Christoph Dietrich von Bose
Der mit hohen Ämtern betraute B. ist auch durch heftige Kritik in der Schrift „Portrait de la Cour de Pologne“ bekannt geworden. Aufgrund zweifelhafter Beschuldigungen fiel er mehrfach in Ungnade und verbrachte neun Jahre seines Lebens in Haft. – Auf dem Familienstammsitz Unter-Frankleben geboren, bezog B. die öffentliche Schule in Marienberg, wo er sich v.a. mit den Grundlagen der Montanwissenschaften vertraut machte. Nach drei Jahren, in denen B. auch „unter Tage“ seine Kenntnisse in den Bergwissenschaften erweiterte, stellte sein Vater für B. und zwei seiner Brüder einen Hofmeister an, der mit ihnen juristische Studien betrieb. Später kam noch der Unterricht in Fechten und Tanzen hinzu. – 1683 ging B. an die Universität Leipzig, wo sich erstmals sein Talent auf dem Gebiet der Rhetorik zeigte. Nach zwei Jahren setzte er seine Studien an der Universität Tübingen fort. Ab 1687 folgte eine Bildungsreise durch die Schweiz und durch Frankreich, die B. nach zwei Jahren wegen des Reichskriegs abbrechen musste. Eine erste Bestallung erhielt er als Legationsrat im Appellationsgericht. Als sein Vater erkrankte, wurde B. Kriegsrat und assistierte seinem Vater in militärischen Angelegenheiten. Eine Pockenerkrankung überstand er zwar, erblindete jedoch auf einem Auge. – B. wurde aufgrund seiner Fähigkeiten mehrfach zu diplomatischen Gesandtschaften verwendet, so u.a. nach Den Haag, Hannover, London, Berlin und Wien. In Warschau wurde B. 1698 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt, blieb aber eher ein Fachmann für militärische Angelegenheiten und unterstützte darin weiterhin seinen Vater. Schon 1701 bekam B., wohl v.a. aus gesundheitlichen Gründen, seinen Abschied aus dem Geheimen Ratskollegium, konnte jedoch den Titel beibehalten. Verschiedene Besoldungsrückstände wurden ihm noch 1702 erstattet. Bald nach seiner Entlassung trat B. als Reichspfennigmeister in kaiserliche Dienste und wurde 1707 zum Reichshofrat mit Vorsitz im Steuerkollegium ernannt. Er verblieb jedoch zugleich im sächsischen Fürstendienst. – Bereits zuvor hatte B. durch das 1704 verbreitete „Portrait de la Cour de Pologne“ einen schweren Image-Schaden erlitten und das Vertrauen seines sächsischen Landesherrn, Friedrich August I. (August II., der Starke) verloren. In der Schmähschrift wurden B. und seinem Vater Korruption und Bereicherung unterstellt. B. selbst wird als gefährlichster Minister des Hofs bezeichnet, ohne dass die Anschuldigungen allzu konkret werden. 1706 musste B. aus Sachsen vorübergehend fliehen, um einer ersten Verhaftung zu entgehen. Er wurde verdächtigt, eine Verteidigungsschrift für
Johann Reinhold von Patkul verfasst zu haben. Diese Vorwürfe konnte jedoch der B. gewogene Jakob Heinrich Graf von Flemming entkräften. – 1721 kehrte B. in den sächsischen Staatsdienst zurück. Er wurde zum Oberaufseher der Grafschaft Mansfeld ernannt, obwohl er sich Hoffnungen auf den Direktorenposten im Geheimen Konsilium gemacht hatte. König August II. ließ B. jedoch seine Ungnade spüren. Dieser wiederum brachte schriftlich in pointierter Form sein Missfallen darüber zum Ausdruck. Das Geheime Konsilium erstattete 1723 dem König Bericht über eine Beschwerde der Landesregierung, woraufhin B. einen Verweis erhielt. Erneut als Verteidiger eines Verfassers aufrührerischer Schriften in Verdacht gekommen, wurde B. 1728 verhaftet und zunächst auf der Pleißenburg, dann auf der Festung Sonnenstein arrestiert. Die Beschlagnahme der Briefe und Schriften von B. führte zu einer langwierigen Untersuchung, ohne dass er mit konkreten Anklagepunkten belastet werden konnte. Immer wieder schrieb er aus der Haft Gnadengesuche. Seine vorübergehende Entlassung ist wohl seinem Bruder, General Adam Heinrich, zu verdanken. Unter der Auflage, sich auf seinem Gut Frankleben aufzuhalten, wurde B. 1734 freigelassen. Er wurde jedoch überwacht und trotz seines Alters und seiner gesundheitlichen Beschwerden kleinlich schikaniert. Zeitliche Überschreitungen seines Urlaubs und angeblich ungebührliches Verhalten wurden zum Anlass genommen, B. ab 1738 erneut auf der Pleißenburg zu arretieren. Die Neigung B.s, Missstände und Beschwerden in polemisch überspitzter Form rhetorisch meisterhaft sowohl schriftlich als auch mündlich zu formulieren, ist ihm wohl zum Verhängnis geworden. – B. vereinigte die Güter Ober- und Unter-Frankleben in seinem Besitz. Zusätzlich erwarb er 1709 das Rittergut Dörschnitz, welches er 1736 an seinen Adoptivsohn
Ernst Rudolph verkaufte. Dieser wurde nach B.s Tod auch als Universalerbe eingesetzt, erbte jedoch nur Ober-Frankleben, während Unter-Frankleben an B.s Bruder Adam Heinrich ging.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat, Loc. 9710/38.
Literatur C. E. von Bose, Die Familie von Bose. Beiträge zu einer Familiengeschichte, Dresden 1904, S. 153-178; P. Haake, Johann Friedrich von Wolfframsdorf und das Portrait de la Cour de Pologne, in: NASG 22/1901, S. 69-101, 344-378; C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015. – DBA I.
Christian Heinker
3.2.2016
Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Christoph Dietrich von Bose,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/696 [Zugriff 21.11.2024].
Christoph Dietrich von Bose
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat, Loc. 9710/38.
Literatur C. E. von Bose, Die Familie von Bose. Beiträge zu einer Familiengeschichte, Dresden 1904, S. 153-178; P. Haake, Johann Friedrich von Wolfframsdorf und das Portrait de la Cour de Pologne, in: NASG 22/1901, S. 69-101, 344-378; C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015. – DBA I.
Christian Heinker
3.2.2016
Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Christoph Dietrich von Bose,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/696 [Zugriff 21.11.2024].