Bernhard Walther Marperger

Weil sein Vater als Mitarbeiter eines Lyoner Handelshauses ausgedehnte Reisen u.a. nach Genf, Lübeck, Moskau, St. Petersburg, Stockholm und Wien unternahm, wurde M. seit früher Jugend von seiner Großmutter Margarethe in Nürnberg erzogen. 1699 begann er an der Universität Altdorf (bei Nürnberg) Mathematik, orientalische Sprachen, jüdische Altertümer und schließlich Theologie zu studieren. Dabei lernte er das pietistische Gedankengut näher kennen und schätzen, was ihn 1702 veranlasste, nach Halle/Saale zu wechseln, um Schüler von August Hermann Francke zu werden. Nach Beendigung seiner Studien ging er 1705 zurück nach Nürnberg, wo er mehrere geistliche Ämter, u.a. als Prediger an der St. Egidienkirche, bekleidete. 1724, kurz nachdem sich die Differenzen zwischen den Hallenser Pietisten und einem der wichtigsten Vertreter der lutherischen Spätorthodoxie, dem Dresdner Superintendenten Valentin Ernst Löscher, endgültig als unüberbrückbar erwiesen hatten und ein Ausgleich unmöglich geworden war, konnte Francke die Berufung seines Schützlings M. zum sächsischen Oberhofprediger und damit zum Kirchenrat und Mitglied des Oberkonsistoriums durchsetzen. – In Dresden begann M. auch sofort, gegen Löscher zu agieren und dessen bereits angeschlagene Stellung weiter zu untergraben. So verklagte er ihn im November 1725 - allerdings ohne Erfolg - beim Geheimen Konsilium, wo M. u.a. das Verbot von Löschers theologischer Zeitschrift, den „Unschuldigen Nachrichten“, verlangte. Einig mit dem Superintendenten war sich M. lediglich bei der Ablehnung und Bekämpfung aufgeklärten Gedankenguts. Neben den Streitschriften verfasste M. verschiedene erbauliche Schriften, außerdem hat er dreimal das Börner’sche Dresdner Gesangbuch neu herausgegeben. Schließlich trat er als Dichter einiger weniger geistlicher Lieder hervor, am bekanntesten ist wohl: „Es halten eitele Gemüther die Erde für ihr Vaterland“.

Quellen Honores academici funeri Bernhardi Gualtheri Marpergeri ... Lipsiae et Vitebergae mense Martio anni 1747 exhibiti, Friedrichstadt 1747 (Leichenpredigt); J. E. Kapp, Rector Academiae Lipsiensis ad audiendam orationem in memoriam summe reverendi magnifici excellentissimi domini Bernardi Gualtheri Marpergeri ... die XXVIII. Martii ... invitat, Leipzig 1747.

Werke Der blinde Religions-Eifer, als der grösseste Irrthum in der Religion, Dresden 1726; Der wahre Lehr-Elenchus, 2 Teile, Dresden 1727/29; Die erbaulichen Anstalten, zu der Chur-Sächsischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zweyten Ivbilaeo und Danck-Fest Wegen der Anno 1530 übergebenen Augspurgischen Confeßion, Dresden 1730; Dissertatio inauguralis theologica De Nexu veritatis cum pietate, Altdorf 1724.

Literatur K. Petzold, Der unterlegene Sieger, Leipzig 2001; W. Sommer, Die lutherischen Hofprediger in Dresden, Stuttgart 2006, S. 263-281 (P). – ADB 20, S. 405; DBE 6, S. 628; J. H. Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 19, Halle/Leipzig 1739, Sp. 1651-1658.

Porträt M. Beringeroth, 1729, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Wolfgang Flügel
20.4.2011


Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Flügel, Artikel: Bernhard Walther Marperger,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18526 [Zugriff 2.11.2024].

Bernhard Walther Marperger



Quellen Honores academici funeri Bernhardi Gualtheri Marpergeri ... Lipsiae et Vitebergae mense Martio anni 1747 exhibiti, Friedrichstadt 1747 (Leichenpredigt); J. E. Kapp, Rector Academiae Lipsiensis ad audiendam orationem in memoriam summe reverendi magnifici excellentissimi domini Bernardi Gualtheri Marpergeri ... die XXVIII. Martii ... invitat, Leipzig 1747.

Werke Der blinde Religions-Eifer, als der grösseste Irrthum in der Religion, Dresden 1726; Der wahre Lehr-Elenchus, 2 Teile, Dresden 1727/29; Die erbaulichen Anstalten, zu der Chur-Sächsischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zweyten Ivbilaeo und Danck-Fest Wegen der Anno 1530 übergebenen Augspurgischen Confeßion, Dresden 1730; Dissertatio inauguralis theologica De Nexu veritatis cum pietate, Altdorf 1724.

Literatur K. Petzold, Der unterlegene Sieger, Leipzig 2001; W. Sommer, Die lutherischen Hofprediger in Dresden, Stuttgart 2006, S. 263-281 (P). – ADB 20, S. 405; DBE 6, S. 628; J. H. Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 19, Halle/Leipzig 1739, Sp. 1651-1658.

Porträt M. Beringeroth, 1729, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Wolfgang Flügel
20.4.2011


Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Flügel, Artikel: Bernhard Walther Marperger,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18526 [Zugriff 2.11.2024].