Christian Hünlich

Nach dem frühen Tod seines älteren Bruders Fritz übernahm H. 1931 die alleinige Leitung der vorher in eine GmbH umgebildeten Weinbrennerei C. T. Hünlich in Wilthen. – Seit seiner frühesten Jugend war H. mit dem Familienbetrieb verbunden. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er Chemie und Bakteriologie. Seine Doktorarbeit schrieb er am Institut für Gärungsgewerbe in Berlin und promovierte 1922 an der Universität Frankfurt/Main. – Nach dem Ende der für die Firma katastrophalen Wirtschaftskrise nahm seit Anfang der 1930er-Jahre die Produktion der Wilthener Weinbrennerei wieder beständig zu. Weindestillate wurden in alle Teile Deutschlands geliefert, während der Verkauf von fertigen Spirituosen in Holzfässern und Korbflaschen bewusst auf die nähere Umgebung beschränkt blieb, um nicht in Konkurrenz zu den Großabnehmern zu treten. Das 100-jährige Bestehen der Firma konnte 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, mit 86 Mitarbeitern gefeiert werden. Wie die meisten Männer aus seiner Belegschaft war auch H. zum Kriegsdienst eingezogen worden, konnte jedoch als „unabkömmlich“ eingestuft in das auf Militärlieferungen umgestellte Wilthener Werk zurückkehren. Die am 2.5.1945 befohlene Sprengung der Fabrik konnte H. erfolgreich bis zum Einmarsch erst polnischer, dann russischer Truppen verhindern. Noch im selben Monat wurde die Spirituosenproduktion, zunächst für die Besatzungstruppen, im November auch für die Bevölkerung, wieder aufgenommen. Die Firma entging 1948 der Enteignung, da sie nicht für die Kriegsrüstung gearbeitet und H. nicht der NSDAP angehört hatte. U.a. mit ersten Brennwein-Importen aus Ungarn konnte sich das Werk wieder rasch aufwärts entwickeln. 1950/51 wurde der Betrieb nachträglich, unter Berufung auf eine nicht gemeldete Beteiligung des Rückforth-Konzerns an der Weinbrennerei während der Weltwirtschaftskrise, doch noch in Staatseigentum überführt. H. wurde in einem Schauprozess im Mai 1951 zu einer Strafe von acht Jahren Zuchthaus und dem Einzug seines gesamten Vermögens verurteilt. Bereits zuvor war H. in seine Zweigniederlassung nach Köln geflohen, sodass er der Haftstrafe entging. 1975 verstarb er kinderlos in seiner neuen Wahlheimat in Kufstein.

Quellen Hardenberg-Wilthen AG, Archiv.

Literatur A. Hünlich, Große Chronik, 1842-1894 [Ms.]; A. Richter (Hg.), Erinnerungen an die Wilthener Weinbrennerei, 2003.

Porträt Christian H., Fotografie, Privatbesitz (Bildquelle).

Alfred Richter †
17.11.2006


Empfohlene Zitierweise:
Alfred Richter †, Artikel: Christian Hünlich,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27672 [Zugriff 25.11.2024].

Christian Hünlich



Quellen Hardenberg-Wilthen AG, Archiv.

Literatur A. Hünlich, Große Chronik, 1842-1894 [Ms.]; A. Richter (Hg.), Erinnerungen an die Wilthener Weinbrennerei, 2003.

Porträt Christian H., Fotografie, Privatbesitz (Bildquelle).

Alfred Richter †
17.11.2006


Empfohlene Zitierweise:
Alfred Richter †, Artikel: Christian Hünlich,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27672 [Zugriff 25.11.2024].