Carl Jacobson

Der gebürtige Dresdner Carl Jacobson wirkte ungeachtet der bescheidenen Einkommensmöglichkeiten mehr als vier Jahrzehnte als angesehener Stadtwundarzt und zeitweise als Barbier in seiner Heimatstadt. – Über Jacobsons Herkunft, Jugendzeit und Familienverhältnisse liegen bislang nur wenige gesicherte Erkenntnisse vor. Möglicherweise war er ein kinderloser Bruder oder Halbbruder des Dresdner Bücherantiquars Heinrich Jacobson. – Nach einer dreijährigen Ausbildung zum Barbier arbeitete Jacobson vier Jahre als Geselle in seinem Handwerk und erhielt Ende der 1830er-Jahre von der Kreisdirektion Dresden die Konzession zur Ausübung der chirurgischen Praxis. Seinem Aufnahmeantrag in die Dresdner Barbierinnung stand jedoch die Anordnung entgegen, dass immer nur ein jüdisches Mitglied als Meister einer Innung angehören durfte, in diesem Fall 1841 der Wundarzt und Barbier Eduard Baumann. Im Einvernehmen mit den Innungsältesten hatte der als Wundarzt praktizierende Jacobson bereits ein Barbierstubenrecht gekauft sowie das Dresdner Bürgerrecht erworben, um damit seine wirtschaftliche Existenz abzusichern. Nachdem die Kreisdirektion beim Stadtrat eine Übersicht der vorhandenen jüdischen Zunftmeister, Gesellen und Lehrlinge angefordert hatte, wurde Jacobsons Gesuch nach Rücksprache mit dem sächsischen Innenministerium Anfang 1842 bewilligt. 1862 erhielt der auf der Großen Brüdergasse 1 tätige Wundarzt und Barbier den erforderlichen Gewerbeschein, um dort auch als Friseur selbstständig tätig zu sein. Bereits drei Jahre später, 1865, meldete Jacobson das Friseurgewerbe wieder ab und teilte dem Rat mit, dass er sein Barbierrecht veräußert habe. Ab 1866 praktizierte er nur noch als Stadtwundarzt in seiner Wohnung auf der Pirnaischen Straße 10, später auf der Mathildenstraße 1, wo er 1880 letztmals im Dresdner Adressbuch genannt wird. – Innerhalb der jüdischen Gemeinde scheint Jacobson nicht besonders in Erscheinung getreten zu sein. Im Statistischen Jahrbuch für Sachsen ist 1894 erstmals eine nicht näher bestimmbare Carl-Jacobsohn-Stiftung zur Förderung der freien Wohlfahrtspflege in Dresden verzeichnet, die möglicherweise auf den bereits 1880 verstorbenen Wundarzt und Barbier zurückgeht.

Quellen Stadtarchiv Dresden, 2.3.9. Gewerbeamt A, J 0202, 6.4.25 Standesamt/Urkundenstelle, Nr. 1.4.2-7; Dresdner Adressbücher; Statistisches Jahrbuch für das Königreich Sachsen 22/1894.

Literatur Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Cornelia Wustmann, „Das Ideal will nicht gelobt, es will gelebt werden“. Jüdische Wohlfahrt am Beispiel der wohltätigen jüdischen Stiftungen in Dresden und Leipzig, St. Katharinen 2002; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932. Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: MEDAON. Magazin für Jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, H. 10, S. 1-58.

Jochen Vötsch
26.5.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Carl Jacobson,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27889 [Zugriff 13.6.2025].

Carl Jacobson



Quellen Stadtarchiv Dresden, 2.3.9. Gewerbeamt A, J 0202, 6.4.25 Standesamt/Urkundenstelle, Nr. 1.4.2-7; Dresdner Adressbücher; Statistisches Jahrbuch für das Königreich Sachsen 22/1894.

Literatur Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Cornelia Wustmann, „Das Ideal will nicht gelobt, es will gelebt werden“. Jüdische Wohlfahrt am Beispiel der wohltätigen jüdischen Stiftungen in Dresden und Leipzig, St. Katharinen 2002; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932. Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: MEDAON. Magazin für Jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, H. 10, S. 1-58.

Jochen Vötsch
26.5.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Carl Jacobson,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27889 [Zugriff 13.6.2025].