Albert Schwarz
Nach dem Besuch der Volksschule in Leipzig erlernte S. in der Stadt den Beruf des Eisendrehers und ging nach der Freisprechung als Geselle auf Wanderschaft. Bis 1907 arbeitete er als Metallarbeiter. In Hamburg trat er 1899 dem Metallarbeiterverband bei. S., der sich auch auf dem Leipziger Arbeiter-Bildungs-Institut fortgebildet hatte, übernahm im September 1907 die Geschäftsführung des Deutschen Metallarbeiterverbands in Heidenau, die bald darauf mit der Geschäftsführung für Dresden zusammengelegt wurde. Als sich Ende November 1918 der Arbeiter- und Soldatenrat Groß-Dresden formierte, wurde er eines seiner Führungsmitglieder. S. wurde 1919 für die SPD in die Volkskammer gewählt und hatte bis zu seinem Tod ein Mandat im Sächsischen Landtag inne. – Vom 15.11.1918 bis zum 21.1.1919 amtierte S. als volksbeauftragter Arbeits- und Wohlfahrtsminister von Sachsen, das sich zur „sozialen Republik“ erklärt hatte. An dem Tag, als er dieses Amt niederlegte, wurde er Wirtschaftsminister des Freistaats Sachsen. In seinem Ressort betrieb S. eine klar konturierte sozialdemokratische Wirtschaftspolitik, die aber auch bemüht war, Interessengegensätze auszugleichen. Er konnte einen von der USPD zugunsten der Räterepublik ausgerufenen Streik beilegen, setzte aber andererseits auf den Ausbau des Staatsanteils an der sächsischen Wirtschaft. Hierzu richtete er eine „Landesstelle für Gemeinwirtschaft“ ein. Als Sachverständiger für internationales Arbeitsrecht gehörte der sächsische Wirtschaftsminister der deutschen Delegation an, die im Mai 1919 in Versailles über den Frieden verhandelte. 1921 verlegte er seinen Wohnsitz nach Heidenau. Wegen einer Tuberkuloseerkrankung musste S. am 30.4.1921 seinen Posten niederlegen und nahm sein Landtagsmandat erst nach seiner Genesung wieder wahr. Er galt als Gegner der sozialdemokratisch-kommunistischen Kooperation, die unter der Ägide von Erich Zeigner zur Reichsexekution gegen Sachsen führte. Als nach der Militäraktion eine Mehrheit der SPD-Fraktion am 4.1.1924 eine Koalition mit der DDP und der DVP einging, und zwar trotz eines gegenteiligen Votums eines Landesparteitags und unter dem Druck der Liberalen, die andernfalls eine Landtagsauflösung durchgesetzt hätten, spaltete dies zunächst die sozialdemokratische Parlamentsfraktion und nachher sogar die Partei. S. hielt in dieser Situation zur Fraktionsmehrheit, forderte aber dennoch Neuwahlen. Andererseits kritisierte er die Abspaltung des sozialdemokratischen Flügels, der die sozialliberale Koalition nicht mittragen wollte. Deren Parteigründung zur Alten Sozialdemokratischen Partei Sachsen (ASPS) war zwar nicht besonders erfolgreich, dennoch war es wohl ein geschickter Schachzug, S. als den Vertreter parteipolitischen Zusammenhalts nach den nächsten Parlamentswahlen Ende Oktober 1926 zum Präsidenten des Landtags zu machen. – S. behielt sein Amt bis zum Landtag 1929, dessen erste Sitzung er noch bis zur Wahl seines Nachfolgers leitete, obwohl er bereits vom Tod gezeichnet war. Noch im selben Jahr starb er an Tuberkulose. – In Heidenau trägt seit 1947 ein Freibad den Namen „Albert-Schwarz-Bad Heidenau“.
Literatur Albert S. - Dresden †, in: Metallarbeiter-Zeitung 47/1929, S. 246; M. Schmeitzner/M. Rudloff, Geschichte der Sozialdemokratie im Sächsischen Landtag, Dresden 1997, S. 214f. (P); J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 142f. (Bildquelle). – DBA II; H. A. L. Degener, Wer ist’s?, Leipzig 81922, S. 1435; W. H. Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933, Düsseldorf 1995, S. 746.
Josef Matzerath
24.3.2009
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Albert Schwarz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3647 [Zugriff 25.11.2024].
Albert Schwarz
Literatur Albert S. - Dresden †, in: Metallarbeiter-Zeitung 47/1929, S. 246; M. Schmeitzner/M. Rudloff, Geschichte der Sozialdemokratie im Sächsischen Landtag, Dresden 1997, S. 214f. (P); J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 142f. (Bildquelle). – DBA II; H. A. L. Degener, Wer ist’s?, Leipzig 81922, S. 1435; W. H. Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933, Düsseldorf 1995, S. 746.
Josef Matzerath
24.3.2009
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Albert Schwarz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3647 [Zugriff 25.11.2024].