Adolf Hantzsch
H. gehörte als Mitbegründer und langjähriges Vorstandsmitglied des Vereins für Geschichte Dresdens sowie durch seine zahlreichen Publikationen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu den herausragenden Persönlichkeiten der Dresdner Stadtgeschichtsforschung. – Nach dem frühen Tod der Mutter musste er frühzeitig im väterlichen Handwerk mithelfen. Nach einer achtjährigen Schulzeit an der Zweiten Bezirksschule und einem Vorbereitungsjahr besuchte H. 1857 bis 1861 das Lehrerseminar in Dresden-Friedrichstadt. Im Oktober 1862 wurde er nach einer ersten Anstellung als Hilfslehrer in Niederhermsdorf Lehrer an der Sechsten Bezirksschule in Dresden, wo er bis 1877 tätig war. 1877 bis 1894 wirkte H. als Lehrer an der Zweiten Bezirksschule (später 47. Volksschule) und 1895 bis 1902 als Oberlehrer und Stellvertreter des Direktors an der Ersten Dresdner Bürgerschule. – 1869 gehörte H. zu den wenigen Gründungsmitgliedern des Vereins für Geschichte Dresdens. In den folgenden Jahrzehnten war er einer der aktivsten Mitstreiter des Vereins, wirkte als Schriftführer und Beisitzer lange Jahre im Vorstand und hielt Vorträge zu den verschiedensten Themen der Stadtgeschichte. Daneben veröffentlichte H. zahlreiche Beiträge, v.a. in den „Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens“, die auf detaillierter Auswertung historischer Quellen fußten und noch heute Bestand innerhalb der Stadtgeschichtsforschung haben. H. bearbeitete eine außerordentlich breite Themenpalette, die von der Dresdner Kirchen- und Reformationsgeschichte, dem Residenzschloss, dem Dresdner Christmarkt über spezielle Handwerke, Schul- und Vorortsgeschichte bis hin zu Dresdner Volksbräuchen reichte. Auch über Persönlichkeiten der Dresdner Geschichte wie Nikolaus Krell, George Bähr oder Caroline Neuber (Neuberin) forschte und publizierte H. Entsprechend seinem Beruf als Lehrer lag ein Schwerpunkt seines Interesses auf dem Gebiet der Schulgeschichte. Hier sind besonders seine Beiträge zur Geschichte der Neustädter Realschule, zur Annenschule, zur Zweiten Dresdner Bürgerschule und zur Ersten Dresdner Bezirksschule hervorzuheben. Sehr intensiv befasste sich H. mit dem Dresdner Vorort Plauen (1903 eingemeindet) und veröffentlichte seit 1880 in den „Dresdner Geschichtsblättern“ und den „Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens“ Abhandlungen über die Geschichte des Dorfs Plauen, über den Reisewitzschen Garten und die Hofemühle in Plauen. – Neben seinen beruflichen Verpflichtungen, seiner Forschungstätigkeit und den Aktivitäten im Verein für Geschichte Dresdens übernahm H. weitere ehrenamtliche Aufgaben. So engagierte er sich in verschiedenen Wohltätigkeitsvereinen, war Armenpfleger, Helfer des „Vereins gegen Armennot und Bettelei“, Mitglied des Pestalozzivereins und wirkte über 30 Jahre in der Lehrlingsfürsorge des Vereins für Innere Mission. Nach seiner Pensionierung im April 1902 entstanden H.s umfangreichste Arbeiten: 1905 sein „Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens“ sowie 1918 ebenfalls in der Reihe des Vereins „Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen“. Spätestens mit diesen beiden Publikationen erarbeitete sich H. in der Dresdner Stadtgeschichtsforschung neben Otto Richter und Cornelius Gurlitt einen festen Platz. Im Oktober 1919 wurden seine Leistungen für die Stadtgeschichte und den Verein für Geschichte Dresdens anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums mit der Ernennung zum Ehrenmitglied gewürdigt. – Von seinen Kindern machte sich v.a. der älteste Sohn Viktor durch seine historisch-geografischen Arbeiten, seine umfangreiche Bibliografie zur sächsischen Geschichte und die Bearbeitung der Kartenbestände der Sächsischen Landesbibliothek einen Namen.
Werke Geschichte des Dresdner Christmarktes, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens 8/1886, S. 27-63; Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens, Dresden 1905; Hervorragende Persönlichkeiten und ihre Wohnungen in Dresden, Dresden 1918.
Literatur C. Hollstein, Karl Adolf H. †, in: Dresdner Geschichtsblätter 1/2/1921, S. 11-13 (Bildquelle); G. Kolditz, Karl Adolf H. Ein Leben für die Stadtgeschichte, in: Dresdner Hefte, Sonderheft 1992, S. 22f.
Gerald Kolditz
8.9.2006
Empfohlene Zitierweise:
Gerald Kolditz, Artikel: Adolf Hantzsch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23959 [Zugriff 22.12.2024].
Adolf Hantzsch
Werke Geschichte des Dresdner Christmarktes, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens 8/1886, S. 27-63; Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens, Dresden 1905; Hervorragende Persönlichkeiten und ihre Wohnungen in Dresden, Dresden 1918.
Literatur C. Hollstein, Karl Adolf H. †, in: Dresdner Geschichtsblätter 1/2/1921, S. 11-13 (Bildquelle); G. Kolditz, Karl Adolf H. Ein Leben für die Stadtgeschichte, in: Dresdner Hefte, Sonderheft 1992, S. 22f.
Gerald Kolditz
8.9.2006
Empfohlene Zitierweise:
Gerald Kolditz, Artikel: Adolf Hantzsch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23959 [Zugriff 22.12.2024].