Eberhard Brisger
Brisger wirkte an der Seite Martin Luthers und Georg Spalatins an der Einführung der Reformation in
Wittenberg,
Altenburg und
Zeitz mit. – Über Brisgers Leben ist wenig bekannt. Die Annahme der älteren Forschung, er stamme aus
Vallendar, beruht auf einem Irrtum. Vielmehr wuchs er als Sohn wohlhabender Eltern in
Mühlheim bei
Koblenz auf. Zum monastischen Leben bestimmt, trat Brisger 1508 in den Orden der Augustiner-Eremiten ein und bewohnte lange Jahre deren Kloster in Wittenberg. Für das Ordensstudium ausersehen, ist er 1509 im Generalstudium der Augustinereremiten in
Köln bezeugt. Später vertiefte Brisger seine Kenntnisse an der Universität Wittenberg, wo er 1518 zum Baccalaureus und 1520 zum Magister promoviert wurde. Wie die Mehrzahl der Wittenberger Augustinermönche wandte sich Brisger frühzeitig der Theologie Luthers zu. Seine Gefolgschaft für den Reformator ist bereits 1520 anlässlich der Leipziger Disputation bezeugt. – In Nachfolge von Konrad Helt wurde Brisger im Februar 1522 Prior des bereits in Auflösung befindlichen Augustinerklosters Wittenberg. Nach dessen förmlicher Aufhebung 1524 bewohnten nur noch Brisger und Luther die verwaiste Klosteranlage. Da eine stabile Versorgung mit Klostereinkünften nicht mehr gegeben war, entschloss sich Brisger jedoch 1525 zum Wechsel in eine bürgerliche Existenz und heiratete noch im selben Jahr eine Wittenbergerin. – Bereits während seiner Zeit als Prior hatte Brisger Luther gelegentlich auf Reisen begleitet. Im April 1523 erscheint er zusammen mit Luther, Philipp Melanchthon, Justus Jonas d.Ä., Johannes Bugenhagen und Lucas Cranach d.Ä. unter den Gästen der Hochzeitsfeier von Wenzeslaus Linck, der als erster protestantischer Geistlicher in Altenburg eine Priesterehe eingegangen war. Im August 1524 überprüfte Brisger gemeinsam mit Luther und dem Weimarer Hofprediger Wolfgang Stein im Auftrag Herzog Johanns (des Beständigen) die schwärmerische Agitation von Martin Reinhart und Andreas Bodenstein (gen. Karlstadt) in
Jena und
Orlamünde, was zur umgehenden Ausweisung dieser beiden Prediger aus Kursachsen führte. – Am 6.12.1525 übernahm Brisger dann auf Empfehlung Luthers selbst ein Predigtamt und ging zur Unterstützung Spalatins nach Altenburg. Dort versah er seinen Dienst vornehmlich an der Bartholomäuskirche. Aufgrund der häufigen Abwesenheit des als kurfürstlicher Berater fungierenden Spalatin fielen Brisger jedoch schon bald zusätzliche Aufgaben zu, die de facto in eine zeitweise Vertretung des Superintendentenamts in Altenburg mündeten. Sein Wirken ist deshalb neben den Verdiensten Lincks und Spalatins als ein eigenständiger Beitrag zum Reformationsgeschehen in Altenburg anzusehen. – Einen solchen leistete Brisger auch in Zeitz, wohin er am 24.10.1539 auf kurfürstliche Weisung gesandt wurde. Dort fiel es ihm nicht leicht, gegen den Widerstand des Domkapitulars Julius von Pflug und des Stadtpfarrers
Matthes Bock reformatorische Gedanken umzusetzen, er fand jedoch einen starken Rückhalt in der Zeitzer Bürgerschaft. Seine Predigten an der Michaeliskirche zogen eine zahlreiche Zuhörerschaft an. In Zeitz reformierte Brisger als Superintendent u.a. den Gottesdienst und das Schulwesen im lutherischen Sinne. Gegen die Bitte Luthers, der sich für den Verbleib Brisgers in Zeitz aussprach, ging der begabte Theologe allerdings schon im Sommer 1540 zurück nach Altenburg. Dort wirkte er in seiner alten Stelle in den letzten fünf Lebensjahren, körperlich durch Krankheit und seelisch durch Auseinandersetzungen mit Spalatin wegen des Altenburger Schulwesens geschwächt, in ärmlichen Verhältnissen.
Quellen Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Abt. 4: Briefwechsel, 18 Bde., Weimar 1930-1985.
Literatur Julius Löbe, Ueber M. Eberhard Brisger, ersten evangelischen Stiftsprediger in Altenburg, in: Mittheilungen der Geschichts- und Alterthumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes 7/1874, S. 37-52; Eduard Jacobs, Martin Luther und Eberhard Brisger, in: Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte in der Provinz Sachsen 2/1905, S. 241-246; Hans-Peter Hasse, Luthers Visitationsreise in Thüringen im August 1524: Jena - Kahla - Neustadt an der Orla - Orlamünde, in: Werner Greiling/Uwe Schirmer/Ronny Schwalbe (Hg.), Der Altar von Lucas Cranach d.Ä. in Neustadt an der Orla und die Kirchenverhältnisse im Zeitalter der Reformation, Köln/Weimar/Wien 2014, S. 169-202; Joachim Bauer, Die Reformation in Jena und im Saaletal, Jena 2016. – ADB 3, S. 334; DBA I, II, III; DBE II 2, S. 87; NDB 2, S. 618.
Michael Wetzel
7.8.2023
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Eberhard Brisger,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/789 [Zugriff 26.11.2024].
Eberhard Brisger
Quellen Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Abt. 4: Briefwechsel, 18 Bde., Weimar 1930-1985.
Literatur Julius Löbe, Ueber M. Eberhard Brisger, ersten evangelischen Stiftsprediger in Altenburg, in: Mittheilungen der Geschichts- und Alterthumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes 7/1874, S. 37-52; Eduard Jacobs, Martin Luther und Eberhard Brisger, in: Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte in der Provinz Sachsen 2/1905, S. 241-246; Hans-Peter Hasse, Luthers Visitationsreise in Thüringen im August 1524: Jena - Kahla - Neustadt an der Orla - Orlamünde, in: Werner Greiling/Uwe Schirmer/Ronny Schwalbe (Hg.), Der Altar von Lucas Cranach d.Ä. in Neustadt an der Orla und die Kirchenverhältnisse im Zeitalter der Reformation, Köln/Weimar/Wien 2014, S. 169-202; Joachim Bauer, Die Reformation in Jena und im Saaletal, Jena 2016. – ADB 3, S. 334; DBA I, II, III; DBE II 2, S. 87; NDB 2, S. 618.
Michael Wetzel
7.8.2023
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Eberhard Brisger,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/789 [Zugriff 26.11.2024].