Abraham Marcus

Abraham Marcus, Vater einer kinderreichen Familie, wurde schon lange vor dem formellen Abschluss der Gemeindegründung als Vorsteher der Juden in Leipzig wahrgenommen. Seine Vita ist daher ein verlässliches Indiz einer frühen Organisation der dortigen Gemeinde. – Möglicherweise zählten die Eltern des in Leipzig geborenen Marcus zur überschaubaren Gruppe von sechs Familien, die um 1784/1785 in der Stadt wohnhaft war. Marcus wurde hier für die jüdische Gemeinschaft als Schächter tätig und bestritt seinen Lebensunterhalt mit einer offiziell konzessionierten Speisewirtschaft. 1808 oder 1809 ehelichte Marcus die in Fürth geborene Caroline Fränkel. 1819 gehörte er einer städtischen Auflistung zufolge zur Gruppierung von 17 Juden bzw. Familienvorständen, denen der Aufenthalt in Leipzig gegen Entrichtung einer Gebühr gestattet war. Ein Zahlungsschein vom 31.7.1819 weist hierfür einen Geldbetrag von 35 Talern aus. Seine Anschrift befand sich in der Ritterstraße nahe des Brühls im Leipziger Zentrum. Das Amt des Schächters teilte sich Marcus den Akten nach zumindest während der Messezeit mit dem aus Fürth zugezogenen Lehrer Moses Fränkel, bei dem es sich um einen Verwandten seiner Ehegattin gehandelt haben könnte. Überdies wird Marcus 1819 auch als „Vicerabbiner“ tituliert, dessen Dienste am Kriminalgericht vonnöten seien. Dies deutet darauf hin, dass Marcus eine Funktion bei der Abnahme von Eidesleistungen zugekommen sein könnte. Die verfügbaren Quellen zeichnen insgesamt ein nicht überragendes, aber solides Bild der finanziellen Verhältnisse der Familie Marcus, die sich ohne negative Auffälligkeit in das Leben Leipzigs einfügte. Bei seinem Tod hinterließ Marcus 1827 mehr als zehn Nachkommen, die der Dresdner Arzt Bernhard Hirschel in seiner schriftlichen Lebensrückschau als „fad, so echt leipzigerisch-philisterhaft“ beschrieb. Einer der Söhne, Adolph, wurde später in Gießen zum Doktor der Medizin promoviert. Er war 1835 Sekretär im Vorstand der Leipziger Juden und unterstützte seine verwitwete Mutter Caroline bei der Erziehung seiner Geschwister. Caroline Marcus betrieb die von ihrem Gatten konzessionierte Speisewirtschaft nach dessen Ableben weiter.

Quellen Stadtarchiv Leipzig, 0006 Leichenschreiberei, Ratsleichenbücher Reg.-Nr. 409 (1827), 0008 Ratsstube, II. Sektion J 290, J 246, Tit. LI Nr. 290; Bernhard Hirschel, Meine Lebensgeschichte [Ms.], Leo Baeck Institute Archive, LBI Memoir Collection, ME 316a.

Literatur Jacob Jacobson, Die Entstehung der Israelitischen Religionsgemeinde. Vorgeschichte des Gemeindestatuts von 1846, in: Aus Geschichte und Leben der Juden in Leipzig. Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Leipziger Gemeindesynagoge, hrsg. vom Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinde, Leipzig 1930, S. 27-43; Josef Reinhold, Die Entstehung einer jüdischen Großgemeinde. Vor 150 Jahren konstituierte sich die israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig, in: Sächsische Heimatblätter 43/1997, H. 3, S. 117-141; ders., Zwischen Aufbruch und Beharrung. Juden und jüdische Gemeinde in Leipzig während des 19. Jahrhunderts, Leipzig 1999; Katrin Löffler, Leipzigs alter jüdischer Friedhof im Johannistal, Leipzig 2022.

Lucas Böhme
10.4.2025


Empfohlene Zitierweise:
Lucas Böhme, Artikel: Abraham Marcus,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27906 [Zugriff 31.5.2025].

Abraham Marcus



Quellen Stadtarchiv Leipzig, 0006 Leichenschreiberei, Ratsleichenbücher Reg.-Nr. 409 (1827), 0008 Ratsstube, II. Sektion J 290, J 246, Tit. LI Nr. 290; Bernhard Hirschel, Meine Lebensgeschichte [Ms.], Leo Baeck Institute Archive, LBI Memoir Collection, ME 316a.

Literatur Jacob Jacobson, Die Entstehung der Israelitischen Religionsgemeinde. Vorgeschichte des Gemeindestatuts von 1846, in: Aus Geschichte und Leben der Juden in Leipzig. Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Leipziger Gemeindesynagoge, hrsg. vom Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinde, Leipzig 1930, S. 27-43; Josef Reinhold, Die Entstehung einer jüdischen Großgemeinde. Vor 150 Jahren konstituierte sich die israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig, in: Sächsische Heimatblätter 43/1997, H. 3, S. 117-141; ders., Zwischen Aufbruch und Beharrung. Juden und jüdische Gemeinde in Leipzig während des 19. Jahrhunderts, Leipzig 1999; Katrin Löffler, Leipzigs alter jüdischer Friedhof im Johannistal, Leipzig 2022.

Lucas Böhme
10.4.2025


Empfohlene Zitierweise:
Lucas Böhme, Artikel: Abraham Marcus,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27906 [Zugriff 31.5.2025].