Gottlieb Immanuel Dindorf

Gottlieb Immanuel Dindorf hat als in Leipzig tätiger Orientalist und Sprachforscher bleibende Spuren hinterlassen. Besonders hervorzuheben ist sein 1801 bis 1804 in zwei Bänden veröffentlichtes hebräisch-chaldäisches Lexikon. – Dindorf wurde als Sohn des evangelischen Pfarrers Johann Georg Dindorf geboren, der einer alteingesessenen Handwerker- und Ratsfamilie aus Siebenlehn entstammte. Schon mit drei Jahren wurde er Halbwaise, als sein Vater in Großschirma als Pfarrer verstarb. Daraufhin kehrte die Mutter, die aus der angesehenen Freiberger Kaufmannsfamilie Bormann stammte, in ihre Heimatstadt zurück, wo Dindorf aufwuchs. Offensichtlich unterstützte der Großvater George Bormann seine jüngste Tochter beim Unterhalt und der Ausbildung seines Enkels. So erhielt Dindorf seine erste Schulbildung bei ausgezeichneten Hauslehrern und vervollkommnete diese danach am Freiberger Gymnasium mit intensivem Hebräisch-Unterricht, bis er 1773 in die Universität Leipzig eintreten konnte. Noch 1780 wohnte er beim Rektor der Nikolaischule in Leipzig, Georg Heinrich Martini, einem Altertumskundler. Sein Mitbewohner war 1779/1780 Johann Gottfried Seume, der ihn scherzhaft „der dicke Hebräer Dindorf“ (Seume, 1813, S. 65) nannte, als sie im bitterkalten Winter Holz zum Heizen ihrer Dachstube aus des Rektors Keller organisierten. In Leipzig hörte er Vorlesungen über Philosophie, Psychologie, Logik und Metaphysik, Moralphilosophie, Ästhetik und Naturrecht. Im Rahmen der Universalgeschichte studierte Dindorf sächsische, deutsche, europäische und Kirchengeschichte sowie Archäologie, griechische und römische Geschichte, außerdem Theologie. Er vertiefte seine umfangreichen Sprachkenntnisse in den sog. morgenländischen Sprachen wie Syrisch, Arabisch, Chaldäisch und Hebräisch, aber auch in den modernen Sprachen Französisch und Englisch. – Dindorf erhielt 1780 die Würde eines Magisters der Philosophie, wurde 1783 zum Dr. phil. promoviert und war zudem seit 1785 Bakkalaureus der Theologie. 1786 wurde er in Leipzig zum außerordentlichen Professor der Philosophie ernannt und erhielt 1791 - nach dem Tod Johann August Dathes - die ordentliche Professur für das Hebräische und 1809 jene für sämtliche orientalische Sprachen. Seit 1784 bekleidete Dindorf das Amt des Kustos der Leipziger Universitätsbibliothek und hatte 1797 das Rektorat inne. – Dindorf ist der Vater der beiden bedeutenden Leipziger Altphilologen Karl Wilhelm Dindorf und August Ludwig Dindorf.

Quellen Universitätsarchiv Leipzig; Universitätsbibliothek Leipzig, Alter Alphabethischer Katalog (1501-1929); Pfarrarchiv Siebenlehn; Pfarrarchiv Freiberg; Pfarrarchiv Rotta; Pfarrarchiv Großschirma.

Werke (Hg.), Samuel Friedrich Nathanael Morus, Versio et Explicatio Actuum Apostolicorum cum animadversionibus recentiorum maxime interpretum suisque, 2 Bde., Leipzig 1794; (Hg.), Johannes August Ernesti, Lectiones Academicae in Epistolam ad Hebraeos, ebd. 1795; (Hg.), Samuel Friedrich Nathanael Morius, Recitationes in Evangelium Joannis, Leipzig/Prag 1796; Theophili Immanuelis D. Novum Lexicon Linquae Hebraico-Chaldaicae, 2 Bde. Leipzig 1801/1804.

Literatur Heinrich Gottlieb Kreußler, Beschreibung der Feierlichkeiten am Jubelfeste der Universität Leipzig den 4. December 1809. Nebst kurzen Lebensbeschreibungen der Herren Professoren, Leipzig 1810, Anhang S. 22f. (P); Johann Gottfried Seume, Mein Leben, Leipzig 1813 (ND Leipzig 1977, S. 65); Freiberger gemeinnützliche Nachrichten 14/1813, Nr. 3, S. 18-20, Nr. 4, S. 25-27, Nr. 5, S. 33-35; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Leipzig, Sonderbd. II: Karl-Marx-Universität Leipzig. Bibliographie zur Universitätsgeschichte 1409-1959, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Leipzig 1961, S. 159. – DBA I, II, III; DBE II 2, S. 550; Leipziger Gelehrten- und Künstleralmanach für das Jahr 1787, Leipzig 1787, S. 15; Johann Georg Meusel, Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, Bd. 2, Lemgo 1796, S. 63f., Bd. 9, Lemgo 1801, S. 243; Bd. 13, Lemgo 1808, S. 277, Bd. 17, Lemgo 1820, S. 418, Bd. 22, 1. Lieferung, Lemgo 1829, S. 630; Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Section 1, Teil 25, Leipzig 1834, S. 228f.

Porträt Bildnis des Dinndorf, um 1810, Radierung und Punktiermanier, Universitätsbibliothek Leipzig, Porträtstichsammlung, Inventar-Nr. 61/42 (Bildquelle) [Public Domain Mark 1.0 Universal; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Public Domain Mark 1.0 Universal Lizenz].

Michael Bock
13.8.2024


Empfohlene Zitierweise:
Michael Bock, Artikel: Gottlieb Immanuel Dindorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1183 [Zugriff 25.12.2024].

Gottlieb Immanuel Dindorf



Quellen Universitätsarchiv Leipzig; Universitätsbibliothek Leipzig, Alter Alphabethischer Katalog (1501-1929); Pfarrarchiv Siebenlehn; Pfarrarchiv Freiberg; Pfarrarchiv Rotta; Pfarrarchiv Großschirma.

Werke (Hg.), Samuel Friedrich Nathanael Morus, Versio et Explicatio Actuum Apostolicorum cum animadversionibus recentiorum maxime interpretum suisque, 2 Bde., Leipzig 1794; (Hg.), Johannes August Ernesti, Lectiones Academicae in Epistolam ad Hebraeos, ebd. 1795; (Hg.), Samuel Friedrich Nathanael Morius, Recitationes in Evangelium Joannis, Leipzig/Prag 1796; Theophili Immanuelis D. Novum Lexicon Linquae Hebraico-Chaldaicae, 2 Bde. Leipzig 1801/1804.

Literatur Heinrich Gottlieb Kreußler, Beschreibung der Feierlichkeiten am Jubelfeste der Universität Leipzig den 4. December 1809. Nebst kurzen Lebensbeschreibungen der Herren Professoren, Leipzig 1810, Anhang S. 22f. (P); Johann Gottfried Seume, Mein Leben, Leipzig 1813 (ND Leipzig 1977, S. 65); Freiberger gemeinnützliche Nachrichten 14/1813, Nr. 3, S. 18-20, Nr. 4, S. 25-27, Nr. 5, S. 33-35; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Leipzig, Sonderbd. II: Karl-Marx-Universität Leipzig. Bibliographie zur Universitätsgeschichte 1409-1959, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Leipzig 1961, S. 159. – DBA I, II, III; DBE II 2, S. 550; Leipziger Gelehrten- und Künstleralmanach für das Jahr 1787, Leipzig 1787, S. 15; Johann Georg Meusel, Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, Bd. 2, Lemgo 1796, S. 63f., Bd. 9, Lemgo 1801, S. 243; Bd. 13, Lemgo 1808, S. 277, Bd. 17, Lemgo 1820, S. 418, Bd. 22, 1. Lieferung, Lemgo 1829, S. 630; Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Section 1, Teil 25, Leipzig 1834, S. 228f.

Porträt Bildnis des Dinndorf, um 1810, Radierung und Punktiermanier, Universitätsbibliothek Leipzig, Porträtstichsammlung, Inventar-Nr. 61/42 (Bildquelle) [Public Domain Mark 1.0 Universal; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Public Domain Mark 1.0 Universal Lizenz].

Michael Bock
13.8.2024


Empfohlene Zitierweise:
Michael Bock, Artikel: Gottlieb Immanuel Dindorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1183 [Zugriff 25.12.2024].