Carl Eduard Maximilian Richtsteig
Über die Kindheit und den Bildungsweg R.s ist nichts überliefert. In den 1830er-Jahren kam er offenbar nach einem Jurastudium nach Görlitz und arbeitete dort als Rechtsanwalt. Erste aktenkundige Belege für sein Wirken sind mit seiner Wahl in das Görlitzer Stadtparlament 1838 vorhanden. Sieben Jahre später trat er als Kämmerer in den Dienst der Stadt. Es war jene Zeit, als der Anschluss von Görlitz an das Netz der niederschlesisch-märkischen und sächsischen Eisenbahn in erreichbare Nähe rückte. Die Verhandlungen zur Streckenführung der geplanten Eisenbahnlinie nahm zunächst der Bürgermeister Gottlob Ludwig Demiani in die Hand, übergab sie jedoch später R., der sie mit Erfolg zu Ende führte. So erhielt Görlitz 1847 den sächsisch-preußischen Doppelbahnhof 800 Meter vor den Toren der alten Stadt. Zu jener Zeit war auch die Planung für die Stadterweiterung im Gang. Als Stadtkämmerer wurde R. 1846 in eine Kommission berufen, deren Aufgabe es war, den Bodenerwerb für die erforderlichen Straßenregulierungen vorzubereiten. Im Verlauf der schwierigen Verhandlungen wurde die finanzielle Belastung der Kommune immer deutlicher. Daher entwickelte R. für den südwestlichen Stadtteil ein Baustatut, das die wichtigsten Grundzüge des fehlenden Baupolizeigesetzes aufwies. Es wurde 1847 durch die Liegnitzer Regierung bestätigt und bewährte sich von da an bis weit in die 1860er-Jahre. Für die rechtliche Ausgestaltung der geplanten südwestlichen Stadterweiterung schuf R. zu Beginn der 1850er-Jahre eine Verordnung zur Herstellung von Straßen und Plätzen. Jene bezeichnete der bekannte Städteplaner
Reinhard Baumeister 1874 als die beste ihrer Art in Deutschland. In den Grundzügen hat sie sich unter dem Gesichtspunkt der Anliegerbeiträge bis zum heutigen Tag erhalten. 1860 wählte die Stadtverordnetenversammlung R. zum Bürgermeister und Stadtsyndikus. In dieser Zeit war R. mit Verhandlungen zur Errichtung des direkten Eisenbahnanschlusses an die preußische Landeshauptstadt Berlin befasst. Mit Unterstützung von
Henry Bethel Strousberg, zu dem er enge freundschaftliche Verbindungen unterhielt, konnte das Finanzierungsmodell geschaffen werden. Am 1.7.1866 wurde R. zum Oberbürgermeister gewählt. Gleichzeitig vertrat er die Stadt im Preußischen Herrenhaus und war dort Mitglied einer Kommission, die eines der grundlegendsten Gesetze des deutschen Städtebaus im 19. Jahrhundert vorbereitete, das preußische Fluchtliniengesetz. Völlig überraschend reichte R. 1871 sein Rücktrittsgesuch ein und übernahm die Direktion der Berlin-Görlitzer und Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn. 1875 zwang ihn eine Unterschlagungsaffäre seines Mitarbeiters
Pilz zum Rücktritt. Das 1869 erworbene Gut Kroppen bei Ortrand wurde sein Alterssitz.
Quellen Stadtarchiv Görlitz, Acta des Pfarrarchivs zu Kroppen betr. die Chronik der Parochie Kroppen.
Literatur A. Bednarek, Carl Eduard Maximilian R. Ein Glogauer im Dienste der Stadt Görlitz, in: W. Bein u.a. (Bearb.), Glogau im Wandel der Zeiten, Würzburg 1992, S. 405-407. – DBA III.
Porträt G. A. T. Heinrich, 1880, Öl auf Leinwand, Kulturhistorisches Museum Görlitz.
Andreas Bednarek
14.4.2010
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Bednarek, Artikel: Carl Eduard Maximilian Richtsteig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24085 [Zugriff 23.12.2024].
Carl Eduard Maximilian Richtsteig
Quellen Stadtarchiv Görlitz, Acta des Pfarrarchivs zu Kroppen betr. die Chronik der Parochie Kroppen.
Literatur A. Bednarek, Carl Eduard Maximilian R. Ein Glogauer im Dienste der Stadt Görlitz, in: W. Bein u.a. (Bearb.), Glogau im Wandel der Zeiten, Würzburg 1992, S. 405-407. – DBA III.
Porträt G. A. T. Heinrich, 1880, Öl auf Leinwand, Kulturhistorisches Museum Görlitz.
Andreas Bednarek
14.4.2010
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Bednarek, Artikel: Carl Eduard Maximilian Richtsteig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24085 [Zugriff 23.12.2024].