Carl August Schramm

S. war nicht nur ein vielseitiger Architekt und erfahrener Baubeamter, sondern hatte v.a. als Pädagoge maßgeblichen Einfluss auf die Ausbildung des baufachlichen Nachwuchses unter den sich rasch wandelnden Anforderungen nach der Mitte des 19. Jahrhunderts. – 1815 bis 1825 besuchte S. die Zittauer Stadtschule und das Gymnasium. Ab 1826 studierte er Architektur an der Königlich-Sächsischen Bauschule zu Dresden. Als junger Architekt verließ er 1829 Dresden und wandte sich nach Berlin in das Umfeld von Karl Friedrich Schinkel. 1834 kehrte S. in seine Heimatstadt zurück, offenbar mit dem Auftrag, die Schinkel-Entwürfe für die Johanniskirche in Zittau auszuführen. Ein Entwurf Schinkels für das Zittauer Rathaus wurde von S. überarbeitet und 1840 bis 1845 zur Ausführung gebracht. Zwischenzeitlich war er mit Kirchenbauten in der Zittauer Umgebung und einigen städtischen Aufträgen wie dem Hauptzollamt betraut. Zu den bedeutendsten Leistungen S.s zählt der Bau der Königlich Sächsischen Baugewerkeschule in Zittau (1846-1848). Dieser Schulbau gilt als einer der ältesten seiner Art in Deutschland. 1845 erhielt S. eine Anstellung als Baudirektor der Stadt Zittau. Er bekleidete das Amt bis 1857, doch kam es zu mancherlei Auseinandersetzungen mit den städtischen Gremien. S. war in jenen Jahren mit zahlreichen Aufträgen außerhalb der Stadt beschäftigt. So wurde er nach Kamenz gerufen, um das vom Brand zerstörte Rathaus wieder aufzubauen. Es entstand hier eines der schönsten Rathäuser in Deutschland aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben zahlreichen Kirchenbauten - so z.B. in Gersdorf, Sohland am Rotstein und Reichenau (poln. Bogatynia) - errichtete S. Mitte der 1850er-Jahre in Meißen, Bautzen und Löbau beachtliche Schulgebäude, die in Deutschland als Musterbauten angesehen werden können. Privatbauten blieben in S.s Schaffen eher die Ausnahme. Seine Entwürfe sind unübersehbar der Schinkel’schen Formensprache verpflichtet. Mit S. findet das Wirken des großen Architekten in Sachsen Eingang und Verbreitung und prägt die bauliche Kultur vornehmlich der Oberlausitz zur Mitte des 19. Jahrhunderts. – 1840 wurde in Zittau eine Königlich Sächsische Baugewerkeschule eröffnet. S. erteilte hier von Anfang an Unterricht in den Fächern Architektonisches Zeichnen und Allgemeine Baukunst. Zur gleichen Zeit beschäftigte er sich mit statischen Problemstellungen, wie bei der Brücke in Kleinschönau (poln. Sieniawka) oder der Sicherung des Turms am Dom zu Turnau (tschech. Turnov). Am 1.4.1855 übernahm S. das Direktorat der Baugewerkeschule. Unter seiner Leitung entwickelte die Zittauer Anstalt Lehrpläne, die weit über die Grenzen Sachsens hinaus Beachtung fanden. – S. ist Ehrenbürger der Stadt Zittau und Ritter des Königlich-Sächsischen Albrechtsordens. 1990 wurde eine Straße in Zittau nach ihm benannt.

Werke Rathaus Zittau, 1840-1845; Pfarrkirche Sohland, 1841-1844; Baugewerkeschule Zittau, 1846-1848; Rathaus Kamenz, 1846-1848; Matthäuskirche Dittelsdorf, 1848-1850; Waentighaus Zittau, 1851; Matthäuskirche Zwickau-Bockwa, 1853-1856; Bürgerschule in Löbau, 1854/55; Lehrerseminar in Bautzen, 1855-1857; Bürgerschule in Meißen, 1855-1857; Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt Leutersdorf, 1862; Über die Stützung des gesunkenen Thurmes der neu erbauten Marienkirche zu Turnau in Böhmen, in: Programm der Königlichen Gewerbeschule und Baugewerkenschule, Zittau 1844.

Literatur A. Bednarek, Carl August S., in: A. Dolgner (Hg.), Von Schinkel bis van de Velde, Dößel 2005, S. 165-184. – DBA II; Thieme/Becker, Bd. 30, Leipzig 1999, S. 275.

Porträt Reliefmedaillon auf dem Grabstein, Frauenfriedhof Zittau.

Andreas Bednarek
9.5.2011


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Bednarek, Artikel: Carl August Schramm,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23263 [Zugriff 29.3.2024].

Carl August Schramm



Werke Rathaus Zittau, 1840-1845; Pfarrkirche Sohland, 1841-1844; Baugewerkeschule Zittau, 1846-1848; Rathaus Kamenz, 1846-1848; Matthäuskirche Dittelsdorf, 1848-1850; Waentighaus Zittau, 1851; Matthäuskirche Zwickau-Bockwa, 1853-1856; Bürgerschule in Löbau, 1854/55; Lehrerseminar in Bautzen, 1855-1857; Bürgerschule in Meißen, 1855-1857; Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt Leutersdorf, 1862; Über die Stützung des gesunkenen Thurmes der neu erbauten Marienkirche zu Turnau in Böhmen, in: Programm der Königlichen Gewerbeschule und Baugewerkenschule, Zittau 1844.

Literatur A. Bednarek, Carl August S., in: A. Dolgner (Hg.), Von Schinkel bis van de Velde, Dößel 2005, S. 165-184. – DBA II; Thieme/Becker, Bd. 30, Leipzig 1999, S. 275.

Porträt Reliefmedaillon auf dem Grabstein, Frauenfriedhof Zittau.

Andreas Bednarek
9.5.2011


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Bednarek, Artikel: Carl August Schramm,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23263 [Zugriff 29.3.2024].