Henriette Schie

Henriette Schie wirkte als Wohltäterin und Stifterin gegenüber der israelitischen Religionsgemeinde in Dresden. Durch das nach ihr benannte Henriettenstift blieben ihr Name und Wirken bis zu dessen Auflösung in der Zeit des Nationalsozialismus 1942 gegenwärtig. – Schie wurde am 19.7.1801 als erstes von vier Kindern geboren und trug zunächst den Namen ihrer Großmutter mütterlicherseits, Hendel. Ihr jüngster Bruder Löbel verstarb kurz nach seiner Geburt. – 1826 ehelichte sie ihren Cousin väterlicherseits, Wilhelm (Wolf) Schie, der nach dem Tod seines Vaters Mendel Schie im gleichen Jahr die Leitung von dessen Dresdner Bankhaus übernahm und ein beträchtliches Vermögen erbte. Schie selbst gab in ihrem Konzessionsgesuch von 1825 an, über kein eigenes Vermögen zu verfügen. – Während ihrer Ehe mit Wilhelm Schie brachte sie drei Kinder zur Welt, von denen zwei wenige Tage nach der Geburt verstarben, lediglich ihre Tochter Auguste, die 1827 geboren wurde, erreichte das Erwachsenenalter. Auguste heiratete den Kammermusiker Anton Wallerstein und verstarb vor ihrer Mutter im Februar 1880. – Schie galt als großzügige Frau, die die alte israelitische Gemeinde finanziell verschiedentlich unterstützte, etwa durch den Fond zum Erwerb eines Gemeindeschulhauses oder in ihrer Funktion als Mitglied des Fremden-Unterstützungs-Vereins der Gemeinde. Als Wohltäterin, die der jüdischen Gemeinde in Dresden nahestand, bewegte sie sich innerhalb der Familientradition der Familie Schie, die sich schon seit mehreren Generationen um die israelitische Gemeinde zu Dresden verdient gemacht hatte. – Nachdem die Schließung aller Privatsynagogen 1837 durch ein ministeriales Gesetz festgelegt wurde, stiftete Schie der Dresdner Gemeinde den Bau-Fond für eine neue Synagoge und spendete im Laufe ihres Lebens insgesamt 180.000 Mark. Die Synagoge konnte am 5.5.1840 eingeweiht werden. – Am 18.5.1852 wurde in Dresden das Henriettenstift errichtet, das sich in der Eliasstraße 24 befand und im Jahr zuvor anlässlich der Silberhochzeit des Ehepaars Schie von Wilhelm Schie erworben worden war. Es war ursprünglich als Asylhaus eingerichtet worden, entwickelte sich aber im Laufe der Zeit zum Altenheim für Damen. – Vor ihrem Tod vermachte Schie über 250.000 Mark wohltätigen Einrichtungen, einen erheblichen Teil dem Henriettenstift. Noch 1935 wurde ein damals neu eingeweihter Gebetsraum nach ihr benannt.

Quellen Stadtarchiv Dresden, 2.1.3-CXXI.20.101 Kirchliche Wochenzettel Trauungen (Aufgebote), Taufanzeigen u. Sterbefälle 1826 (ancestry.de); Das israelitische Asylhaus „Henriettenstift“ in Dresden, in: Illustrirte Zeitung 19/1852, S. 75-77.

Literatur M. S., Rückblick - Ausblick, in: Gemeindeblatt der israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden 12/1936, H. 17, S. 1-3; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Anke Kalkbrenner, Das Henriettenstift. Zwischen Asylheim und Alten-Damenstift - Die Geschichte eines jüdischen Altenheims, Dresden 1999; Frank Thiele (Hg.), Alter Jüdischer Friedhof in der Dresdner Neustadt, Dresden 2000; Anke Kalkbrenner, Von Löbel bis Wilhelm Schie - eine Familiengeschichte über vier Generationen, in: Der Alte Jüdische Friedhof in Dresden, hrsg. von HATiKVA - Bildungs- und Begegnungsstätte für Jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V., Teetz 2002, S. 208-222; Mathias Bäumel, Tafel zum Gedenken an das Henriettenstift soll erhalten werden, in: Dresdner Universitätsjournal 13/2002, Nr. 4, S. 4.

Sophie Farida Rabenow
9.1.2024


Empfohlene Zitierweise:
Sophie Farida Rabenow, Artikel: Henriette Schie,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27566 [Zugriff 20.12.2024].

Henriette Schie



Quellen Stadtarchiv Dresden, 2.1.3-CXXI.20.101 Kirchliche Wochenzettel Trauungen (Aufgebote), Taufanzeigen u. Sterbefälle 1826 (ancestry.de); Das israelitische Asylhaus „Henriettenstift“ in Dresden, in: Illustrirte Zeitung 19/1852, S. 75-77.

Literatur M. S., Rückblick - Ausblick, in: Gemeindeblatt der israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden 12/1936, H. 17, S. 1-3; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Anke Kalkbrenner, Das Henriettenstift. Zwischen Asylheim und Alten-Damenstift - Die Geschichte eines jüdischen Altenheims, Dresden 1999; Frank Thiele (Hg.), Alter Jüdischer Friedhof in der Dresdner Neustadt, Dresden 2000; Anke Kalkbrenner, Von Löbel bis Wilhelm Schie - eine Familiengeschichte über vier Generationen, in: Der Alte Jüdische Friedhof in Dresden, hrsg. von HATiKVA - Bildungs- und Begegnungsstätte für Jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V., Teetz 2002, S. 208-222; Mathias Bäumel, Tafel zum Gedenken an das Henriettenstift soll erhalten werden, in: Dresdner Universitätsjournal 13/2002, Nr. 4, S. 4.

Sophie Farida Rabenow
9.1.2024


Empfohlene Zitierweise:
Sophie Farida Rabenow, Artikel: Henriette Schie,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27566 [Zugriff 20.12.2024].