Ludwig von Schönburg

L. erlebte eine schwere Kindheit und Jugendzeit, da seine Mutter frühzeitig gestorben und sein Vater Albert Christian Ernst 1777 vor seiner drohenden Verhaftung durch kursächsische Truppen nach Wien geflohen war, während die Kinder allein in Glauchau zurückblieben. 1780 trat L. in die kursächsische Armee ein, wechselte jedoch 1786 in den bayerischen Militärdienst, wo er bis zum Generalmajor aufstieg. 1797 kaufte er von seinem älteren Bruder die stark verschuldete, unter Sequestration stehende Herrschaft Hinterglauchau. Die bedeutende Mitgift seiner Gemahlin und eine sparsame Wirtschaftsführung befähigten L. innerhalb kurzer Zeit, ein geregeltes Finanzwesen wiederherzustellen und die Zwangsverwaltung zu beenden. Als 1825 die Linie Schönburg-Rochsburg erlosch, erbte L. außerdem die Hälfte der gleichnamigen Herrschaft. – Bereits in jungen Jahren versuchte L., seiner tiefen Frömmigkeit öffentlich Ausdruck zu verleihen. Schon als 18-Jähriger gab er ein Gebetsbüchlein unter dem Titel „Eines jungen Herrn vom Stande wöchentliche Unterhaltungen mit Gott in den Morgen- und Abendstunden“ heraus. 1802 folgten die „Beiträge zur Erweckung und Aufmunterung zum christlichen Glauben und Heiligung“. Gedanken der sächsischen Erweckungsbewegung aufgreifend, trat L. für eine Überwindung des theologischen Rationalismus ein. Auf seine Initiative geht die Berufung des bedeutenden dänischen Theologen Andreas Gottlob Rudelbach zum Superintendenten und Konsistorialrat in Glauchau (1829-1845) zurück. – Um die äußere Sicherheit seines Hauses zu sichern, gründete L. noch vor 1820 eine Bürgergarde in Glauchau. Da er es jedoch versäumte, den in seinem Herrschaftsgebiet liegenden Städten Glauchau und Meerane eine größere Selbstverwaltung einzuräumen, entwickelte sich hier im Herbst 1830 eine revolutionäre Protestbewegung, wenngleich mit geringerer Radikalität und Gewaltbereitschaft als in anderen sächsischen Landesteilen. Die Umsetzung dringender Reformmaßnahmen wurde von L. auch nach dem Ende der Revolution 1830/31 noch jahrelang verschleppt, sodass z.B. die Allgemeine Städteordnung vom 2.2.1832 in Glauchau erst 1843 - also ein Jahr nach L.s Tod - zur Einführung kam. – Mit dem Abschluss des Erläuterungsrezesses vom 9.10.1835 zwischen dem Haus Schönburg und dem Königreich Sachsen musste L. den Verlust zahlreicher schönburgischer Sonderrechte (u.a. die zweitinstanzliche Gerichtsbarkeit und das Steuererhebungsrecht) hinnehmen. Im Alter von 75 Jahren trat L. seine Besitzungen an seinen Sohn Heinrich Gottlob Otto Ernst ab.

Werke Eines jungen Herrn vom Stande wöchentliche Unterhaltungen mit Gott in den Morgen- und Abendstunden, 1780; Beiträge zur Erweckung und Aufmunterung zum christlichen Glauben und Heiligung, 1802.

Literatur K. G. Eckardt, Genealogie und Familien-Geschichte des Hochfürstlichen und Hochgräflichen Hauses Schönburg, 1853 [MS], S. 374-377; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 134-136; F. Blanckmeister, Sächsische Kirchengeschichte, Dresden 21906, S. 413f.; S. Winkler, Die Bürgergarde zu Glauchau in ihrem lokalen Umfeld, in: Museum und Kunstsammlung Schloß Hinterglauchau, Schriftenreihe H. 10, Glauchau 1994, S. 67-72 (P).

Porträt Graf L. von Schönburg-Hinterglauchau, ca. 1835, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau.

Michael Wetzel
8.11.2007


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Ludwig von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22467 [Zugriff 22.12.2024].

Ludwig von Schönburg



Werke Eines jungen Herrn vom Stande wöchentliche Unterhaltungen mit Gott in den Morgen- und Abendstunden, 1780; Beiträge zur Erweckung und Aufmunterung zum christlichen Glauben und Heiligung, 1802.

Literatur K. G. Eckardt, Genealogie und Familien-Geschichte des Hochfürstlichen und Hochgräflichen Hauses Schönburg, 1853 [MS], S. 374-377; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 134-136; F. Blanckmeister, Sächsische Kirchengeschichte, Dresden 21906, S. 413f.; S. Winkler, Die Bürgergarde zu Glauchau in ihrem lokalen Umfeld, in: Museum und Kunstsammlung Schloß Hinterglauchau, Schriftenreihe H. 10, Glauchau 1994, S. 67-72 (P).

Porträt Graf L. von Schönburg-Hinterglauchau, ca. 1835, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau.

Michael Wetzel
8.11.2007


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Ludwig von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22467 [Zugriff 22.12.2024].