Heinrich Jacobson

Der wohl in sehr bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen lebende Dresdner Antiquar Heinrich Jacobson ist in der Überlieferung v.a. durch ein Justizverfahren wegen des Verkaufs von gefälschten Luther-Handschriften hervorgetreten. – Über Herkunft, Jugend und Ausbildung Jacobsons liegen bislang keine gesicherten Erkenntnisse vor. Möglicherweise war der gleichnamige Dresdner Stadtwundarzt und Barbier Carl Marcus ein weiterer Bruder oder Halbbruder Heinrich Jacobsons. 1839 ist dieser als Antiquar in Dresden im Adressbuch des Deutschen Buchhandels nachweisbar. In den Dresdner Adressbüchern wird er erstmals 1846 als „Bücherantiquar“ auf der Badergasse 3 aufgeführt. Nach der Eheschließung mit Therese, geb. Salomon, aus Dresden wuchs die Familie in den Folgejahren durch die Geburt von fünf Söhnen und drei Töchtern, von denen fast alle das Erwachsenenalter erreichen sollten, stark an, was zu erheblichem finanziellen Druck auf Jacobson geführt haben dürfte. – Anfang 1846 verkaufte Jacobson drei angebliche Luther-Autografe an zwei langjährige Geschäftspartner, die in Leipzig als Händler und Sammler tätig waren. Seiner Aussage zufolge hatte er diese seinerseits von Karl Wilhelm Schäfer, seit 1842 Sekretär des 1824 gegründeten Sächsischen Altertumsvereins, in der Hoffnung auf einen guten Verkaufserlös im 300. Todesjahr des Reformators (1846) erworben. Nachdem die Stücke von mehreren Gutachtern als Fälschungen erkannt worden waren, klagten die Käufer erfolgreich auf Rückerstattung des jeweiligen Kaufpreises sowie Erstattung der Gerichtskosten. Da Jacobson nicht bezahlen konnte oder wollte, erfolgte 1849 eine offenbar ergebnislos verlaufende Pfändung. Es sollte bis 1852 dauern, ehe das Stadtgericht Dresden einen Auktionserlös aus der Zwangsversteigerung von Büchern aus seinem Antiquariat vereinnahmen konnte. – Unterdessen führte Jacobson seine bisherige berufliche Tätigkeit in den Wohnräumen der vielköpfigen Familie an häufig wechselnden Standorten innerhalb Dresdens weiter, zuletzt im Parterre des Hauses Kaulbachstraße 25 (1885). In seiner Sterbeurkunde noch immer als Antiquar bezeichnet, wurde dieser auf dem Neuen jüdischen Friedhof in Dresden beigesetzt. – In der jüdischen Gemeinde engagierte sich Jacobson nachweislich 1850 und 1857 als Revident im Vorstand des Kranken-Unterstützungs-Instituts für Israeliten.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10684 Stadtgericht Dresden, Nr. 1083, 1084; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25 Standesamt/Urkundenstelle, Nr. 1.4.2-17. – Adressbuch für den Deutschen Buchhandel und verwandte Geschäftszweige, hrsg. von Otto August Schulz, Leipzig 1839; Dresdner Adressbücher; Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3.

Literatur Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung, Darmstadt 1973; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Kerstin Hagemeyer, Jüdisches Leben in Dresden, Dresden 2002; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932: Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: MEDAON. Magazin für Jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, Ausgabe 10, S. 1-58.

Jochen Vötsch
21.7.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Heinrich Jacobson,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27890 [Zugriff 10.8.2025].

Heinrich Jacobson



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10684 Stadtgericht Dresden, Nr. 1083, 1084; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25 Standesamt/Urkundenstelle, Nr. 1.4.2-17. – Adressbuch für den Deutschen Buchhandel und verwandte Geschäftszweige, hrsg. von Otto August Schulz, Leipzig 1839; Dresdner Adressbücher; Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3.

Literatur Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung, Darmstadt 1973; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Kerstin Hagemeyer, Jüdisches Leben in Dresden, Dresden 2002; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932: Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: MEDAON. Magazin für Jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, Ausgabe 10, S. 1-58.

Jochen Vötsch
21.7.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Heinrich Jacobson,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27890 [Zugriff 10.8.2025].