Carl Zinkernagel

Z. gehörte zu jenen sächsischen Forstleuten des 19. Jahrhunderts, die erstmals eine wissenschaftliche Ausbildung erhalten hatten. Er studierte 1822 bis 1824 an der königlich-sächsischen Forstakademie in Tharandt. Danach als Forstvermessungsgehilfe an der königlich-sächsischen Forstvermessungsanstalt tätig, avancierte er zum vierten und später ersten Forstconducteur dieser Einrichtung. Die in den Wermsdorfer Forstrevieren 1834 durchgeführte Anpassung der 1740/41 für die Parforcejagd geschaffenen Waldeinteilung an die Erfordernisse der Forstwirtschaft geht auf Z. zurück. Am 1.6.1841 wurde er zum Revierförster des Wermsdorfer Forstreviers berufen. Während dieser Tätigkeit entwickelte er ein besonderes Kulturverfahren für die Baumart Fichte, welches, alsbald im gesamten nordwestsächsischen Niederland angewandt, zu gelungenen Fichtenkulturen bei der Umwandlung des devastierten Laubmittelwaldes in ertragreicheren Hochwald führte. Besondere Anerkennung erwarb er sich dadurch, dass er neben dem in dieser Zeit allgemein forcierten Anbau von Kiefer und Fichte der Nachzucht der einheimischen Laubbaumarten wie Eiche, Rot- und Weißbuche, Ahornarten und Ulme einen gebührenden Flächenanteil einräumte. Er ließ v.a. Pflanzungen in Baumartenmischung anlegen. Bei der Baumartenwahl beachtete Z. schon damals die im Wermsdorfer Wald auf kleinster Fläche wechselnden Bodenverhältnisse. Der damaligen Gepflogenheit folgend, verwandte er ausschließlich Heisterpflanzen (Baumhöhe über 2 m) nach Kahlschlag des Mittelwaldes. Diese Pflanzen zog er im Forstpflanzgarten zu Hubertusburg an und entwickelte spezielle Methoden für Saatgut- und Pflanzenbehandlung sowie für die Hebung der Bodenfruchtbarkeit. Nach der Ernennung zum Oberforstmeister des Forstbezirks Wermsdorf 1857 übertrug Z. den Anbau von Laubhölzern auf den gesamten Forstbezirk. Für seine Verdienste um die sächsischen Wälder wurden ihm der königlich-sächsische Verdienstorden, der Sachsen-Ernestinische Hausorden, der Sachsen-Weimarische Orden der Wachsamkeit und der Civil-Verdienst-Orden des Großherzogtums Toskana verliehen. Z. wurde 1867 pensioniert. Nach Ausscheiden aus dem Dienst setzte ihm das Personal des Forstbezirks Wermsdorf einen Gedenkstein.

Quellen Staatshandbuch des Königreichs Sachsen 1837, 1841, 1862, 1866; Archiv des Sächsischen Forstamts Wermsdorf; Pfarrarchiv Otterwisch; Pfarrarchiv Wermsdorf.

Literatur H. Cotta/T. von Zenker, Bericht über die 7. Versammlung des Sächsischen Forstvereins zu Oschatz 1856, S. 128f.; Festgabe für die Mitglieder des sächsischen Forstvereins, Colditz 1856, S. 15; E. Preiß, Ein Beitrag zur bestandsgeschichtlichen Analyse, ausgeführt an verschiedenen Abteilungen des Hubertusburger Staatsforstrevieres, Diplomarbeit Tharandt 1934 [MS]; D. Graf, Sachsen auf dem Wege zu naturgemäßer Waldwirtschaft, o.O. 2000, S. 8f.

Helmut Striegler
25.8.2004


Empfohlene Zitierweise:
Helmut Striegler, Artikel: Carl Zinkernagel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22621 [Zugriff 2.11.2024].

Carl Zinkernagel



Quellen Staatshandbuch des Königreichs Sachsen 1837, 1841, 1862, 1866; Archiv des Sächsischen Forstamts Wermsdorf; Pfarrarchiv Otterwisch; Pfarrarchiv Wermsdorf.

Literatur H. Cotta/T. von Zenker, Bericht über die 7. Versammlung des Sächsischen Forstvereins zu Oschatz 1856, S. 128f.; Festgabe für die Mitglieder des sächsischen Forstvereins, Colditz 1856, S. 15; E. Preiß, Ein Beitrag zur bestandsgeschichtlichen Analyse, ausgeführt an verschiedenen Abteilungen des Hubertusburger Staatsforstrevieres, Diplomarbeit Tharandt 1934 [MS]; D. Graf, Sachsen auf dem Wege zu naturgemäßer Waldwirtschaft, o.O. 2000, S. 8f.

Helmut Striegler
25.8.2004


Empfohlene Zitierweise:
Helmut Striegler, Artikel: Carl Zinkernagel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22621 [Zugriff 2.11.2024].