Carl Adolf von Carlowitz
C. wurde zunächst auf dem Anwesen seines Vaters in Großhartmannsdorf durch Privatlehrer unterrichtet. Nach dem Tod seiner Mutter und der erneuten Vermählung seines Vaters 1786 wurde er einem Artillerieoffizier in Freiberg zur Erziehung und Vorbereitung auf den Militärdienst übergeben. Im folgenden Jahr trat er als Souslieutenant ins Regiment Garde du Corps ein, 1791 erfolgte seine Beförderung zum Premierlieutenant. 1793 nahm er am Krieg gegen Frankreich teil. Im selben Jahr starb sein Vater. Die Angelegenheiten um dessen beträchtlichen Nachlass nahmen ihn so in Anspruch, dass er 1794 als Rittmeister seinen Abschied nahm. Nach dem für ihn glücklichen Abschluss des Rechtsgangs und der Übernahme der väterlichen Güter Großhartmannsdorf und Liebstadt widmete er sich der Ausgestaltung seines Schlosses Kuckuckstein und wissenschaftlichen Studien. Seine Bibliothek erweiterte er zu einer der umfangreichsten, die es seinerzeit in Sachsen gab. Mit Gelehrten und Künstlern, z.B. Novalis, Heinrich von Kleist und Gustav Friedrich Dinter, trat er in regen Gedankenaustausch. Zusammen mit Letzterem veröffentlichte er Zeitungsartikel, in denen er sich für die Verbesserung des Lehr- und Erziehungswesens aussprach. Kleist unterstützte er finanziell, außerdem gab er ihm für seine Zeitschrift „Phöbus“ ein Verlagsprivileg in Liebstadt. C. war ein sehr liberaler Adliger; den aus Liebstadt stammenden Anführer des sächsischen Bauernaufstands von 1790, Benjamin Geißler, stellte er unter seinen Schutz. Schloss Kuckuckstein machte C. zu einem Treffpunkt für Freimaurer; er selbst war seit 1804 Mitglied der Dresdner Loge „Zu den drei Schwertern und wahren Freunden“. 1809 trat er wieder in das sächsische Heer ein und nahm am Feldzug gegen Österreich teil. Nach Abschluss der Kampfhandlungen wurde er zum Major befördert und mit der Aufstellung eines „Jägerkorps“ beauftragt; einige Monate später erhielt er den Militär-Sankt Heinrichsorden. 1812 wurde er zum Oberstleutnant befördert, und bereits zu Beginn des folgenden Jahres erfolgte seine Ernennung zum Oberst. Als die verbündeten Russen und Preußen Anfang 1813 nach Sachsen vordrangen, gehörte C. zu den Offizieren, die sich dem Kampf gegen
Napoleon anschließen wollten. Er nahm Verbindung zu
Karl Freiherr vom Stein und zu Zar
Alexander auf. Von diesem wurde er Ende April 1813 zum sächsischen König geschickt, der sich in Prag aufhielt. Seine Versuche, auf Friedrich August I. im Sinne der Preußen und Russen einzuwirken, waren jedoch vergeblich. Sachsen verblieb auf französischer Seite, und C., der sich Anfang Mai im russischen Hauptquartier befand, um das Antwortschreiben seines Königs an die Verbündeten zu überbringen, wurde von den Russen zum Kriegsgefangenen erklärt. In dieser Zeit ersuchte er um seinen Abschied aus dem sächsischen Dienst, der ihm aber nicht gewährt wurde. Dennoch entschloss er sich zum Übertritt in das Lager der Verbündeten und wurde der persönliche Adjutant des Freiherrn vom Stein. Nach dem Sieg über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 und der Übernahme der Verwaltung Sachsens durch die Russen wurde C. der Chef des sächsischen Kriegswesens. Noch Ende 1813 erfolgte seine Ernennung zum russischen Generalmajor und zum Führer des „Banners der freiwilligen Sachsen“, einem Freikorps, das am Kampf gegen Napoleon teilnehmen sollte. Der Krieg war allerdings beendet, bevor sich dieser Verband an den Kämpfen in Frankreich beteiligen konnte. Im Frühjahr 1815 erhielt C. seinen Abschied aus sächsischen Diensten und wurde preußischer Armeegesandter bei der österreichisch-italienischen Armee. Im folgenden Jahr übernahm er die Inspektion über die Landwehr in Halle, später in Merseburg. 1822 wurde ihm das Kommando über Magdeburg anvertraut, zwei Jahre später wurde er Vizegouverneur von Mainz. Schließlich war er von 1829 bis zu seinem Tod 1837 Gouverneur von Breslau.
Literatur Neuer Nekrolog der Deutschen 15/1837, S. 131-136; O. E. Schmidt, Drei Brüder Carlowitz, Leipzig 1933 (Bildquelle); ders., Carl Adolf von C. und Ferdinand von Funck, in: NASG 55/1934, S. 125-139; W. Stiehler, Carl Adolf von C. und der Banner der freiwilligen Sachsen, in: Heimatkundliche Blätter des Bezirkes Dresden 1/1954, S. 24-30 (P); R. Hengelhaupt, Carl Adolf von C. und Kuckuckstein, in: Dresdner Hefte 20/2002, H. 69, S. 53-58 (P); Carl Adolph von C., in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 85/2002, S. 95f. (P). – DBA II, III; DBE 2, S. 282; NDB 3, S. 148.
Porträt Carl Adolf v. C. (1771-1837), A. Graff, 1805, Ölgemälde auf Leinwand (Detail), Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Inventar-Nr. 2012/05, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut (Bildquelle).
Roman Töppel
13.9.2004
Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Carl Adolf von Carlowitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/947 [Zugriff 22.12.2024].
Carl Adolf von Carlowitz
Literatur Neuer Nekrolog der Deutschen 15/1837, S. 131-136; O. E. Schmidt, Drei Brüder Carlowitz, Leipzig 1933 (Bildquelle); ders., Carl Adolf von C. und Ferdinand von Funck, in: NASG 55/1934, S. 125-139; W. Stiehler, Carl Adolf von C. und der Banner der freiwilligen Sachsen, in: Heimatkundliche Blätter des Bezirkes Dresden 1/1954, S. 24-30 (P); R. Hengelhaupt, Carl Adolf von C. und Kuckuckstein, in: Dresdner Hefte 20/2002, H. 69, S. 53-58 (P); Carl Adolph von C., in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 85/2002, S. 95f. (P). – DBA II, III; DBE 2, S. 282; NDB 3, S. 148.
Porträt Carl Adolf v. C. (1771-1837), A. Graff, 1805, Ölgemälde auf Leinwand (Detail), Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Inventar-Nr. 2012/05, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut (Bildquelle).
Roman Töppel
13.9.2004
Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Carl Adolf von Carlowitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/947 [Zugriff 22.12.2024].