Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow
Durch ihre Ehe mit Herzog Heinrich von Sachsen-(Merseburg-)Spremberg, an den 1731 die Merseburger Hauptlinie fiel und den sie nur wenige Wochen überlebte, war Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow die letzte regierende Fürstin der Sekundogenitur Sachsen-Merseburg. – Über Elisabeths Kindheits- und Jugendjahre ist nichts bekannt. Vermutlich ist sie im Kreis ihrer zahlreichen älteren Geschwister am väterlichen Hof in
Güstrow oder bei Verwandten aufgewachsen und erzogen worden. 1692 vermählte sie sich mit Herzog Heinrich von Sachsen-(Merseburg-)Spremberg, der dafür seinen Militärdienst als kaiserlicher Obrist quittiert hatte. Dessen Bruder, August von Sachsen-(Merseburg-)Zörbig, hatte bereits 1686 Elisabeths ältere Schwester Hedwig geehelicht. Nach einem Erbvergleich mit dem neuen regierenden Herzog Christian II. von Sachsen-Merseburg erhielt ihr jagdbegeisterter Ehemann Heinrich 1692 die für seine Seitenlinie namengebende Stadt
Spremberg mit einigen Gütern als Apanageherrschaft. Dort erfolgte nun die Residenzbildung unter Fortsetzung (ab 1694) des bereits begonnenen Schlossbaus. Nach einem Urteil des Wiener Reichshofrats im Mecklenburger Familienstreit (1723) wegen der rückständigen Fräuleinsteuer und sonstiger Forderungen sollte Elisabeth noch gut 6.000 Reichstaler aus den künftigen Mecklenburger Steuerausschreibungen erhalten. Das Herzogspaar, dessen Kinder früh verstorben waren, führte ansonsten bis 1731 ein „politikfernes“ Leben in Spremberg. Das über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren geführte Diarium (1676-1738) ihres Ehemanns dokumentiert eine Fülle von Details über das höfische Leben im Umfeld des Herzogspaars, aber bspw. auch über die regelmäßigen Aufenthalte beider in der Messestadt Leipzig. – Mit dem Tod seines Neffen Moritz Wilhelm 1731 übernahm Elisabeths Ehemann als letzter Agnat der Merseburger Linie die Regierung des Sekundogeniturfürstentums sowie die Administration des Hochstifts Merseburg. Den an Kurfürst-König August II. (Friedrich August I., der Starke) gefallenen Allodialnachlass erhielten die erbenlosen Heinrich und Elisabeth zur lebenslänglichen Nutzung. Elisabeth schenkte ihrem Ehemann Heinrich einen im Merseburger Schloss befindlichen Medaillenschrank inklusive Sammlung zu dessen 70. Geburtstag am 2.9.1731, den sie bei August dem Starken in Dresden verbrachten. – Am 8.7.1738 erfolgte die Abreise des betagten Herzogspaars aus Merseburg zu einem Jagaufenthalt in
Dobrilugk (heute Doberlug). Beide „waren ziemlich schwach, und es wäre zu rathen gewesen, die Reise wäre unterblieben“, so der Zeitzeuge und Merseburger Chronist Balthasar Hoffmann (Schmekel, S. 226), der in ihr die Ursache von Heinrichs Tod am 28.7. sah. – In ihrem Testament von 1738 hatte Elisabeth ihren Ehemann zum Universalerben eingesetzt. Nach dessen Tod errichtete sie am 1.8.1738 in Dobrilugk ein neues Testament, das mit Ausnahme einiger Vermächtnisse für Hofpersonal und Dienerschaft den Kurfürsten von Sachsen oder dessen Regierungsnachfolger zum Alleinerben bestimmte. Elisabeth starb 1738 nur wenige Wochen nach ihrem Ehemann auf Schloss Dobrilugk und wurde im Familienbegräbnis im Merseburger Dom beigesetzt. Der 1739 in umfangreichen Inventaren detailliert verzeichnete fürstliche Allodialnachlass des Herzogspaars fiel somit an die Dresdner Kurlinie.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10001 Ältere Urkunden; Merckwürdige Reichs=Hof=Raths=Conclusa, Teil 2, Frankfurt/Main 1726.
Literatur Alfred Schmekel, Historisch=topographische Beschreibung des Hochstiftes Merseburg, Halle/Saale 1858; Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverbund „Die Fünf Ungleichen e.V.“ und dem Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Petersberg 2007 (P).
Porträt Herzogin Elisabeth zu Sachsen-Merseburg, Johann Martin Bernigeroth, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inventar-Nr. A 139 093, Foto: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Regine Richter, 2000.12 (Bildquelle); Elisabeth, Herzogin von Sachsen-Merseburg geborene Herzogin von Mecklenburg, Johann Martin Bernigeroth, 1. Hälfte 18. Jahrhundert, Kupferstich, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Inventar-Nr. A 138344.
Jochen Vötsch
31.1.2024
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24354 [Zugriff 21.11.2024].
Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10001 Ältere Urkunden; Merckwürdige Reichs=Hof=Raths=Conclusa, Teil 2, Frankfurt/Main 1726.
Literatur Alfred Schmekel, Historisch=topographische Beschreibung des Hochstiftes Merseburg, Halle/Saale 1858; Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverbund „Die Fünf Ungleichen e.V.“ und dem Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Petersberg 2007 (P).
Porträt Herzogin Elisabeth zu Sachsen-Merseburg, Johann Martin Bernigeroth, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inventar-Nr. A 139 093, Foto: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Regine Richter, 2000.12 (Bildquelle); Elisabeth, Herzogin von Sachsen-Merseburg geborene Herzogin von Mecklenburg, Johann Martin Bernigeroth, 1. Hälfte 18. Jahrhundert, Kupferstich, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Inventar-Nr. A 138344.
Jochen Vötsch
31.1.2024
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24354 [Zugriff 21.11.2024].