Wilhelm Gottlieb Becker
B. verbrachte seine Kindheit in Gera, wo er ein Gymnasium besuchte. Trotz seiner Vorliebe für Kunst und Literatur studierte er 1773 bis 1776 in Leipzig Rechtswissenschaft und Philosophie. Nachdem er für kurze Zeit Lehrer am Philanthropinum in Dessau war, durchreiste er Deutschland und anschließend Frankreich, Oberitalien und die Schweiz. Dabei studierte er Grafik und Malerei. 1780 kehrte B. nach Leipzig zurück und erhielt 1782 die Professur für Moralphilosophie und Geschichte an der Ritterakademie in Dresden. Im gleichen Jahr lehnte er das Angebot eines Prinzenerziehers für
Friedrich Wilhelm von Preußen ab. 1784 ging B. erneut auf Reisen, dieses Mal nach Österreich und nach Mittelitalien, wo er die klassischen Stätten besuchte. 1795 wurde er Inspektor der kurfürstlich sächsischen Antikengalerie und des Münzkabinetts in Dresden. Durch seine Ankaufspolitik gelang es ihm, die beiden Sammlungen erheblich zu erweitern. Außerdem erhielt B. den Hofratstitel und die Aufsicht über das Grüne Gewölbe. Daneben betätigte er sich auch auf schriftstellerischem Gebiet. Er begann mit Übersetzungen von Belletristik und Memoirenliteratur, hauptsächlich aus dem Französischen. Außerdem trat B. als Dichter und Erzähler hervor und gab zahlreiche Periodika heraus, wobei v.a. seine Landschaftsbeschreibungen und seine Arbeiten über die Gartenkunst Bedeutung erlangten. Er propagierte das neue Ideal der landschaftlichen Gartenkunst in einer Zeit, da das Fachgebiet noch kaum entwickelt war. In den von ihm herausgegebenen Werk „Neue Garten- und Landschafts-Gebäude“ (1798/99) thematisierte B. u.a. die Berechtigung von Architekturbauten in Gartenanlagen. Umfassender widmete er sich der Gartenkunst in seinem „Taschenbuch für Gartenfreunde“ (1795-1799). Seine Beschreibung des berühmten Seifersdorfer Tals bei Dresden (1792) als romantischer Landschaftsgarten zählt zu den wichtigsten Gartenbüchern der Zeit und macht B. zu einem der bedeutendsten Förderer des Landschaftsgartengedankens. Die kostümgeschichtlichen Studien von B. sind eher von historischem Interesse. Einen Namen machte er sich auch mit den Abhandlungen zur Kunstgeschichte, in denen die anspruchsvolle Illustration eine wichtige Rolle spielte. Auf diese Weise manifestierte sich B. als eine vielseitig orientierte Persönlichkeit.
Werke Gedichte an Elisen, Leipzig 1775; mit F. Kind (Hg.), Taschenbuch zum geselligen Vergnügen 1/1791-24/1814; Das Seifersdorfer Thal, Leipzig 1792 (ND Leipzig 1977); Taschenbuch für Gartenfreunde, Leipzig 1795-1799; (Hg.), Neue Garten- und Landschafts-Gebäude, Leipzig 1798/99; (Hg.), Der Plauische Grund bei Dresden, Nürnberg 1799; Darstellungen, 3 Bde., Leipzig 1798/99; (Hg.), Augusteum. Dresdens antike Denkmäler, 3 Bde., Leipzig 1804-1811; (Hg.), Zweihundert seltene Münzen des Mittelalters, Dresden 1813; Erzählungen, 4 Bde., Leipzig 1814/15.
Literatur H. Koch, Sächsische Gartenkunst, Berlin 1910, S. 295-400; M. Gräfin Lanckoronska/A. Rümann, Geschichte der deutschen Taschenbücher und Almanache aus der klassisch-romantischen Zeit, München 1954, S. 100-104; S. Gerndt, Idealisierte Natur, Stuttgart 1981; Z. Škreb, Gattungsdominanz im deutschsprachigen literarischen Taschenbuch oder vom Sieg der Erzählprosa, Wien 1986, S. 46-52; A. Buttlar, Der Landschaftsgarten, Köln 1989, S. 152-158; U. Drewen, Die Entwicklung der deutschsprachigen Gartenkunst-Zeitschriften, in: Die Gartenkunst 2/1990, S. 131-156; K. Franz, Das Seifersdorfer Tal, in: H. Günther (Hg.), Gärten der Goethe-Zeit, Leipzig 1993, S. 133-143; H. Ebbinghaus, Der Landschaftsgarten, Frankfurt/Main 1997; H. Tausch, Die Architektur ist die Nachtseite der Kunst, Würzburg 2006. – ADB 2, S. 228f.; DBA I, III; DBE 1, S. 382; F. Raßmann, Deutscher Dichternekrolog, Bd. 1, Nordhausen 1818, S. 10; F. Brümmer, Deutsches Dichter-Lexikon, Bd. 1, Eichstätt/Stuttgart 1876, S. 47; W. Kosch (Hg.), Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 1, Bern 1963, S. 88; W. Killy (Hg.), Literaturlexikon, Bd. 1, München 1988, S. 378-380.
Porträt Wilhelm Gottlieb B., D. Chodowiecki, 1794, Radierung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Zlatka Anastasova
21.10.2010
Empfohlene Zitierweise:
Zlatka Anastasova, Artikel: Wilhelm Gottlieb Becker,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/409 [Zugriff 22.12.2024].
Wilhelm Gottlieb Becker
Werke Gedichte an Elisen, Leipzig 1775; mit F. Kind (Hg.), Taschenbuch zum geselligen Vergnügen 1/1791-24/1814; Das Seifersdorfer Thal, Leipzig 1792 (ND Leipzig 1977); Taschenbuch für Gartenfreunde, Leipzig 1795-1799; (Hg.), Neue Garten- und Landschafts-Gebäude, Leipzig 1798/99; (Hg.), Der Plauische Grund bei Dresden, Nürnberg 1799; Darstellungen, 3 Bde., Leipzig 1798/99; (Hg.), Augusteum. Dresdens antike Denkmäler, 3 Bde., Leipzig 1804-1811; (Hg.), Zweihundert seltene Münzen des Mittelalters, Dresden 1813; Erzählungen, 4 Bde., Leipzig 1814/15.
Literatur H. Koch, Sächsische Gartenkunst, Berlin 1910, S. 295-400; M. Gräfin Lanckoronska/A. Rümann, Geschichte der deutschen Taschenbücher und Almanache aus der klassisch-romantischen Zeit, München 1954, S. 100-104; S. Gerndt, Idealisierte Natur, Stuttgart 1981; Z. Škreb, Gattungsdominanz im deutschsprachigen literarischen Taschenbuch oder vom Sieg der Erzählprosa, Wien 1986, S. 46-52; A. Buttlar, Der Landschaftsgarten, Köln 1989, S. 152-158; U. Drewen, Die Entwicklung der deutschsprachigen Gartenkunst-Zeitschriften, in: Die Gartenkunst 2/1990, S. 131-156; K. Franz, Das Seifersdorfer Tal, in: H. Günther (Hg.), Gärten der Goethe-Zeit, Leipzig 1993, S. 133-143; H. Ebbinghaus, Der Landschaftsgarten, Frankfurt/Main 1997; H. Tausch, Die Architektur ist die Nachtseite der Kunst, Würzburg 2006. – ADB 2, S. 228f.; DBA I, III; DBE 1, S. 382; F. Raßmann, Deutscher Dichternekrolog, Bd. 1, Nordhausen 1818, S. 10; F. Brümmer, Deutsches Dichter-Lexikon, Bd. 1, Eichstätt/Stuttgart 1876, S. 47; W. Kosch (Hg.), Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 1, Bern 1963, S. 88; W. Killy (Hg.), Literaturlexikon, Bd. 1, München 1988, S. 378-380.
Porträt Wilhelm Gottlieb B., D. Chodowiecki, 1794, Radierung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Zlatka Anastasova
21.10.2010
Empfohlene Zitierweise:
Zlatka Anastasova, Artikel: Wilhelm Gottlieb Becker,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/409 [Zugriff 22.12.2024].