Moritz Elimeyer
Moritz Elimeyer zählte, trotz anfänglicher Auseinandersetzungen mit der Dresdner Innung, als Hofjuwelier, Betreiber einer Juwelierwerkstatt und Schmuckhändler im Luxus-Segment sowie als Stifter für Zwecke im jüdischen wie auch im außerjüdischen Raum in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu den angesehensten Bürgern Dresdens. Angesichts seines Engagements galt er, wie eine Würdigung auf seinem Grabstein zeigt, als ein hoch geschätztes und einflussreiches Mitglied der jüdischen Gemeinde Dresdens. – Werkstatt und Geschäft des Juweliers Elimeyer, die sich in der Neuen Gasse bzw. am Jüdenhof 1/Neumarkt 15 befanden - letzteres Haus wurde 1840 durch Gottfried Semper zu einer noblen Ladenzeile mit Café ausgebaut -, standen für hervorragende Qualität. Zu seinen Kunden zählten die höchsten gesellschaftlichen Kreise, so z.B. König Ludwig I. von Portugal. Zu den bekanntesten Werken der Firma Elimeyer gehören besonders wertvoll ausgestattete Exemplare des Sächsischen Albrecht-Ordens sowie des St.-Heinrich-Ordens. Elimeyer, dessen Großvater bereits Hoffaktor in Dresden war, bewarb sich 1835 um den Titel eines Hofjuweliers, der ihm am 31.10.1835 verliehen wurde. Dies löste wegen der noch bestehenden rechtlichen Ungleichstellung von Juden im Gewerbeleben zu Missgunst und Anfeindungen, denn Innungs- und Meisterrechte wurden den sächsischen Juden erst 1838 gewährt. Auch wenn Elimeyer selbst keinen Meisterbrief besaß, sondern Handwerksmeister für sich arbeiten ließ, führte die Verleihung des Titels des Hofjuweliers an ihn zu Empörung unter den Mitgliedern der Dresdner Juwelier-, Gold- und Silberarbeiterinnung. Nach einem Jahr konnten die Auseinandersetzungen zwischen Elimeyer und der Innung beigelegt werden. Weiter aufgewertet wurde Elimeyers Stellung, als Königin Victoria von Großbritannien ihn für seine Lieferungen 1845 während ihres Aufenthalts auf dem Coburgischen Schloss
Rosenau zum „Jeweller, Goldsmith & Silversmith to Her Majesty the Queen of England“ ernannte. – Eine wichtige Rolle spielte Elimeyer ab 1835 bei der Konstituierung der jüdischen Gemeinde in Dresden sowie bei Vorbereitung, Finanzierung und Umsetzung des Baus einer allgemeinen Synagoge. Er war einer von zehn Notabeln, die im Zusammenhang mit der Errichtung eines Gemeindestatuts im Juni 1837 einen provisorischen Gemeindevorstand wählten, sowie 1839 einer von neun Abgeordneten im Gemeindeausschuss, dessen Aufgabe hauptsächlich die Kassenprüfung und Finanzaufsicht war. Weiterhin war Elimeyer Mitglied im Komitee zum Bau einer allgemeinen Synagoge und des dazugehörigen Aktienvereins zur Baufinanzierung, die sich am 23.11.1835 in der Wohnung von Levi Wallerstein gründeten, sowie einer von acht Kommissaren für die feierliche Grundsteinlegung der Semper-Synagoge am 21.6.1838. Auch darüber hinaus war er in der jüdischen Gemeinde engagiert. Elimeyer war Verwaltungsmitglied des Moses-Mendelssohn-Vereins und seit 1834 vermutlich bis zu seinem Tod Vorstand des Krankenunterstützungs-Instituts. Er nahm außerdem an der ersten Israelitischen Synode vom 29.6. bis 4.7.1869 in Leipzig teil, die sich mit Reformbestrebungen im Judentum befasste und auf der sich der Deutsch-Israelitische Gemeindebund gründete. – Nicht unerwähnt bleiben darf die umfangreiche Spenden- und Wohltätigkeit Elimeyers. Er selbst gründete eine Waisenstiftung, aus deren Kapital von 20.000 Talern nach seinem Tod dauerhaft vier jüdische Waisen bis zu ihrem 14. Lebensjahr aufgezogen wurden, und 1840 zusammen mit seinem Bruder Philipp Elimeyer die Elimeyer-Stiftung für Jahrzeitfeier und Armenpflege, deren Zinsen u.a. an das Krankenunterstützungsinstitut, den Israelitischen Frauenverein und je zwei bedürftige Frauen und Männer der jüdischen Gemeinde gingen. Elimeyer war weiterhin Mitbegründer der Krugstiftung der Israeliten Dresdens, die 1870 anlässlich des 100. Geburtstags von Wilhelm Traugott Krug für Stipendien ohne Berücksichtigung des Glaubens an der Universität Leipzig eingerichtet wurde. Dazu kamen zahlreiche Einzelspenden, die sich v.a. in den 1850er- und 1860er-Jahren oft mehrfach jährlich in Dresdner Tageszeitungen nachweisen lassen. Meist spendete Elimeyer für die Armenfürsorge und für die Opfer von Überschwemmungen, Brand- und Grubenunglücken, aber auch für öffentliche Denkmäler oder den Turmbau für die Dreikönigskirche in der Dresdner Neustadt. Während des Deutsch-Deutschen sowie des Deutsch-Französischen Kriegs spendete Elimeyer außerdem vermehrt an Militär-Hilfsvereine und Vereine zur Unterstützung von Soldatenfamilien. Bei seinem Tod hinterließ der unverheiratete und kinderlose Elimeyer testamentarisch, neben der bereits erwähnten Stiftung, 3.000 Taler zur Erhöhung der Elimeyer-Stiftung, 2.000 Taler für verschiedene Wohltätigkeitsvereine der Dresdner jüdischen Gemeinde sowie 250 Taler für den Dresdner Augenkrankenheilverein.
Quellen HATiKVA. Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V., Archiv, Ergebnisse Projektgruppe „Alter Jüdischer Friedhof“, 2002; Stadtarchiv Dresden, 2.1.3-C.XXI.20.117 Kirchliche Wochenzettel/Trauungen, Taufanzeigen u. Sterbefälle, 1839 (ancestry.de); Die Synode, in: Allgemeine Zeitung des Judenthums 6.7.1869, S. 1f.; Dresden, in: ebd. 3.5.1870, S. 8f.; Die erste Synode, in: Die Neuzeit. Wochenschrift für politische, religiöse und Cultur-Interessen 9/1869, Nr. 28, S. 3; Dresdner Anzeiger 26.10.1860, S. 2, 12.12.1860, S. 1, 12.12.1863, S. 1, 2.8.1866, S. 2, 12.12.1866, S. 1, 13.1.1868, S. 2, 6.3.1869, S. 2, 11.8.1869, S. 9f., 13.12.1869, S. 1; Dresdner Anzeiger und Tageblatt 25.1.1851, S. 9, 25.1.1854, S. 2, 10.2.1854, S. 4, 22.11.1854, S. 2, 13.12.1855, S. 1, 14.3.1856, S. 2, 12.12.1856, S. 2, 12.12.1857, S. 4, 11.8.1858, S. 1; Dresdner Journal 13.12.1859, S. 3, 21.8.1862, S. 4, 19.12.1862, S. 4, 2.8.1863, S. 4, 9.11.1865, S. 4, 20.10.1868, S. 6, 7.8.1867, S. 4, 24.8.1867, S. 4, 11.2.1868, S. 6, 10.6.1869, S. 4, 3.8.1870, S. 3, 11.9.1870, S. 5, 16.9.1870, S. 8, 18.9.1870, S. 6, 19.3.1871, S. 5, 15.4.1871, S. 3, 18.11.1871, S. 6; Dresdner Nachrichten 18.7.1857, S. 4, 24.10.1865, S. 1; Jahres-Rechnung und Verwaltungs-Bericht der Israelitischen Religionsgemeinde in Dresden auf das Jahr 1878, S. 14-24.
Literatur Emil Lehmann, Ein Halbjahrhundert in der israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden. Erlebtes und Erlesenes, Dresden 1890; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung, Darmstadt 1973, S. 33, 132-150, 160-162; Hans Joachim Neidhardt (Hg.), Der Dresdner Neumarkt. Herz und Seele der Stadt, Dresden 2000, S. 10; Grit Krause, Die Familien Elimeyer und Chrambach, in: Der Alte Jüdische Friedhof in Dresden, hrsg. von HATiKVA. Bildungs- und Begegnungsstätte für Jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V., Teetz 2002, S. 182-187.
Stefan Schwarz
21.8.2025
Empfohlene Zitierweise:
Stefan Schwarz, Artikel: Moritz Elimeyer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27562 [Zugriff 6.9.2025].
Moritz Elimeyer
Quellen HATiKVA. Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V., Archiv, Ergebnisse Projektgruppe „Alter Jüdischer Friedhof“, 2002; Stadtarchiv Dresden, 2.1.3-C.XXI.20.117 Kirchliche Wochenzettel/Trauungen, Taufanzeigen u. Sterbefälle, 1839 (ancestry.de); Die Synode, in: Allgemeine Zeitung des Judenthums 6.7.1869, S. 1f.; Dresden, in: ebd. 3.5.1870, S. 8f.; Die erste Synode, in: Die Neuzeit. Wochenschrift für politische, religiöse und Cultur-Interessen 9/1869, Nr. 28, S. 3; Dresdner Anzeiger 26.10.1860, S. 2, 12.12.1860, S. 1, 12.12.1863, S. 1, 2.8.1866, S. 2, 12.12.1866, S. 1, 13.1.1868, S. 2, 6.3.1869, S. 2, 11.8.1869, S. 9f., 13.12.1869, S. 1; Dresdner Anzeiger und Tageblatt 25.1.1851, S. 9, 25.1.1854, S. 2, 10.2.1854, S. 4, 22.11.1854, S. 2, 13.12.1855, S. 1, 14.3.1856, S. 2, 12.12.1856, S. 2, 12.12.1857, S. 4, 11.8.1858, S. 1; Dresdner Journal 13.12.1859, S. 3, 21.8.1862, S. 4, 19.12.1862, S. 4, 2.8.1863, S. 4, 9.11.1865, S. 4, 20.10.1868, S. 6, 7.8.1867, S. 4, 24.8.1867, S. 4, 11.2.1868, S. 6, 10.6.1869, S. 4, 3.8.1870, S. 3, 11.9.1870, S. 5, 16.9.1870, S. 8, 18.9.1870, S. 6, 19.3.1871, S. 5, 15.4.1871, S. 3, 18.11.1871, S. 6; Dresdner Nachrichten 18.7.1857, S. 4, 24.10.1865, S. 1; Jahres-Rechnung und Verwaltungs-Bericht der Israelitischen Religionsgemeinde in Dresden auf das Jahr 1878, S. 14-24.
Literatur Emil Lehmann, Ein Halbjahrhundert in der israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden. Erlebtes und Erlesenes, Dresden 1890; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung, Darmstadt 1973, S. 33, 132-150, 160-162; Hans Joachim Neidhardt (Hg.), Der Dresdner Neumarkt. Herz und Seele der Stadt, Dresden 2000, S. 10; Grit Krause, Die Familien Elimeyer und Chrambach, in: Der Alte Jüdische Friedhof in Dresden, hrsg. von HATiKVA. Bildungs- und Begegnungsstätte für Jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V., Teetz 2002, S. 182-187.
Stefan Schwarz
21.8.2025
Empfohlene Zitierweise:
Stefan Schwarz, Artikel: Moritz Elimeyer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27562 [Zugriff 6.9.2025].