August Friedrich Wilhelm von Leyßer
Da er seinen Vater bereits 1773 durch einen Jagdunfall - er wurde versehentlich im Sollinger Wald bei Holzminden erschossen - verlor, wuchs L. auf dem Rittergut Gersdorf auf. Dieser Besitz in der Nähe von Berggießhübel in der Sächsischen Schweiz gehörte L.s Großvater, dem kursächsischen Oberkonsistorialrat und Geheimen Kriegsrat
Johann Gottlieb von Leyßer, und später seiner Mutter,
Clara Augusta, geborene und verwitwete von Leyßer, die in zweiter Ehe mit
Carl Gottlob von Ponickau und Pilgram verheiratet war. Der Stiefvater, der selbst drei Rittergüter besaß und eine Zeit lang als sächsischer Kavallerieleutnant gedient hatte, bewirtschaftete auch das Gut Gersdorf. Nachdem L. von einem Hauslehrer Privatunterricht erhalten hatte, konnte er sich 1787, kurz vor seinem 17. Lebensjahr, an der Universität Wittenberg immatrikulieren und bezog im folgenden Jahr die Universität Leipzig. 1789 trat er als Unterleutnant bei der Garde du corps in Dresden ein. Am 11.2.1795 übernahm er das teils ererbte, teils von der Mutter gekaufte Gut Gersdorf. Mit der sächsischen Armee nahm L. an den Napoleonischen Kriegen teil, avancierte rasch und diente 1809 dem Prinzen
Ponte Corvo, dem späteren König
Karl XIV. Johann von Schweden, als Ordonanz, während dieser die sächsischen Truppen kommandierte. Für seine Tapferkeit in der Schlacht von Wagram, an der die sächsischen Truppen als Verbündete Frankreichs teilnahmen, erhielt L. das Ritterkreuz des St. Heinrichsordens und das Kreuz der Ehrenlegion. Er wurde zum Major ernannt und kehrte nach Sachsen zurück. Zwei Jahre später wurde L. Flügeladjutant von König Friedrich August I., der ihn zum Oberstleutnant beförderte und ihm das Kommando des Garderegiments übertrug. Diesen Truppenteil führte er als Obrist und Brigadier in den Russlandfeldzug von 1812. Als die Grande Armée bei Borodino nur unter großen Verlusten auch der sächsischen Einheiten
Napoleon den Weg nach Moskau freikämpfte, wurde L. schwer verwundet und gefangen genommen. Er konnte jedoch 1814 nach Sachsen zurückkehren, übernahm das Kommando eines Husarenregiments und später einer Kavalleriebrigade. Während L. mit dieser Einheit 1815/16 im elsässischen Colmar stationiert war, stieg er zum Generalmajor auf. Von dort zurückgekehrt erbat er seinen Abschied aus dem Militär, erhielt ihn aber nicht, sondern wurde à la suite gesetzt. Diese Position im Gefolge des Königs erlaubte es ihm, ein Privatleben zu führen, ohne aus dem Dienst des Fürsten auszuscheiden. Noch im selben Jahr unternahm L. eine Italienreise. In der folgenden Zeit lebte er auf seinem Landbesitz in der Sächsischen Schweiz und betätigte sich in der Landwirtschaft. Er nahm beim Landtag 1820 im Gremium der Allgemeinen Ritterschaft Platz und wurde sogleich zum Direktor dieses Kollegiums erwählt. Auf der folgenden Ständeversammlung von 1824 stieg er in den Weiteren Ausschuss der Ritterschaft auf. Bevor der nächste Landtag zusammentrat, reiste L. 1828 nach England. Im darauffolgenden Jahr wurde er zum Generalleutnant befördert. Er gehörte dann wieder 1830 und 1831 den beiden Parlamenten alten Typs an, die über die erste geschriebene Verfassung Sachsens berieten. 1832 nahm er seinen Abschied vom Heer. 1833 gelang es ihm, als Abgeordneter für den „Bauernstand“ in die Zweite Kammer des ersten konstitutionellen Landtags gewählt zu werden. Damit war er in der Geschichte dieses Hauses fast der einzige Adlige, der nicht von Rittergutsbesitzern delegiert war. Der 62-Jährige wurde auch der erste Präsident dieses sächsischen Unterhauses. Einem weiteren Landtag gehörte er nicht mehr an. 1838 unternahm er noch mehrere Reisen nach Frankreich und England.
Literatur L., in: Neuer Nekrolog der Deutschen 20/1842, S. 895-897; C. A. Rüger, Die Familie L., Dresden 1978, S. 28ff.; G. v. Wilcke, Bilder um den sächsischen Reitergeneral L., in: Archiv für Sippenforschung 46/1980, S. 477f.; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 57f. (Bildquelle). – DBA I.
Porträt August Friedrich Wilhelm v. L., F. v. Rayski, 1834, Graphit, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett.
Josef Matzerath
24.3.2009
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: August Friedrich Wilhelm von Leyßer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16627 [Zugriff 27.12.2024].
August Friedrich Wilhelm von Leyßer
Literatur L., in: Neuer Nekrolog der Deutschen 20/1842, S. 895-897; C. A. Rüger, Die Familie L., Dresden 1978, S. 28ff.; G. v. Wilcke, Bilder um den sächsischen Reitergeneral L., in: Archiv für Sippenforschung 46/1980, S. 477f.; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 57f. (Bildquelle). – DBA I.
Porträt August Friedrich Wilhelm v. L., F. v. Rayski, 1834, Graphit, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett.
Josef Matzerath
24.3.2009
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: August Friedrich Wilhelm von Leyßer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16627 [Zugriff 27.12.2024].