Christoph Dietrich von Bose der Ältere

B. ist innerhalb der kursächsischen Verwaltung im 17. Jahrhundert als Militärfachmann hervorgetreten und besaß als Wirklicher Geheimer Kriegsrat eine wichtige Funktion für das kursächsische Militärwesen nach Gründung des ersten stehenden Heeres 1682. – Bereits 1645 nahm B. als Edelknabe eines Hofrats an der kursächsischen Gesandtschaft zum Friedenskongress von Osnabrück teil. Am Ende des Dreißigjährigen Kriegs leistete er Kriegsdienst, zunächst für die kaiserlichen Truppen, ab 1647 dann für Kurbrandenburg. Nach dem Westfälischen Frieden begab sich B. nach Schorndorf und trat dort bei einem Verwandten großmütterlicherseits, Generalmajor Hans Georg von Rußwurm, in den französischen Militärdienst. Nach einigen Jahren erreichte er den Rang eines Kapitäns. Einer kurzen Gefangenschaft in Lothringen folgte ein Aufenthalt in Straßburg (frz. Strasbourg), um von dort aus eine längere Reise durch Frankreich zu absolvieren. 1654 kehrte B. nach Kursachsen zurück und fungierte zunächst als Kammerjunker der Kurprinzessin Magdalena Sibylla. Nach längerem Aufenthalt auf dem väterlichen Gut Großkayna verkaufte B. dieses 1670 und begann in Dresden eine Karriere in wichtigen Staatsämtern, ohne als einer der wenigen Fürstendiener im 17. Jahrhundert ein Studium absolviert zu haben. 1671 wurde er zunächst Oberschenk und Kammerherr, avancierte 1672 zum Kammerrat, um ab 1674 als Bergrat zu amtieren. Zwischen 1678 und 1680 war B. nach Halle/Saale abgeordnet, um die Finanzen des Herzogtums Sachsen-Weißenfels in Ordnung zu bringen. Gleichzeitig war B. Oberhauptmann des Fürstentums Querfurt. – Mit Regierungsantritt des sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. erreichte B. den Höhepunkt seiner Karriere, was sich in einer Häufung wichtiger Ämter niederschlug. Noch 1680 wurde B. Kammer- und Bergratsdirektor. 1682 war B. nach Gründung des ersten stehenden kursächsischen Heeres Wirklicher Geheimer Kriegsrat und Chef der Kriegskanzlei, wobei er sich beim Entsatz Wiens 1683 von den Türken in Begleitung des sächsischen Kurfürsten befand. Im selben Jahr gab B. indessen die Kammerdirektion ab. Im Reichskrieg gegen Frankreich fungierte er 1689 als Generalkommissar bei der Belagerung von Mainz. 1692 wurde er von Johann Georg IV. zum Wirklichen Geheimen Rat bestallt, blieb aber weiterhin eher militärischen Materien verpflichtet. 1696 erlangte B. noch das Amt des Obersteuerdirektors. – Die lange Ämtertätigkeit setzte der Gesundheit von B. zu, sodass er immer wieder um Amtserleichterung bat. 1704 wurde ihm die Entlassung bei Behalt von Rang und Besoldung gestattet. – B. residierte zunächst auf den in Familienbesitz befindlichen Gütern Unter-Frankleben und Großkayna. 1682 erwarb er das Rittergut Mölbis bei Rotha von den Verwandten seiner Frau. 1691 kam noch das Rittergut Nickern hinzu. Für die von B. persönlich initiierte Errichtung der Kirche von Mölbis, in der er auch bestattet wurde, stiftete er zur Instandhaltung ein Legat von 2.000 Gulden.

Quellen P. Kunad, Ein in seinem Tode Getroster Gerechter ward an dem Exempel (Leichenpredigt), Dresden 1708; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat.

Literatur C. E. von Bose, Die Familie von Bose. Beiträge zu einer Familiengeschichte, Dresden 1904, S. 146-153; C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheimrat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015.

Porträt Christoph Dietrich v. B., M. Bernigeroth, nach 1708, Kupferstich, Universitätsbibliothek Leipzig, Porträtstichsammlung, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Christian Heinker
3.2.2016


Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Christoph Dietrich von Bose der Ältere,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22643 [Zugriff 11.11.2024].

Christoph Dietrich von Bose der Ältere



Quellen P. Kunad, Ein in seinem Tode Getroster Gerechter ward an dem Exempel (Leichenpredigt), Dresden 1708; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat.

Literatur C. E. von Bose, Die Familie von Bose. Beiträge zu einer Familiengeschichte, Dresden 1904, S. 146-153; C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheimrat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015.

Porträt Christoph Dietrich v. B., M. Bernigeroth, nach 1708, Kupferstich, Universitätsbibliothek Leipzig, Porträtstichsammlung, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Christian Heinker
3.2.2016


Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Christoph Dietrich von Bose der Ältere,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22643 [Zugriff 11.11.2024].