August Hermann Ebert
E. stand sein ganzes Leben im Schatten seines großen Bruders Friedrich Adolf. Die Familie Ebert war recht wohlhabend, obwohl der Vater
Samuel ab 1791 nur eine mittelmäßig besoldete Pfarrstelle in Leipzig innehatte. Er wurde 1802 zudem mit der Leitung der dortigen Waisenhausschule betraut. Immerhin konnte er ein im Brühl gelegenes Wohnhaus kaufen. Durch den frühen Tod des Vaters und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der napoleonischen Zeit geriet die Familie in finanzielle Bedrängnis und musste das Wohnhaus weit unter Wert verkaufen. Vom Vater waren beide Brüder schon als Kinder zum eifrigen Lesen angehalten worden. E. und Friedrich Adolf waren durch den frühen Tod der Eltern geprägt, denn nach dem Vater starb auch die Mutter bereits 1813. Friedrich Adolf musste sich anschließend um seine Geschwister kümmern und sie finanziell versorgen. Es ist wahrscheinlich, dass die Armut dieser Zeit E. prägte, der später Alkoholiker wurde und an Verschwendungssucht litt. – E. immatrikulierte sich im Sommersemester 1816 an der Universität Leipzig für Medizin, schloss sein Studium aber nicht ab. Wahrscheinlich durch Fürsprache seines Bruders setzte er seit 1816 die Arbeiten am alphabetischen Nominalkatalog der Universitätsbibliothek Leipzig bis 1820 fort, die dieser 1813 begonnen hatte. Die deutschen Universitätsbibliotheken erlebten im Gegensatz zu den Hofbibliotheken zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen wesentlichen Aufschwung, nachdem sie im 18. Jahrhundert meist nur geringe Bedeutung hatten. Friedrich Adolf holte seinen Bruder nach Dresden und verschaffte ihm zum 17.2.1821 eine Anstellung als Akzessist bzw. Sekretär bei der Königlichen öffentlichen Bibliothek (KÖB). Wie wichtig Friedrich Adolf diese Anstellung seines Bruders war, bezeugen seine Worte im Bittschreiben an den Minister des Königlichen Hauses: E. müsse kein Gehalt und Honorar erhalten, sondern ihm böte die Ersparnis an Wohnung und Kost durch den Umzug des Bruders von Leipzig nach Dresden Entlastung genug. Bereits 1817 hatte Friedrich Adolf die beiden Schwestern nach Dresden geholt. E. unterstützte seinen Bruder bei der dringend notwendigen Erstellung von Realkatalogen und legte einen Porträtkatalog an, der noch heute vorhanden ist. Außerdem verrichtete E. diverse Verwaltungsarbeiten und betreute die Bibliotheksnutzer. Er war ab 1824 auch für die Kontakte der KÖB mit Buchhändlern und Buchbindern zuständig. – 1821 erschien in Leipzig E.s „Lateinisch-deutsches Taschenwörterbuch der neuern Geographie“ bei Steinacker & Wagner. Es ist ein anonymes Werk, obwohl schon im zeitgenössischen Bücherverzeichnis von
Christian Gottlob Kayser E. als Verfasser genannt wurde. Die Idee für das Nachschlagewerk stammte von Friedrich Adolf, wie er in seinem Vorwort für dieses Buch schrieb. Deutlich werden darin auch die genauen Vorgaben Friedrich Adolfs, sodass es wahrscheinlich ist, dass E. lediglich dessen Anordnungen ausgeführt hat. Weitere Publikationen von E. sind nicht bekannt. Auch in der zweiten Auflage von Friedrich Adolfs Buch „Die Bildung des Bibliothekars“ ist die das ganze Leben währende Anleitung E.s durch seinen Bruder zu erkennen. Friedrich Adolf hat mehrfach betont, dass er sich um seinen Bruder ganz besonders kümmern müsse. – E. schied noch zu Lebzeiten seines Bruders bereits am 16.10.1831 aus dem Dienst aus. Er lebte zunächst als Privatgelehrter in der Neuen Gasse in der Nähe der Frauenkirche. In den 1840er-Jahren arbeitete er als Hilfsarbeiter im Geheimen Finanzarchiv. Danach verliert sich seine Spur. Ab 1850 scheint E. über keinen festen Wohnsitz mehr verfügt zu haben. Er starb in Dresden in den 1850er-Jahren, verkommen, wie der spätere Direktor der KÖB, Franz Schnorr von Carolsfeld, schrieb. Die Beziehungen zur KÖB scheinen demnach vollständig abgerissen gewesen zu sein.
Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv.
Werke Lateinisch-deutsches Wörterbuch der neuern Geographie als nothwendige Beilage zu den bisherigen lateinischen Wörterbüchern, Leipzig 1821.
Literatur R. Bürger, Friedrich Adolf Ebert, Leipzig 1910, S. 31; H. Neubert, Zur Geschichte der Sächsischen Landesbibliothek, Leipzig 1936, S. 41. – K. Bader, Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt- und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten, Leipzig 1925, S. 51.
Konstantin Hermann
21.10.2009
Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: August Hermann Ebert,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25316 [Zugriff 2.11.2024].
August Hermann Ebert
Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv.
Werke Lateinisch-deutsches Wörterbuch der neuern Geographie als nothwendige Beilage zu den bisherigen lateinischen Wörterbüchern, Leipzig 1821.
Literatur R. Bürger, Friedrich Adolf Ebert, Leipzig 1910, S. 31; H. Neubert, Zur Geschichte der Sächsischen Landesbibliothek, Leipzig 1936, S. 41. – K. Bader, Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt- und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten, Leipzig 1925, S. 51.
Konstantin Hermann
21.10.2009
Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: August Hermann Ebert,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25316 [Zugriff 2.11.2024].