Anna von Sachsen

A. war die jüngste Tochter des Kurfürsten August von Sachsen. Sie heiratete 1586 mit Herzog Johann Casimir den älteren Prinzen des Herzogtums Sachsen-Coburg-Eisenach, der 1596 die Linie Sachsen-Coburg begründete. Dieser hatte als Kind unter der Vormundschaft von A.s Vaters gestanden und dürfte seine künftige Ehefrau schon zwischen 1578 und 1581 kennen gelernt haben, als er die Leipziger Universität besuchte. Der Briefwechsel aus der Braut- und Ehezeit ist noch heute im Coburger Archiv zu finden und zeugt von der allmählichen persönlichen Annäherung, bis 1584 ein Heiratsvertrag geschlossen wurde. Mit der Vermählung warteten die Eltern jedoch bis zur Volljährigkeit A.s. Im Ehevertrag wurde eine Mitgift von 30.000 Talern und die Herrschaft Römhild als Wittum festgeschrieben. Nach der Heirat blieb A., die den prächtigen Dresdner Hof gewöhnt war, oft wegen auswärtiger Verpflichtungen des Herzogs sich selbst im stillen Coburg überlassen. Durch Hofgerüchte verleumdete man A. beim Kurfürstenpaar in Dresden, mit einem Hofjunker ein Verhältnis zu haben. Während sie ihr Ehemann, nachdem sie ihre Unschuld beteuert hatte, mit Nachsicht behandelte, verweigerte der Dresdener Hof hingegen eine Untersuchung der Intrige, wodurch eine gewisse Spannung zwischen beiden Familien entstand. A.s Kinderlosigkeit verschärfte die Konflikte noch weiter. Da ihr schon bald Unfruchtbarkeit vorgeworfen wurde, griff man zwei Jahre später sogar auf die alchimistischen Fähigkeiten des Zauberkünstlers Hieronymus Scotus aus Piacenza zurück. Dieser jedoch verführte A. zum Ehebruch und arrangierte zur Ablenkung von seiner Person ein intimes Verhältnis mit dem Hofjunker Ulrich von Lichtenstein. Als diese Affären bekannt wurden, verschwand Scotus vom Hof und verwischte seine Spuren, während Lichtenstein 40 Jahre im Kerker saß und auch A. ihre letzten 20 Lebensjahre in Gefangenschaft zubringen musste. Der Herzog, der nun von der ehelichen Untreue seiner Gemahlin überzeugt war, ließ sie nach einer Untersuchung des Falls durch eine Kommission auf der Ehrenburg festsetzen. Trotz ihres Geständnisses entließ man A. nicht. 1593 wurde die Ehe geschieden und dem Herzog das Heiratsgut seiner Frau unter der Verpflichtung, sie notdürftig zu unterhalten, zugesprochen. Obwohl das Konsistorium den Herzog um Gnade für die gefangene Fürstin bat, ließ Johann Casimir A. nach Abschluss der Verhöre und Ehescheidungsverhandlungen in die Veste Coburg sperren. Weder Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar noch der kursächsische Hof wollten die geschiedene Fürstin aufnehmen, so dass der Coburger Herzog A. selbst versorgen musste. Schließlich wurde sie nach Eisenach gebracht - wahrscheinlich, um durch die Entfernung eine Distanz zu dem Vorfall zu gewinnen, der das Prestige des Hauses beschädigt hatte. 1596 wechselte man abermals das Gefängnis und überführte A. in das eben an Coburg gefallene Schloss Callenberg. Im Kloster Sonnefeld wurden A. geeignete Räume bereitgestellt, wo sie, von der Gesellschaft abgeschieden, nur mit einem Geistlichen und einer Magd Umgang pflegte. Inzwischen hatte sich Johann Casimir, da ihm nach der Scheidung eine Wiederverheiratung möglich war, 1599 Margaretha von Braunschweig-Lüneburg zur Frau genommen. Aus diesem Anlass ließ er eine silberne Spottmedaille, den so genannten Kusstaler prägen, auf dessen Vorderseite das Liebespaar Johann Casimir und Margaretha mit der Umschrift „Wie kussen sich die zwey so fein“ zu sehen ist, während man rückseitig A. im Nonnengewand abbildete und darunter setzte: „Wer kust mich armes nunnelin“. Da allerdings selbst das Kloster nicht sicher schien, wurde A. ab 1603 wieder in der Veste Coburg interniert. Am 24.12.1607 schrieb A. dort ihr Testament und vermachte ihrem Beichtvater und der Magd ihr weniges Hab und Gut. Als sich 1609 ihr Schwächezustand verschlimmerte, ordnete der Dresdner Hof bereits an, A. in der Klosterkirche zu Sonnefeld zu bestatten. Als sie 1613 starb, ließ sie Johann Casimir dort ohne zeremoniellen Rahmen beisetzen. Als auch seine zweite, 34 Jahre währende Ehe kinderlos blieb, fiel das Herzogtum Coburg an seinen jüngeren Bruder aus der Nachbarlinie Sachsen-Eisenach. Die Gebeine A.s wurden 1854 in die Kirche St. Moritz zu Coburg überführt.

Quellen Staatsarchiv Coburg, Briefe Herzog Johann Casimirs und der Prinzessin (Herzogin) A. aus der Braut- und Ehezeit 1584-1592, Original und Konzept, 28 Folien, LA A I 28 b 3aa, Nr. 12, Vertrag über die Eheschließung zwischen Herzog Johann Casimir und A. Prinzessin zu Sachsen 1584, Originalpergament, LA A I 3, Nr. 9; Kunstsammlungen der Veste Coburg, So genannter Kusstaler [1599], Silber, Originalguss; W. E. Tentzel, Saxonia Numismatica. Ernstinische Linie, Bd. 1, ND Berlin 1982, S. 279f.

Literatur M. Berbig, Die Gemahlinnen der Regenten des Gothaischen Landes seit der Herrschaft der Ernestiner, Gotha 1890; H. Wank, Die Leidensgeschichte der Herzogin A. zu Sachsen, der Gemahlin Herzog Casimirs zu Coburg, Coburg 1898; Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg 1564-1633, hrsg. von den Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg 1964. – ADB 1, S. 471; NDB 10, S. 531.

Porträt A. von Sachsen-Coburg, Ende des 16. Jahrhunderts, Öl auf Leinwand, Kunstsammlungen der Veste Coburg (Bildquelle).

Anne-Simone Knöfel
9.1.2008


Empfohlene Zitierweise:
Anne-Simone Knöfel, Artikel: Anna von Sachsen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/198 [Zugriff 28.3.2024].

Anna von Sachsen



Quellen Staatsarchiv Coburg, Briefe Herzog Johann Casimirs und der Prinzessin (Herzogin) A. aus der Braut- und Ehezeit 1584-1592, Original und Konzept, 28 Folien, LA A I 28 b 3aa, Nr. 12, Vertrag über die Eheschließung zwischen Herzog Johann Casimir und A. Prinzessin zu Sachsen 1584, Originalpergament, LA A I 3, Nr. 9; Kunstsammlungen der Veste Coburg, So genannter Kusstaler [1599], Silber, Originalguss; W. E. Tentzel, Saxonia Numismatica. Ernstinische Linie, Bd. 1, ND Berlin 1982, S. 279f.

Literatur M. Berbig, Die Gemahlinnen der Regenten des Gothaischen Landes seit der Herrschaft der Ernestiner, Gotha 1890; H. Wank, Die Leidensgeschichte der Herzogin A. zu Sachsen, der Gemahlin Herzog Casimirs zu Coburg, Coburg 1898; Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg 1564-1633, hrsg. von den Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg 1964. – ADB 1, S. 471; NDB 10, S. 531.

Porträt A. von Sachsen-Coburg, Ende des 16. Jahrhunderts, Öl auf Leinwand, Kunstsammlungen der Veste Coburg (Bildquelle).

Anne-Simone Knöfel
9.1.2008


Empfohlene Zitierweise:
Anne-Simone Knöfel, Artikel: Anna von Sachsen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/198 [Zugriff 28.3.2024].