Albrecht Philipp

Nach dem Abitur in Dresden studierte P. ab 1903 in Leipzig Geschichte, Erdkunde und Germanistik. Seine akademischen Lehrer waren Felix Salomon sowie Erich Brandenburg, bei dem er seine Dissertation „August der Starke und die pragmatische Sanktion. Die Zeit des ersten Wiener Friedens“ anfertigte. Ab 1908 unterrichtete P. als Lehrer an Gymnasien in Döbeln und Borna die Fächer Geschichte, Philosophie, Deutsch, Erdkunde und Latein. – Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich P. zum Königlich Sächsischen Karabinierregiment in Borna und wurde schnell zum Leutnant der Landwehrkavallerie befördert. Er nahm an den Feldzügen in Polen, Litauen und Kurland teil. Schon in den ersten Kriegsjahren reiste er häufig in die Heimat, um öffentliche Vorträge im Sinne der sächsischen Kriegszielpolitik zu halten. 1916 erfolgte die endgültige Versetzung zur „Ersatzeskadron“ nach Borna, da er durch Nachwahlen im 25. ländlichen Wahlkreis in die Zweite Kammer des Sächsischen Landtags gewählt worden war. – P.s politische Karriere hatte bereits während des Reichstagswahlkampfs 1912 begonnen, als er in öffentlichen Diskussionen für freikonservative Politiker wie Eduard von Liebert auftrat. Ab 1918 beteiligte er sich als entschiedener Gegner der Novemberrevolution am Aufbau der DNVP in Sachsen. Innerhalb der Partei exponierte er sich als Vertreter agrarischer Interessen. Den Wahlkreis Leipzig vertrat P. 1919/20 in der verfassunggebenden Weimarer Nationalversammlung und 1920 bis 1930 im Reichstag. Als Angehöriger der DNVP-Reichstagsfraktion trat er nicht besonders hervor. Seine bleibende Leistung besteht in seiner langjährigen Mitgliedschaft im parlamentarischen Untersuchungsausschuss über die Kriegsschuldfragen und im Vorsitz des vierten Unterausschusses „Die Ursachen des deutschen Zusammenbruchs von 1918“, den er 1925 bis 1928 innehatte. Dadurch wurde er zum Herausgeber einer der bedeutendsten Quellensammlung zeitgenössischer Stellungnahmen zum Zusammenbruch und zur Revolution von 1918. P. gehörte stets zu den DNVP-Mitgliedern, die - wenn auch zurückhaltend - zur Mitarbeit am neuen Staat bereit waren. Nach der innerparteilichen „Machtergreifung“ Alfred Hugenbergs zog er sich aus der Politik zurück. – Ab 1926 engagierte er sich zudem in der Landessynode der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Sachsen. – Die Zeit des Nationalsozialismus und der sowjetischen Besatzung verbrachte P. bis zu seiner Pensionierung 1948 unauffällig als Lehrer, meist in Borna. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und war bis zu seiner altersbedingten Entlassung 1943 in einem Lager für kriegsgefangene französische Offiziere in Hoyerswerda eingesetzt. – P. hat umfangreiche Selbstzeugnisse hinterlassen. V.a. 1951/52 entstand ein Manuskript unter dem Titel „Mein Weg. Rückschau eines Siebzigjährigen auf allerlei Geschehnisse und Menschen“, das heute zu den Beständen des Sächsischen Staatsarchivs - Hauptstaatsarchiv Dresden gehört. Seine knapp 500 Seiten umfassenden Memoiren, in denen er sich mit der Zeit zwischen 1889 und 1953 auseinandersetzt, stellen eine wichtige Quelle für die wissenschaftliche Untersuchung der DNVP in der Weimarer Republik dar.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Nachlass P.

Werke August der Starke und die pragmatische Sanktion, Diss. Leipzig 1907; (Hg.) Die Ursachen des Deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1918, 4. Reihe, 12 Bde., Berlin 1925-1928.

Literatur R. Gebel, Albrecht P.s Memoiren, in: NASG 73/2002, S. 171-213; S. Schaar, Eine sagenhafte Beförderung, in: Leipziger Universitätsjournal 2006, H. 6, S. 25. – DBA II; M. Schumacher (Hg.), M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf ³1994, S. 366; E. Döscher/W. Schröder, Sächsische Parlamentarier 1869-1918, Düsseldorf 2001, S. 289 (Bildquelle), 440f.

Sebastian Schaar
28.5.2010


Empfohlene Zitierweise:
Sebastian Schaar, Artikel: Albrecht Philipp,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9683 [Zugriff 12.11.2024].

Albrecht Philipp



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Nachlass P.

Werke August der Starke und die pragmatische Sanktion, Diss. Leipzig 1907; (Hg.) Die Ursachen des Deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1918, 4. Reihe, 12 Bde., Berlin 1925-1928.

Literatur R. Gebel, Albrecht P.s Memoiren, in: NASG 73/2002, S. 171-213; S. Schaar, Eine sagenhafte Beförderung, in: Leipziger Universitätsjournal 2006, H. 6, S. 25. – DBA II; M. Schumacher (Hg.), M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf ³1994, S. 366; E. Döscher/W. Schröder, Sächsische Parlamentarier 1869-1918, Düsseldorf 2001, S. 289 (Bildquelle), 440f.

Sebastian Schaar
28.5.2010


Empfohlene Zitierweise:
Sebastian Schaar, Artikel: Albrecht Philipp,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9683 [Zugriff 12.11.2024].