Balthasar Sartorius
S. zählte zum Kreis der sog. Kryptocalvinisten, die unter Kurfürst Christian I. in höhere kirchliche Ämter gelangten und versuchten, eine Reform der lutherischen Kirche voranzutreiben. Mit seinen theologischen Schriften brachte sich S. in die konfessionsbezogenen Diskurse der Zeit ein. – Im Alter von 16 Jahren begann S. ein Theologiestudium an der Universität Wittenberg, wo er durch Vorlesungen Philipp Melanchthons entscheidende konfessionelle Prägungen erfuhr. 1555 wechselte er an die Universität Leipzig und hörte dort v.a. Joachim Camerarius d.Ä., dessen Lehre in erster Linie eine humanistisch-philippistische Ausrichtung hatte. Nach dem Erwerb der Magisterwürde (1559) trat S. im gleichen Jahr eine Lehrerstelle an der Landesschule Schulpforte an und wurde dort 1564 Konrektor. 1568 erlangte er in Leipzig den Abschluss eines Baccalaureus theologiae. Ein Jahr später wurde er zum Sonnabendprediger an die Leipziger Thomaskirche berufen und 1570 zum Superintendenten in Grimma. 1572 erwarb er in Leipzig sein Lizenziat und promovierte dort 1573 zum Doktor der Theologie. Im gleichen Jahr bestimmte ihn Kurfürst August zum Erzieher der ernestinischen Prinzen Friedrich Wilhelm und
Johann in Weimar. Von dort aus gelangte S. an die Universität Jena, wo er 1575 den Lehrstuhl für Theologie und 1577 das Amt des Rektors übernahm. – Der dem Calvinismus nahestehende S. war dem Kreis der Leipziger Humanisten und Philippisten verbunden. S. hatte durch seine Frau
Elisabeth, eine geborene Salmuth, in eine bedeutende Theologenfamilie eingeheiratet. Elisabeth war die Enkelin von Johannes Pfeffinger, dessen Andenken und Werk S. mit einer Lebensbeschreibung ehrte. Pfeffinger war zu seiner Zeit Superintendent in Leipzig und zugleich Inhaber des Lehrstuhls für Theologie der Universität Leipzig und führte dort als Philippist die Lehre Melanchthons weiter. S.s Schwager und einstiger Schüler, Johann Salmuth, ab 1587 Hofprediger in Dresden, war maßgeblich an der Herausgabe der sog. Krell-Bibel beteiligt. – 1588 wurde S. zum Superintendenten und Konsistorialassessor in Meißen berufen. Mit einer Schrift, die in der Literatur „De Exorcismo“ (ADB) genannt wird, heute aber nicht mehr auffindbar ist, soll sich S. zum zeitgenössischen Exorzismus-Streit geäußert haben. Seine Aktivitäten in Meißen brachten ihm in der Bevölkerung den Ruf als „Calvinist und böser Christ“ (T. Klein) ein. Nach dem Tod Christians I. fanden Bemühungen um eine sog. Zweite Reformation ein schnelles Ende, und an die Stelle von calvinistisch orientierten Amtsinhabern traten nun wieder Lutheraner. Auch S. wurde 1592 seiner Ämter in Meißen enthoben und verlor damit seine öffentliche Wirkungskraft. Dank seines ehemaligen Schülers und nunmehrigen kursächsischen Administrators Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar wurde S. vor der Ausweisung aus Kursachsen bewahrt und erhielt eine Berufung zum außerordentlichen Professor der Theologie an die Universität Leipzig.
Werke Einfeltiger und nützlicher Bericht, von dem leben und wandel, auch von der Lehre ... Johann Pfeffingers, Leipzig 1573; Leichpredigt, Gehalten vber dem Begrebnis des Leichnams, des Edlen, Gestrengen ... Herrn Hansen von Ponickaw auff Pomsen, Leipzig 1573; Disputatio de ecclesia dei in his terris ..., Jena 1573; De lege et Evangelio, Jena 1582; Vota gratiarum actionis ... in laudem et gaudia genitalia ill. Principis ducis Saxoniae ..., Leipzig 1597.
Literatur J. G. M. Frenckel, Diptycha Ositiensia oder Historie derer Herren Superintendenten und Diaconen zu Oschatz in Meißen, Dresden 1722; K. G. Dietmann, Die gesamte der ungeänderten Augsp. Confeßion zugethane Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen und denen einverleibten Landen, Teil 1, Bd. 2, Dresden/Leipzig 1753, S. 1069; D. G. Buchwald (Hg.), Neue Sächsische Kirchengalerie. Ephorie Meissen, Leipzig 1902, S. 20-22; R. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch, Bd. 2/2, Freiberg 1940, S. 819; T. Klein, Der Kampf um die Zweite Reformation in Kursachsen (1586-1591), Köln 1962, S. 111f. – ADB 30, S. 179f.; DBA I; J. M. Groß (Hg.), Historisches Lexikon Evangelischer Jubel-Priester, Bd. 3, S. 278-281; C. G. Joecher (Hg.), Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 4, Leipzig 1751 (ND Hildesheim 1961), Sp. 154; J. H. Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 34, Halle u.a. 1742 (ND Graz 1996), S. 149f., Online-Ausgabe: mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/zedler.
Anett Dost
8.10.2007
Empfohlene Zitierweise:
Anett Dost, Artikel: Balthasar Sartorius,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3433 [Zugriff 21.11.2024].
Balthasar Sartorius
Werke Einfeltiger und nützlicher Bericht, von dem leben und wandel, auch von der Lehre ... Johann Pfeffingers, Leipzig 1573; Leichpredigt, Gehalten vber dem Begrebnis des Leichnams, des Edlen, Gestrengen ... Herrn Hansen von Ponickaw auff Pomsen, Leipzig 1573; Disputatio de ecclesia dei in his terris ..., Jena 1573; De lege et Evangelio, Jena 1582; Vota gratiarum actionis ... in laudem et gaudia genitalia ill. Principis ducis Saxoniae ..., Leipzig 1597.
Literatur J. G. M. Frenckel, Diptycha Ositiensia oder Historie derer Herren Superintendenten und Diaconen zu Oschatz in Meißen, Dresden 1722; K. G. Dietmann, Die gesamte der ungeänderten Augsp. Confeßion zugethane Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen und denen einverleibten Landen, Teil 1, Bd. 2, Dresden/Leipzig 1753, S. 1069; D. G. Buchwald (Hg.), Neue Sächsische Kirchengalerie. Ephorie Meissen, Leipzig 1902, S. 20-22; R. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch, Bd. 2/2, Freiberg 1940, S. 819; T. Klein, Der Kampf um die Zweite Reformation in Kursachsen (1586-1591), Köln 1962, S. 111f. – ADB 30, S. 179f.; DBA I; J. M. Groß (Hg.), Historisches Lexikon Evangelischer Jubel-Priester, Bd. 3, S. 278-281; C. G. Joecher (Hg.), Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 4, Leipzig 1751 (ND Hildesheim 1961), Sp. 154; J. H. Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 34, Halle u.a. 1742 (ND Graz 1996), S. 149f., Online-Ausgabe: mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/zedler.
Anett Dost
8.10.2007
Empfohlene Zitierweise:
Anett Dost, Artikel: Balthasar Sartorius,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3433 [Zugriff 21.11.2024].