereitschaft zielenden Herrschaftsstil verband. Der durch eine starke Hinwendung zum orthodoxen Luthertum geprägte L. gründete in seinem Rittergutsbereich ein mit Bauern und Handwerkern besetztes „Collegium musicum“, das während des Gottesdiensts in der Leubener Kirche musizierte.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 12881 Genealogica, Genealogica von Loß, Vol. 1-2, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 7880, Acta die Ersetzung des Reichspfennigmeister Amts in ober und nieder sächs. Creys betr., Ao 1635-1698, Loc. 8021, Rep. III, Reichspfennigmeisterakten 1609-1710; Hofkammerarchiv Wien, Hoffinanz Österreich; Pfarrarchiv Leuben; A. Strauch, Christliche Leichpredigt bey dem Begräbnis Christoffen von Loß, Dresden 1620.

Literatur A. von Minckwitz, Geschichte von Pillnitz vom Jahre 1403 an, Dresden 1893; W. Schulze, Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert, München 1978; M. Schattkowsky, „... und wolte ich mit ihnen in frieden und ruhe leben”, in: J. Peters (Hg.), Konflikt und Kontrolle in Gutsherrschaftsgesellschaften, Göttingen 1995, S. 359-403; J. Ludwig, Die Rolle Leipzigs in der Finanzverwaltung des Alten Reiches bis zum Beginn des 30jährigen Krieges (1557-1618), in: Leipziger Kalender 1997, Leipzig 1997, S. 91-113; F. Müller, Kursachsen und der Böhmische Aufstand 1618-1622, Münster 1997; M. Schattkowsky, Zwischen Rittergut, Residenz und Reich, Leipzig 2007.

Martina Schattkowsky
13.12.2016


Empfohlene Zitierweise:
Martina Schattkowsky, Artikel: Christoph von Loß der Jüngere,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19462 [Zugriff 2.11.2024].

Christoph von Loß der Jüngere



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 12881 Genealogica, Genealogica von Loß, Vol. 1-2, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 7880, Acta die Ersetzung des Reichspfennigmeister Amts in ober und nieder sächs. Creys betr., Ao 1635-1698, Loc. 8021, Rep. III, Reichspfennigmeisterakten 1609-1710; Hofkammerarchiv Wien, Hoffinanz Österreich; Pfarrarchiv Leuben; A. Strauch, Christliche Leichpredigt bey dem Begräbnis Christoffen von Loß, Dresden 1620.

Literatur A. von Minckwitz, Geschichte von Pillnitz vom Jahre 1403 an, Dresden 1893; W. Schulze, Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert, München 1978; M. Schattkowsky, „... und wolte ich mit ihnen in frieden und ruhe leben”, in: J. Peters (Hg.), Konflikt und Kontrolle in Gutsherrschaftsgesellschaften, Göttingen 1995, S. 359-403; J. Ludwig, Die Rolle Leipzigs in der Finanzverwaltung des Alten Reiches bis zum Beginn des 30jährigen Krieges (1557-1618), in: Leipziger Kalender 1997, Leipzig 1997, S. 91-113; F. Müller, Kursachsen und der Böhmische Aufstand 1618-1622, Münster 1997; M. Schattkowsky, Zwischen Rittergut, Residenz und Reich, Leipzig 2007.

Martina Schattkowsky
13.12.2016


Empfohlene Zitierweise:
Martina Schattkowsky, Artikel: Christoph von Loß der Jüngere,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19462 [Zugriff 2.11.2024].