Curt Roch
R. war einer der prägendsten Künstler des Späthistorismus in Sachsen und arbeitete vorzugsweise für den königlichen Hof. – R. lernte offenbar bei einem sächsischen Holzbildhauer, bildete sich etliche Jahre in Italien und Frankreich fort und war in
Paris „in den ersten Ateliers“ tätig, wo er 1869 anlässlich der „nationalen Ausstellung“ ausgezeichnet wurde. Zwischen 1873 und 1883 arbeitete er in Dresden gemeinsam mit dem Bildhauer
Friedrich Emil Schäfer und führte danach die Werkstatt mit mindestens 15 Angestellten allein. 1889 wurde R. Mitglied des königlich sächsischen Altertumsvereins, 1891 Hofstuckateur, 1896 Hofbildhauer und 1910 Mitglied der Dresdner sowie der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft. Bildhauer, mit denen er an den gleichen Projekten arbeitete, waren etwa Christian Behrens, August Schreitmüller, Heinrich Wedemeyer, Gustav Adolph Kietz oder Robert Eduard Henze. Bekannte Schüler bzw. Gehilfen R.s waren Peter Pöppelmann und
Alexander Höfer. R. arbeitete unter Architekten wie Rudolf Georg Schilling und Julius Wilhelm Graebner, Theodor Quentin oder Gustav Robert Frölich, wobei die mehr als 30 Jahre währende Zusammenarbeit mit Letzterem von zentraler Bedeutung war. – Bereits gegen Ende der 1870er-Jahre avancierte R. zu einem vom sächsischen Königshof bevorzugten Künstler, besonders für Bauskulptur und Stuckdekorationen. Er übernahm aber auch umfangreiche Aufträge für die Kirche und das Bürgertum. Zentrales Sujet war die Stilrezeption, stets mit einem zeittypischen Akademismus unterlegt. R. schuf gewissermaßen Kulissen vor einem jeweils inhaltlich-historisch bestimmten Hintergrund und entsprach damit dem Verlangen nach bildnerischer Ausgestaltung historisierender Bauten par excellence. Seine umfangreichsten und wichtigsten Werke entstanden im Dresdner Residenzschloss, an dessen Umbau er bis 1900 über fast zwei Jahrzehnte mitwirkte. V.a. die figürliche und ornamentale Ausgestaltung der Englischen Treppe (1895) belegt R.s genaue Kenntnis und Beherrschung gerade spätbarocker Formen und attestiert ihm ebensolche Fähigkeiten als fantasievollem Plastiker. Als einfühlsamen Porträtisten weisen ihn bereits die Statue Herzog Georgs (des Bärtigen) in der Albrechtsburg Meißen (1876) oder das Porträt König Johanns auf dessen Sarkophag in der Katholischen Hofkirche in Dresden (1878) aus. Hervorzuheben sind ebenso seine Kirchenausstattungen in Formen der Renaissance und Gotik, so in der Lutherkirche Radebeul (1891/1892) oder in der evangelischen Pfarrkirche von Gröditz (1891).
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Hofbauamt, Ministerium des Königlichen Hauses, Landbauamt Dresden, Hausmarschallamt, Sächsischer Altertumsverein; Stadtarchiv Dresden, Gewerberegister; Sterbe-Neben-Register des Standesamtes Dresden I, Städtisches Friedhofs- u. Bestattungswesen; Pfarramt Gröditz, Bauakten der Kirche; Archiv der Martin-Luther-Kirche Dresden, Bauakten und Baupläne; Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inventar Schloss Moritzburg; Landesamt für Denkmalpflege, Akte H. 34 (Hainewalde, Amtshauptmannschaft Zittau), Akten der Königlich Sächsischen Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler.
Werke Modelle für Fassadenskulpturen und zahlreiche plastische Innendekorationen, 1880-1901, Ton/Gips/Stuck, Residenzschloss Dresden, Südanbau sowie Ost-, West- und Nordflügel; St. Marien Pirna, Reliefs der Sieben Todsünden und Jungfrauenzyklus, Aufsatz Taufstein, Arbeiten am Orgelprospekt, 1889/90, Ton/Stein/Holz; Dresden, Geschäftshaus der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen, Fassadenskulpturen, 1895, Stuck/Stein; Brühlsche Terrasse Dresden, Sekundogenitur, Figürlicher und ornamentaler Fassadendekor, 1896/97, Stuck; Bahnhof Dresden-Strehlen, Plastischer Fassaden- und Innenraumdekor, 1897, Stuck; Fasanenschlösschen Moritzburg, Festsaal, Plastischer Deckendekor, 1899, Stuck vergoldet; Schloss Lichtenwalde, Treppenhaus, Laternenträger und ornamentale Plastik, um 1906-08; Schloss Waldenburg, Gelber Saal, Innenraumdekor, 1909-1913, Stuck farblich gefasst und versilbert.
Literatur Stefan Dürre, „Ein besonderes Schmuckstück des inneren Ausbaus“. Die Stuckierung der Englischen Treppe im ehemaligen Dresdener Residenzschloss durch den Bildhauer Curt R., in: Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen 2010, S. 30-34; ders., Curt R., Königlich-Sächsischer Hofbildhauer. Ein Beitrag zur Erforschung des Späthistorismus in Sachsen, in: ebd. 2013, S. 70-76; ders., Der Bildhauer Curt R. Werke und Weggefährten am Dresdner Residenzschloss 1880-1913, in: ebd. 2014, S. 100-109 (WV); ders., Jenseits der Schlossmauern. Arbeiten des Bildhauers Curt R. im Königreich Sachsen, in: ebd. 2015, Dresden 2016 (WV).
Stefan Dürre
10.1.2021
Empfohlene Zitierweise:
Stefan Dürre, Artikel: Curt Roch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27634 [Zugriff 22.12.2024].
Curt Roch
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Hofbauamt, Ministerium des Königlichen Hauses, Landbauamt Dresden, Hausmarschallamt, Sächsischer Altertumsverein; Stadtarchiv Dresden, Gewerberegister; Sterbe-Neben-Register des Standesamtes Dresden I, Städtisches Friedhofs- u. Bestattungswesen; Pfarramt Gröditz, Bauakten der Kirche; Archiv der Martin-Luther-Kirche Dresden, Bauakten und Baupläne; Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inventar Schloss Moritzburg; Landesamt für Denkmalpflege, Akte H. 34 (Hainewalde, Amtshauptmannschaft Zittau), Akten der Königlich Sächsischen Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler.
Werke Modelle für Fassadenskulpturen und zahlreiche plastische Innendekorationen, 1880-1901, Ton/Gips/Stuck, Residenzschloss Dresden, Südanbau sowie Ost-, West- und Nordflügel; St. Marien Pirna, Reliefs der Sieben Todsünden und Jungfrauenzyklus, Aufsatz Taufstein, Arbeiten am Orgelprospekt, 1889/90, Ton/Stein/Holz; Dresden, Geschäftshaus der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen, Fassadenskulpturen, 1895, Stuck/Stein; Brühlsche Terrasse Dresden, Sekundogenitur, Figürlicher und ornamentaler Fassadendekor, 1896/97, Stuck; Bahnhof Dresden-Strehlen, Plastischer Fassaden- und Innenraumdekor, 1897, Stuck; Fasanenschlösschen Moritzburg, Festsaal, Plastischer Deckendekor, 1899, Stuck vergoldet; Schloss Lichtenwalde, Treppenhaus, Laternenträger und ornamentale Plastik, um 1906-08; Schloss Waldenburg, Gelber Saal, Innenraumdekor, 1909-1913, Stuck farblich gefasst und versilbert.
Literatur Stefan Dürre, „Ein besonderes Schmuckstück des inneren Ausbaus“. Die Stuckierung der Englischen Treppe im ehemaligen Dresdener Residenzschloss durch den Bildhauer Curt R., in: Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen 2010, S. 30-34; ders., Curt R., Königlich-Sächsischer Hofbildhauer. Ein Beitrag zur Erforschung des Späthistorismus in Sachsen, in: ebd. 2013, S. 70-76; ders., Der Bildhauer Curt R. Werke und Weggefährten am Dresdner Residenzschloss 1880-1913, in: ebd. 2014, S. 100-109 (WV); ders., Jenseits der Schlossmauern. Arbeiten des Bildhauers Curt R. im Königreich Sachsen, in: ebd. 2015, Dresden 2016 (WV).
Stefan Dürre
10.1.2021
Empfohlene Zitierweise:
Stefan Dürre, Artikel: Curt Roch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27634 [Zugriff 22.12.2024].