Alexander Clarus Heinze

H. zählt zu den bedeutenden liberalen Akteuren im Umfeld der revolutionären Ereignisse 1848 in Sachsen. Als Kommandant der Dresdner Kommunalgarde spielte er während des Dresdner Maiaufstands vom 3. bis 9.5.1849 eine entscheidende Rolle. – H. begann ein Studium der Jurisprudenz in Leipzig, das er jedoch nach einem Semester abbrach. 1823 bis 1827 besuchte er die Militärakademie in Dresden und trat hier 1827 als Portepéejunker in das Regiment Prinz Friedrich August ein. Ein Jahr später nahm er seinen Abschied und ging nach Griechenland, wo er als Freiwilliger eines Philhellenenbatallions während der griechischen Revolution gegen die Osmanen kämpfte. Nach der Errichtung des Königreichs Griechenland wurde H. Konservator bei der Zeughausdirektion in Nafplio (Griechenland). H. plante in dieser Zeit ein militärwissenschaftliches, dreisprachiges Fachwörterbuch auf Französisch, Griechisch, Deutsch und ließ sich für diese Aufgabe ein zehnjähriges Privileg von König Otto I. von Griechenland ausstellen. 1837 wurde er zum Major und 1842 zum Stadtkommandanten von Patras (Griechenland) im Westpeloponnes befördert. Sein erstes Buch „Der dritte September 1843 in Athen“, in dem er als Augenzeuge die revolutionären Ereignisse in Griechenland beschrieb, veröffentlichte er anonym 1843 bei Brockhaus in Leipzig. Obgleich H. der Zielstellung der Revolution - eine Verfassung zu etablieren - wohlwollend gegenüberstand, hatte diese jedoch für ihn weitreichende Folgen. Er verlor nicht nur seinen Posten, sondern musste zudem 1844 Griechenland verlassen. Ein Zeugnis der Auseinandersetzung H.s mit den Geschehnissen in Griechenland ist zudem sein 1845 publiziertes Werk „Der hellenische Nationalcongress zu Athen in den Jahren 1843 und 1844“, in dem er Sitzungsprotokolle, aber auch Berichte der griechischen Presse in deutscher Übersetzung zugänglich machte. – Nach seiner Rückkehr aus Griechenland zog H. zunächst nach Dresden und wenig später nach Leipzig, wo er 1845 bis 1847 lebte. 1847 kaufte er ein Bauerngut in Heuersdorf bei Borna. Seiner liberalen Haltung entsprechend, begann sich H. infolge der revolutionären Geschehnisse im März 1848 politisch zu engagieren. So erschien am 6.4.1848 das Programm des „Deutschen Vereins“, in dem auch H.s Name auftauchte. Der „Deutsche Verein“ war eine Vereinigung konstitutioneller Liberaler, dessen Gründungsversammlung zehn Tage später stattfand. Der Verein schaffte es in kurzer Zeit, 30 Zweigvereine zu bilden und bis zu 10.000 Mitglieder zu versammeln. Nachdem die Mitglieder H. die Gefolgschaft verweigert hatten, soll er den Vaterlandsverein in Kleinstolpen bei Pegau gegründet haben. – Mit dem Kauf des Guts in Heuersdorf war es H. möglich geworden, sich für die Parlamentswahlen zum Landtag aufstellen zu lassen. Im Dezember 1848 trat er in den damaligen Wahlbezirken 25, 26 und 27 an (Wahlbezirke Rötha, Pegau, Borna) und zog am 11.1.1849 in die Erste Kammer des Sächsischen Landtags ein. In der Ersten Kammer gehörte er zum Vorstand des Wehrausschusses und war in dieser Funktion am 22.4.1849 führend am Zusammenschluss der sächsischen demokratischen Bürgerwehrvereine zu einem Gesamtverband beteiligt. Nach der Auflösung des Landtags am 28.4.1849 durch König Friedrich August II. blieb H. in der Residenzstadt Dresden und erhielt am 3.5. von der Provisorischen Regierung das Kommando über die Dresdner Kommunalgarden. Im Zuge der revolutionären Unruhen in Dresden nahm er Verhandlungen mit dem königlichen Militärkommandanten von Dresden, Generalmajor von Schulz, auf. Am 7.5.1849 wurde H. festgenommen und zunächst im „Altstädter Stockhaus“, dann in der Gardereiterkaserne in Dresden-Neustadt inhaftiert, um schließlich am 13.4.1850 auf die Festung Königstein verbracht zu werden. Im Sommer 1850 wurde H. wegen Hochverrats zum Tod verurteilt. Die Strafe wurde nach einem Gnadengesuch durch H.s Frau zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe in Waldheim ausgesetzt, wo er am 21.10.1850 in Isolationshaft genommen wurde. H. erkrankte in der Haft. Trotz Gnaden- und Verlegungsgesuchen seiner Frau und seines Bruders wurde er weiterhin in Waldheim inhaftiert. 1856 verstarb H., an einem Lungenödem erkrankt, im Gefängnis.

Werke Der dritte September 1843 in Athen, Leipzig 1843; Der hellenische Nationalcongress zu Athen in den Jahren 1843 und 1844, Leipzig 1845; Dictionnaire portatif des armes spéciales, Leipzig 1846, 21850 (dt. Taschenwörterbuch der Artillerie-, Ingenieur- und Generalstabswissenschaften, Leipzig 1846, 21850); Katechismus der Bajonettfechtkunst, Leipzig 1851.

Literatur Martin Bernhard Lindau, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Dresden von der frühesten bis auf die gegenwärtige Zeit, Bd. 2, Dresden 1860; Volker Ruhland, Der Dresdner Maiaufstand von 1849, in: Dresdner Hefte 43/1995, S. 27-37; Martina Schattkowsky (Hg.), Dresdner Maiaufstand und Reichsverfassungskampagne 1849. Revolutionäres Nachbeben oder demokratische politische Kultur?, Leipzig 2000; Hans-Jürgen Ketzer, Von Griechenland bis Heuersdorf. Sachsens 48er im Bornaer Land, Beucha 2003; Joseph Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Die Mitglieder und Wahlbezirke der sächsischen Landtage 1833 bis 1952, Teil 1, Dresden 2011, S. 58. – Marco Hillemann, Alexander Clarus H., in: Alexandros-Andreas Kyrtsis/Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 2019.

Porträt Bildnis des Oberstleutnants a.D. Alexander Clarus H., Druckgrafik, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Cornelia Herold
15.11.2007


Empfohlene Zitierweise:
Cornelia Herold, Artikel: Alexander Clarus Heinze,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24081 [Zugriff 29.3.2024].

Alexander Clarus Heinze



Werke Der dritte September 1843 in Athen, Leipzig 1843; Der hellenische Nationalcongress zu Athen in den Jahren 1843 und 1844, Leipzig 1845; Dictionnaire portatif des armes spéciales, Leipzig 1846, 21850 (dt. Taschenwörterbuch der Artillerie-, Ingenieur- und Generalstabswissenschaften, Leipzig 1846, 21850); Katechismus der Bajonettfechtkunst, Leipzig 1851.

Literatur Martin Bernhard Lindau, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Dresden von der frühesten bis auf die gegenwärtige Zeit, Bd. 2, Dresden 1860; Volker Ruhland, Der Dresdner Maiaufstand von 1849, in: Dresdner Hefte 43/1995, S. 27-37; Martina Schattkowsky (Hg.), Dresdner Maiaufstand und Reichsverfassungskampagne 1849. Revolutionäres Nachbeben oder demokratische politische Kultur?, Leipzig 2000; Hans-Jürgen Ketzer, Von Griechenland bis Heuersdorf. Sachsens 48er im Bornaer Land, Beucha 2003; Joseph Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Die Mitglieder und Wahlbezirke der sächsischen Landtage 1833 bis 1952, Teil 1, Dresden 2011, S. 58. – Marco Hillemann, Alexander Clarus H., in: Alexandros-Andreas Kyrtsis/Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 2019.

Porträt Bildnis des Oberstleutnants a.D. Alexander Clarus H., Druckgrafik, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Cornelia Herold
15.11.2007


Empfohlene Zitierweise:
Cornelia Herold, Artikel: Alexander Clarus Heinze,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24081 [Zugriff 29.3.2024].