Karl Constantin Kraukling

K. erhielt zunächst Privatunterricht durch einen Hauslehrer. Schon als Kind und Jugendlicher übten die Dichtkunst, die Musik, das Porträtzeichnen, v.a. aber das Lesen große Faszination auf ihn aus. K.s Vater hatte drei Privatbibliotheken gekauft und vereinigt, sodass ihm eine große Büchersammlung zur Verfügung stand. Nach eigenem Bekunden entstand so K.s Interesse für die „Bücherkunde, Literaturgeschichte und Kritik“. Gern las er in der Reihe der „Etui-Bibliothek der deutschen Klassiker“, die sicher großen Einfluss auf die Entwicklung seines eigenen Literaturverständnisses hatte. K. besuchte dann das Gymnasium in Mitau (lett. Jelgava), der Hauptstadt des Kurlands, und hörte u.a. bei dem Professor der griechischen Sprache und Literatur, Heinrich Christoph von Liebau, der zahlreiche Artikel über die griechische Geschichte und Mythologie verfasst hatte. 1814 immatrikulierte er sich für ein Jahr an der einzigen deutschsprachigen Universität des Russischen Reichs in Dorpat (estn. Tartu). Anschließend studierte K. ein Jahr in Berlin an der neu gegründeten Universität zunächst Medizin, danach Kunst, Literatur und Geschichte. Besonders eng war er mit Jean August Zeune, Karl Friedrich Zelter, Friedrich August Wolf und Franz Horn befreundet; Christian Friedrich Rühs, Christoph Wilhelm Hufeland und Christian Heinrich Wolke lernte er persönlich kennen. Schnell gewann K. Anschluss an deutsche Dichterkreise. 1819 heiratete er in Berlin; das Hochzeitslied dichtete August Friedrich Ernst Langbein, ein zu dieser Zeit viel gelesener Schriftsteller. K. zog um 1820 als Privatgelehrter nach Dresden, wo bereits viele Kurländer lebten, und wurde einige Jahre später dem Vorsitzenden des Gesamtministeriums Bernhard von Lindenau durch Friedrich Adolf Ebert und Carl Gustav Carus zur Einstellung an der Königlichen öffentlichen Bibliothek empfohlen, die einer der zentralen Punkte des Dresdner literarischen Lebens war. Am 3.4.1833 erhielt K. die Stelle des Zweiten Bibliothekssekretärs. Nach dem Tod Friedrich Adolf Eberts 1834 strebte K. die Stelle des Ersten Sekretärs an, die er auch aufgrund eines Gesuchs von Gustav Klemm am 9.12.1834 erhielt. Bereits 1839 wurde K. zum Bibliothekar und zum Direktor des Königlichen Historischen Museums (Rüstkammer) ernannt. Am 1.5.1868 wurde K. aufgrund seiner fortschreitenden Sehschwäche pensioniert. – K. war darüber hinaus auch publizistisch tätig. 1827/28 gab er mit Johann Friedrich Kind die bedeutende „Dresdner Morgenzeitung“ heraus, zu der Ludwig Tieck seine „Dramaturgischen Blätter“ und die „Theaterzeitung“, Friedrich Adolf Ebert ein Literaturblatt und Wilhelm Gotthelf Lohrmann meteorologische Beobachtungen als begleitende Beilagen lieferten. K. war nach eigenen Angaben ohne Namensnennung gemeinsam mit dem dänischen Romantiker Adam Oehlenschläger für die Herausgabe von einigen Schriften von Tiecks verantwortlich. Am 1.9.1828 besuchte K. Johann Wolfgang von Goethe in Dornburg/Saale. Von Goethe beschrieb ihn in seinen Tagebüchern als interssierten, sinnigen, und über die literarischen Zustände jener Zeit gut unterrichteten Mann. Heinrich Heine widmete K. ein Exemplar seines „Buchs der Lieder“ handschriftlich mit „Für Freund K.“ (heute Düsseldorf, Heinrich-Heine-Institut). Jean Paul besuchte K. in Dresden, der mit seinem Freund Kind zum einflussreichen Dresdner Liederkreis gehörte, in dem sich Gelehrte, Künstler und Schriftsteller vereinten. K. veröffentlichte u.a. in den Zeitschriften „Der Gesellschafter“ von Friedrich Wilhelm Gubitz, der damals wichtigsten Zeitschrift Berlins, und „Der Freymüthige für Deutschland“ von Johann Daniel Symanski. K.s Publikationen entstanden v.a. in der Zeit als Privatgelehrter; als Bibliotheks- und Museumsbeamter hat er nur in geringem Maß veröffentlicht. Er führte eine umfangreiche Korrespondenz mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit. Seine Bibliothek und die wertvolle Autographensammlung aus dem Umfeld von Martin Luther, darunter auch Handschriften von Ulrich von Hutten, ließ der Sohn verkaufen.

Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv.

Werke mit F. Kind (Hg.), Dresdner Morgenzeitung 1827/28; Erinnerung an Karl Kaaz, Dresden 1847.

Literatur H. v. Chézy, Unvergessenes, Teil 2, Leipzig 1858, S. 193-249; Verzeichnis der hinterlassenen Bibliothek des ehemaligen Königlichen Bibliothekars und Späteren Directors des Königl. Historischen Museums zu Dresden Karl Constantin K., Dresden 1874; Verzeichnis der von Karl Constantin K., Direktor des Königl. histor. Museums zu Dresden hinterlassenen Bibliothek und Sammlung von Reformations-Schriften etc., Leipzig 1874; Katalog der nachgelassenen Autographen-Sammlung des Königl. Bibliothekars und Director des Kgl. historischen Museums ... Karl Constantin K. in Dresden, Köln 1884; K. Hermann, Karl Constantin K.: Direktor des Königlichen Historischen Museums Dresden (1839-1668). Ein Zeitbild, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 37/2011, S. 54-67. – DBA I, II; K. Bader, Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt- und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten, Leipzig 1925, S. 391; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 135.

Konstantin Hermann
12.5.2014


Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Karl Constantin Kraukling,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24810 [Zugriff 25.4.2024].

Karl Constantin Kraukling



Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv.

Werke mit F. Kind (Hg.), Dresdner Morgenzeitung 1827/28; Erinnerung an Karl Kaaz, Dresden 1847.

Literatur H. v. Chézy, Unvergessenes, Teil 2, Leipzig 1858, S. 193-249; Verzeichnis der hinterlassenen Bibliothek des ehemaligen Königlichen Bibliothekars und Späteren Directors des Königl. Historischen Museums zu Dresden Karl Constantin K., Dresden 1874; Verzeichnis der von Karl Constantin K., Direktor des Königl. histor. Museums zu Dresden hinterlassenen Bibliothek und Sammlung von Reformations-Schriften etc., Leipzig 1874; Katalog der nachgelassenen Autographen-Sammlung des Königl. Bibliothekars und Director des Kgl. historischen Museums ... Karl Constantin K. in Dresden, Köln 1884; K. Hermann, Karl Constantin K.: Direktor des Königlichen Historischen Museums Dresden (1839-1668). Ein Zeitbild, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 37/2011, S. 54-67. – DBA I, II; K. Bader, Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt- und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten, Leipzig 1925, S. 391; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 135.

Konstantin Hermann
12.5.2014


Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Karl Constantin Kraukling,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24810 [Zugriff 25.4.2024].