Agathon Fabergé
F. zählte seit 1882 neben seinem Bruder
Carl zu den bekanntesten, kreativsten und innovativsten Designern und Juwelieren seiner Zeit. Bis zu seinem frühen Tod war er Teilhaber des weltberühmten Familienunternehmens Fabergé mit Hauptsitz in St. Petersburg und Filialen in Moskau (1887-1918), Odessa (1890-1918), Kiew (1905-1910) und London (1903-1915). Er war zu seiner Zeit ein hochgeachteter Designer, der als ästhetisch empfänglicher als sein Bruder galt, obwohl dieser mitunter als alleiniger Prinzipal der Firma dargestellt wird. – Über F.s Leben ist bis zu seiner Ankunft 1882 bei seinem Bruder Carl in St. Petersburg nur wenig bekannt. Seine frühe Kinderzeit verbrachte er bis 1869 in Dresden. 1870 bis 1875 lebte er mit der Familie in St. Petersburg, wo sein Bruder 1872 die Geschäfte des Vaters übernommen hatte und wo F. die Schule besucht haben wird. Anschließend lebte F. 1876 bis 1882 wieder in seiner Geburtsstadt und besuchte hier 1877 bis 1879 die Öffentliche Handelslehranstalt Dresden. Die Familie Fabergé wohnte damals in der Walpurgisstraße bzw. Victoriastraße, beide nur wenige Gehminuten vom Schloss entfernt. Dieser zweite Aufenthalt war sicherlich besonders prägend für seine Lebensgestaltung, denn gerade die im Grünen Gewölbe ausgestellten Preziosen, und hier insbesondere die Arbeiten von Johann Melchior Dinglinger, scheinen einen nachhaltigen Einfluss auf F.s Karriere als Designer und Juwelier ausgeübt zu haben. Über F.s weitere berufliche Ausbildung liegen keine Informationen vor. Mit Beginn seines Wirkens 1882 in St. Petersburg vollzog sich eine qualitativ neue Entwicklungsphase in der Firma Fabergé. 1882 nahm die Firma an der Panrussischen Industrieausstellung in Moskau teil und erhielt 1883 für ihre Präsentationen eine Goldmedaille sowie den Orden des Hl. Stanislaus am Band. Ab 1884/85 war die Firma offizieller Hoflieferant der Zarenfamilie bzw. des Kaiserlichen Kabinetts. Besonders berühmt wurde sie durch ihre 56 kunstvollen imperialen Ostereier, die 1885 („Hennen-Ei“) bis 1917 („Birkenholz-Ei“) gefertigt wurden. Die erfolgreiche Teilnahme an der Pariser Weltausstellung wurde 1900 mit einer Goldmedaille und dem Kreuz der Ehrenlegion honoriert. – Die Firma Fabergé ist durch eine Vielzahl von technischen, künstlerischen und handwerklichen Innovationen weltbekannt geworden. Ihre vielfältigen neuartigen Emailliertechniken fanden besondere Anerkennung. Aufsehen erregten originelle kleine Tierfiguren aus Steinen, die Gestaltung von Blüten und Fruchtzweigen aus Edelmetall und Steinen in Bergkristallvasen. Die neuartigen Bilderrahmgestaltungen standen im aktuellen Kontext mit der modernen Fotografie. Arbeitstechnisch fortschrittlich war das Fertigungssystem mit namentlich bekannten Hauptwerkmeistern in eigenen Werkstätten, die unter der Dachmarke Fabergé tätig waren. 1918 wurde die Firma Fabergé geschlossen.
Quellen Kirchenbuchamt Dresden, Kreuzkirchgemeinde, Taufbuch; Stadtarchiv Dresden, Sterbe-Neben-Register des Standesamtes Dresden I auf die Zeit vom 1.1. bis 6.6.1894, vom 22.7. bis 31.12.1903; Dresdner Adress-Handbuch 1860-1910; Auskunft Regionalkirchenamt Dresden vom 19.2.2009; Auskunft A. Schaaf vom 7.2.2010.
Literatur C. G. Odermann, Mittheilungen über die Handelslehranstalt zu Dresden für die Jahre 1878/79, Dresden o.J.; Dresdner Nachrichten 9.1.1894, S. 4, 26.8.1903, S. 3; A. K. Snowman, The Art of Carl Fabergé, London 1962 (P); G. v. Gehren, Die Welt des Karl Fabergé, in: Weltkunst 47/1977, Nr. 20, S. 1988f.; G. Schindler, Der kaiserlich-russische Goldschmied Fabergé (1846-1920), in: Schmuck und Uhren 31/1977, H. 17, S. 8-12; C. v. Hassell, Fabergé. Juweliere der Könige, in: Weltkunst 53/1983, Nr. 9, S. 1248; G. v. Habsburg, Fabergé. Hofjuwelier der Zaren, München 1986 (P); Fabergé. Hofjuwelier des Zaren, in: Goldschmiede- und Uhrmacher-Zeitung 85/1987, H. 4, S. 130-141; M. Lopato/G. v. Habsburg, Fabergé. Imperial Jeweler, London 1993; A. v. Solodkoff, Fabergé. Juwelier des Zarenhofes, Heidelberg 1995; G. v. Habsburg/J. G. v. Hohenzollern (Hg.), Fabergé - Cartier. Rivalen am Zarenhof, München 2003; H. Sonntag, Juweliere von Weltruf und mit Dresden verwurzelt, in: Dresdner Neueste Nachrichten 4.10.2010, S. 16.
Hans Sonntag
28.10.2010
Empfohlene Zitierweise:
Hans Sonntag, Artikel: Agathon Fabergé,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25492 [Zugriff 26.12.2024].
Agathon Fabergé
Quellen Kirchenbuchamt Dresden, Kreuzkirchgemeinde, Taufbuch; Stadtarchiv Dresden, Sterbe-Neben-Register des Standesamtes Dresden I auf die Zeit vom 1.1. bis 6.6.1894, vom 22.7. bis 31.12.1903; Dresdner Adress-Handbuch 1860-1910; Auskunft Regionalkirchenamt Dresden vom 19.2.2009; Auskunft A. Schaaf vom 7.2.2010.
Literatur C. G. Odermann, Mittheilungen über die Handelslehranstalt zu Dresden für die Jahre 1878/79, Dresden o.J.; Dresdner Nachrichten 9.1.1894, S. 4, 26.8.1903, S. 3; A. K. Snowman, The Art of Carl Fabergé, London 1962 (P); G. v. Gehren, Die Welt des Karl Fabergé, in: Weltkunst 47/1977, Nr. 20, S. 1988f.; G. Schindler, Der kaiserlich-russische Goldschmied Fabergé (1846-1920), in: Schmuck und Uhren 31/1977, H. 17, S. 8-12; C. v. Hassell, Fabergé. Juweliere der Könige, in: Weltkunst 53/1983, Nr. 9, S. 1248; G. v. Habsburg, Fabergé. Hofjuwelier der Zaren, München 1986 (P); Fabergé. Hofjuwelier des Zaren, in: Goldschmiede- und Uhrmacher-Zeitung 85/1987, H. 4, S. 130-141; M. Lopato/G. v. Habsburg, Fabergé. Imperial Jeweler, London 1993; A. v. Solodkoff, Fabergé. Juwelier des Zarenhofes, Heidelberg 1995; G. v. Habsburg/J. G. v. Hohenzollern (Hg.), Fabergé - Cartier. Rivalen am Zarenhof, München 2003; H. Sonntag, Juweliere von Weltruf und mit Dresden verwurzelt, in: Dresdner Neueste Nachrichten 4.10.2010, S. 16.
Hans Sonntag
28.10.2010
Empfohlene Zitierweise:
Hans Sonntag, Artikel: Agathon Fabergé,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25492 [Zugriff 26.12.2024].