Carl August Rabenstein

R. erlernte zunächst den Beruf eines Buchbinders, arbeitete aber danach als Mechaniker in Plauen/Vogtland. Bald nach Aufnahme des Studiums an der Königlichen Technischen Bildungsanstalt in Dresden fiel seine Zielstrebigkeit auf. 1832/33 unterrichtete R. unter Johann Andreas Schubert als Lehrer für Technologie. 1833 erhielt er ein staatliches Stipendium für eine Studienreise nach Paris. Auf seinem Weg von Plauen über Bamberg, Würzburg, Aschaffenburg, Heidelberg, Baden-Baden und Straßburg besuchte er verschiedene Gießereien und Spinnereien. In Paris fand er Arbeit als Mechaniker in verschiedenen chemischen und mechanischen Betrieben, zuletzt als Ingenieur bei Mayer Frères et Comp. Daneben besuchte er Vorlesungen an der Universität. – Nach seiner Rückkehr nach Sachsen 1835 gehörte R. zu den ersten Lehrern der neu gegründeten Königlichen Gewerbsschule in Chemnitz und lehrte Physik, Chemie und Technologie. Nach dem Rückzug aus dem Schuldienst unternahm er 1837 eine Reise nach England, um die neuesten Entwicklungen der Textil- und Werkzeugmaschinen zu studieren. 1838 trat er als Techniker in den damals größten Chemnitzer Maschinenbaubetrieb, die Aktiengesellschaft „Sächsische Maschinenbaucompagnie“, ein. Unter R.s Leitung wurden dort die erste Balancierdampfmaschine (25 PS) sowie 1839 eine Wasserturbine und die Lokomotive „Pegasus“ nach seinen Plänen gebaut. Da es dem Betrieb zunehmend an straffer technischer Leitung fehlte, verließ R. die Firma und übernahm 1840 das Direktorat der Sonntagsschule des Chemnitzer Handwerkervereins. Daneben war er als Zivilingenieur und Techniker in der Erzgebirgischen Eisenbahngesellschaft tätig. 1841 arbeitete R. bei Constantin Pfaff in Chemnitz. Unter seiner Leitung entstanden Dampf- und Wasserhaltungsmaschinen, die R.s Namen als Erbauer trugen. Seine Heirat mit der Kaufmannstochter Ernestine Auguste Seyde 1842 ermöglichte ihm offenbar die finanzielle Basis zur Gründung eines eigenen Unternehmens. Bereits im gleichen Jahr konnte seine Chemnitzer Maschinenbauwerkstatt zwei Dampfmaschinen an Werdauer Spinnereien ausliefern. 1844 trat Theodor Hübner als Teilhaber in den Betrieb ein. 1845 baute R. acht Dampfmaschinen und fünf Dampfkessel und war - noch vor Richard Hartmann und Pfaff - der einzige Unternehmer, der Dampfmaschinen und Kessel unter einem Dach herstellte. Ehrgeizig strebte R. nach einer führenden Stellung im Chemnitzer Dampfmaschinenbau und wurde damit zum schärfsten Konkurrenten der Maschinenbaubetriebe von Hartmann und Pfaff. Doch geriet sein Unternehmen mehr und mehr in Schwierigkeiten. Staatlicherseits erhielt R. keine Unterstützung, auch nicht von einem damals aufgelegten staatlichen Programm zur Förderung von Chemnitzer Unternehmen. Die beiden in seinem Betrieb gebauten Lokomotiven konnte er nicht verkaufen. Der zunehmend schlechte Zustand seiner Fabrik und Auftragsrückgänge führten im Juni 1848 zum Konkurs. In dieser Zeit war R. Mitglied des Deutschen Vereins und Vorsitzender des Maschinenbauvereins in Chemnitz. Die erfolglose Suche nach einer Anstellung als Ingenieur veranlasste ihn 1849 zur Auswanderung in die USA. Seine Familie ließ er in Sachsen zurück. Hier verlieren sich seine Spuren. 1852 erscheint seine Frau in den Adressbüchern der Stadt als Witwe. R.s Fabrikgebäude wurden an F. L. Seyfert verkauft, der dort Textilmaschinen baute. Die beiden unverkauften Lokomotiven übernahm Hartmann.

Literatur J. Seyffarth, Zur Geschichte des Maschinenbaus. Der tragische Lebenslauf des Technikers Carl August R. (1810 - ?), in: Maschinenbautechnik 38/1989, H. 4, S. 170ff.; R. Forberger, Die Industrielle Revolution in Sachsen 1800-1861, Bd. 2: 1831-1861, Leipzig 1999-2003, Bd. 2/1, S. 542, Bd. 2/2, Tab. 162; W. Uhlmann, Sächsische Bildungsreisen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins N.F. (VIII) 69/1999, S. 112-115; R., Carl August, in: Von Alberti bis Zöppel, hrsg. vom Stadtarchiv Chemnitz, Radebeul 2000, S. 84.

Ursula Forberger †
29.8.2005


Empfohlene Zitierweise:
Ursula Forberger †, Artikel: Carl August Rabenstein,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18074 [Zugriff 22.12.2024].

Carl August Rabenstein



Literatur J. Seyffarth, Zur Geschichte des Maschinenbaus. Der tragische Lebenslauf des Technikers Carl August R. (1810 - ?), in: Maschinenbautechnik 38/1989, H. 4, S. 170ff.; R. Forberger, Die Industrielle Revolution in Sachsen 1800-1861, Bd. 2: 1831-1861, Leipzig 1999-2003, Bd. 2/1, S. 542, Bd. 2/2, Tab. 162; W. Uhlmann, Sächsische Bildungsreisen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins N.F. (VIII) 69/1999, S. 112-115; R., Carl August, in: Von Alberti bis Zöppel, hrsg. vom Stadtarchiv Chemnitz, Radebeul 2000, S. 84.

Ursula Forberger †
29.8.2005


Empfohlene Zitierweise:
Ursula Forberger †, Artikel: Carl August Rabenstein,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18074 [Zugriff 22.12.2024].