Johann Eleazar Zeissig

Als Sohn eines Damastwebers kam der junge Z. um 1749 nach Dresden, wo er zunächst als Advokatengehilfe tätig war. Der Porträtmaler Johann Christian Beßler brachte den im Zeichnen bereits vorgebildeten Jungen schließlich an der kurfürstlichen Kunstakademie unter. Von Charles-François de Silvestre, dem Sohn des Akademiedirektors Louis de Silvestre, erhielt Z. weiteren Unterricht und konnte ihn 1756 nach Paris begleiten. Hier änderte er seinen Nachnamen zu „Schenau“ bzw. „Schönau“, abgeleitet von seinem Geburtsort. In Paris studierte Z. an der Académie Royale und lernte den Kupferstecher Johann Georg Wille kennen, der ihn über mehrere Jahre weiter ausbildete und ihm Aufträge vermittelte. In der französischen Hauptstadt erwarb sich Z. schnell eine gewisse Bekanntheit als Maler von Kopien nach Werken alter Meister sowie als Porträt- und Genremaler im Stil von Jean-Siméon Chardin und Jean-Baptiste Greuze, die beide zu seinem engeren Bekanntenkreis zählten. Er rezipierte die französische Kunsttheorie der Zeit und schulte sich im Louvre in den Kompositions- und Maltechniken der flämischen Genremalerei des 16. und 17. Jahrhunderts. Daneben machte er sich auf Anraten des sächsischen Gesandten in Paris, General de Fontenay, in der Porzellanmanufaktur von Sèvres mit der Porzellanmalerei vertraut. Nach wenigen Jahren gehörte Z. zu den angesehensten Genremalern in Paris, und zahlreiche seiner Bilder wurden als Reproduktionsstiche einem weiten Publikum zugänglich. Dennoch versuchte er nach dem Ende des Siebenjährigen Kriegs, wieder nach Sachsen zurückzukehren. Wille empfahl Z. 1765 an Christian Ludwig von Hagedorn, den Direktor der Dresdner Kunstakademie. Durch Hagedorn wurde Z. 1770 Mitglied der Akademie und erhielt 1773 die Stelle des Direktors der Mal- und Zeichenschule an der Meißner Porzellanmanufaktur. In Meißen überwachte er nicht nur die zeichnerische Ausbildung der Schüler, sondern entwarf auch neue Modelle für malerische Dekore, Kleinplastiken und Geschirrformen. Daniel Chodowiecki berichtete in dieser Zeit über Z.: „Er ist verpflichtet, einen Teil des Jahres in Meißen zuzubringen, um dort den guten Geschmack einzuführen.“ Er reorganisierte die Meißner Zeichenschule und konzentrierte die Ausbildung auf Fragen der Wirtschaftlichkeit der Manufaktur, wofür ihm seine Pariser Erfahrungen von Nutzen waren. 1774 erhielt Z. eine Professur für Genre- und Porträtmalerei an der Dresdner Akademie, der er ab 1776 gemeinsam mit Giovanni Battista Casanova als Direktor vorstand. Z. schuf zu dieser Zeit Werke in der Art der französischen Genremalerei Chardins und Greuzes, die er auch seinen Schülern vermittelte. Zu seinen Meisterschülern an der Akademie zählten u.a. Friedrich Traugott Georgi, Friedrich Philipp Reinhold und Christian Lebrecht Vogel, der 1814 selbst Professor der Dresdner Akademie wurde. In Dresden war Z. auch als Porträtist tätig; überliefert sind z.B. Porträts von Mitgliedern der kurfürstlichen Familie. Neben Gemälden entstand eine Reihe von Zeichnungen, nach denen namhafte Kupferstecher wie Justus Chevillet, Christian Gottfried Schultze und Christian Friedrich Stoelzel Reproduktionsstiche anfertigten. Z. schuf auch einige wenige eigenhändige Radierungen. Nach 1775 wandte er sich verstärkt dem Historienbild zu, wozu er 1782 durch eine kurze Studienreise nach Italien weitere Anregungen erhielt. In der Folge entstanden 1786 das Altarbild „Auferstehung Christi“ für die Pfarrkirche in Großschönau sowie 1788 bis 1792 das Altarbild „Kreuzigung Christi“ für die Dresdner Kreuzkirche (1897 verbrannt). Das Großschönauer Bild, das 1786 auf der jährlichen Akademieausstellung gezeigt wurde, entfachte in der Residenzstadt einen lebhaften, mehrjährigen Streit, v.a. zwischen Z. und seinem Akademiekollegen Casanova um die divergierenden Kunstideale der Zeit. Auslöser dafür dürfte nicht zuletzt eine wachsende Konkurrenz zwischen beiden Professoren nach Z.s Hinwendung zum Historienbild gewesen sein, das eigentlich Casanovas Fachgebiet an der Akademie war. Nach Casanovas Tod 1795 wurde Z. alleiniger Direktor der Kunstakademie. Um sich dieser umfassenden Aufgabe besser widmen zu können, legte er ein Jahr später sein Amt an der Meißner Mal- und Zeichenschule nieder. In jenen Jahren erarbeitete Z. eine „Beschreibung der Antiken-Sammlung“ des sächsischen Kurfürsten, die als Studienmaterial über seine Zeit hinaus an der Akademie verwendet wurde. Z. kann zu den einflussreichsten Vermittlern der französischen Kunst der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Sachsen gerechnet werden. Nicht nur durch seine eigenen Werke, sondern auch durch seine Lehrtätigkeit prägte er das Kunstgeschehen im Kurfürstentum während des ausgehenden 18. Jahrhunderts maßgeblich mit. Allerdings blieb seinem Werk bis in die Gegenwart eine größere Aufmerksamkeit verwehrt. Daher gilt die überwiegende Zahl seiner Werke bis heute als verschollen und es fehlt ein neueres, kritisches Werkverzeichnis.

Werke Bildnis eines jungen Mannes, Öl auf Leinwand, Städtische Museen Zittau; Mädchen mit Tauben, Öl auf Holz, Stadtmuseum Bautzen; Der doppelte Verlust, 1770, Öl auf Holz, Privatbesitz; Glückwunsch an die Mutter, um 1770, Öl auf Holz, Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau; Das Kunstgespräch, 1772, Öl auf Leinwand, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister; Die kurfürstlich-sächsische Familie, 1772, Öl auf Leinwand, ebd.; Priamus bittet Achilles um die Leiche Hektors, 1775, Öl auf Leinwand, Hochschule für Bildende Künste Dresden; Bildnis Friedrich August III. von Sachsen, um 1775, Öl auf Leinwand, Kulturhistorisches Museum Görlitz; Ehepaar in der Laube, um 1785, Öl auf Leinwand, ebd.; Es ist ein Sohn, um 1785, Öl auf Holz, Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau; Der Brief bzw. Die Gratulation, um 1785, Öl auf Holz, ebd.; Mutter mit Kind, um 1785, Öl auf Holz, ebd.; Magdalena, um 1785, Öl auf Kupfer, ebd.; Porträt einer unbekannten Dame, um 1785, Öl auf Leinwand, ebd.; Auferstehung Christi, 1786, Öl auf Leinwand, Ev.-luth. Pfarrkirche Großschönau; Kreuzigung Christi, 1788-1792, Kreuzkirche Dresden (1897 verbrannt); Christus am Ölberg, um 1795, Öl auf Leinwand, Städtische Museen Zittau; Nymphenbad (I), 1800, Öl auf Holz, Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau; Nymphenbad (II), 1800, Öl auf Holz, ebd.; Familienszene, 1800, Öl auf Karton, Kulturhistorisches Museum Görlitz; Unterzeichnung des Ehevertrages, 1802, Öl auf Leinwand, Stadtmuseum Bautzen; Ulysses und Andromache, 1802, Öl auf Leinwand, Kulturhistorisches Museum Görlitz (seit 1945 verschollen).

Literatur W. Schmidt, Johann Eleazar Z., genannt Schenau, Diss. Heidelberg 1926 (WV); H. Hoffmann/H. v. Schlieben (Bearb.), Katalog der Schenau-Gedächtnis-Ausstellung, Großschönau 1937; E. Sigismund, Christoph August Kirsch, Dresden 1939, S. 39f., 52; H. Marx, Zu einem Gemälde von Johann Eleazar Z., genannt Schenau, in: Dresdener Kunstblätter 17/1973, S. 42-46; ders., „...den guten Geschmack einzuführen.“ Zum 250. Geburtstag von Johann Eleazar Z., genannt Schenau, in: ebd. 32/1988, S. 10-18; M. Altner/J. Lademann, Die Akademie von den Anfängen bis zum Tode Hagedorns, in: Dresden. Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildende Künste, hrsg. von der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Dresden 1989, S. 51f.; H. Marx, Johann Eleazar Z., genannt Schenau. Bildnis des sächsischen Kurfürsten und Königs Friedrich August des Gerechten, in: Dresdener Kunstblätter 40/1996, S. 66-74; A. Fröhlich, „Grazie und erhaben“. Die Werke des Oberlausitzer Malers Johann Eleazar Z., gen. Schenau (1737-1806) im Kulturhistorischen Museum zu Görlitz, in: Görlitzer Magazin 19/2006, S. 12-31; dies., „...mit seinen schönen Ideen und sanften Pinseln“. Der Dresdener Genremaler und Akademiedirektor Johann Eleazar Z., gen. Schenau, in: Dresdener Kunstblätter 51/2007, S. 180-196. – ADB 31, S. 36f.; AKL, Bd. 17, München/Leipzig 1997, S. 60f. (WV); DBA I, II, III; DBE 8, S. 600; Thieme/Becker, Bd. 30, Leipzig 1936, S. 24f.

Porträt F. H. Füger, 1772, Kreide auf Papier, Stiftungen Weimarer Klassik und Kunstsammlungen, Schlossmuseum Weimar; Selbstporträt, um 1785, Öl auf Leinwand, Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau.

Kai Wenzel
11.7.2008


Empfohlene Zitierweise:
Kai Wenzel, Artikel: Johann Eleazar Zeissig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22321 [Zugriff 28.3.2024].

Johann Eleazar Zeissig



Werke Bildnis eines jungen Mannes, Öl auf Leinwand, Städtische Museen Zittau; Mädchen mit Tauben, Öl auf Holz, Stadtmuseum Bautzen; Der doppelte Verlust, 1770, Öl auf Holz, Privatbesitz; Glückwunsch an die Mutter, um 1770, Öl auf Holz, Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau; Das Kunstgespräch, 1772, Öl auf Leinwand, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister; Die kurfürstlich-sächsische Familie, 1772, Öl auf Leinwand, ebd.; Priamus bittet Achilles um die Leiche Hektors, 1775, Öl auf Leinwand, Hochschule für Bildende Künste Dresden; Bildnis Friedrich August III. von Sachsen, um 1775, Öl auf Leinwand, Kulturhistorisches Museum Görlitz; Ehepaar in der Laube, um 1785, Öl auf Leinwand, ebd.; Es ist ein Sohn, um 1785, Öl auf Holz, Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau; Der Brief bzw. Die Gratulation, um 1785, Öl auf Holz, ebd.; Mutter mit Kind, um 1785, Öl auf Holz, ebd.; Magdalena, um 1785, Öl auf Kupfer, ebd.; Porträt einer unbekannten Dame, um 1785, Öl auf Leinwand, ebd.; Auferstehung Christi, 1786, Öl auf Leinwand, Ev.-luth. Pfarrkirche Großschönau; Kreuzigung Christi, 1788-1792, Kreuzkirche Dresden (1897 verbrannt); Christus am Ölberg, um 1795, Öl auf Leinwand, Städtische Museen Zittau; Nymphenbad (I), 1800, Öl auf Holz, Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau; Nymphenbad (II), 1800, Öl auf Holz, ebd.; Familienszene, 1800, Öl auf Karton, Kulturhistorisches Museum Görlitz; Unterzeichnung des Ehevertrages, 1802, Öl auf Leinwand, Stadtmuseum Bautzen; Ulysses und Andromache, 1802, Öl auf Leinwand, Kulturhistorisches Museum Görlitz (seit 1945 verschollen).

Literatur W. Schmidt, Johann Eleazar Z., genannt Schenau, Diss. Heidelberg 1926 (WV); H. Hoffmann/H. v. Schlieben (Bearb.), Katalog der Schenau-Gedächtnis-Ausstellung, Großschönau 1937; E. Sigismund, Christoph August Kirsch, Dresden 1939, S. 39f., 52; H. Marx, Zu einem Gemälde von Johann Eleazar Z., genannt Schenau, in: Dresdener Kunstblätter 17/1973, S. 42-46; ders., „...den guten Geschmack einzuführen.“ Zum 250. Geburtstag von Johann Eleazar Z., genannt Schenau, in: ebd. 32/1988, S. 10-18; M. Altner/J. Lademann, Die Akademie von den Anfängen bis zum Tode Hagedorns, in: Dresden. Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildende Künste, hrsg. von der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Dresden 1989, S. 51f.; H. Marx, Johann Eleazar Z., genannt Schenau. Bildnis des sächsischen Kurfürsten und Königs Friedrich August des Gerechten, in: Dresdener Kunstblätter 40/1996, S. 66-74; A. Fröhlich, „Grazie und erhaben“. Die Werke des Oberlausitzer Malers Johann Eleazar Z., gen. Schenau (1737-1806) im Kulturhistorischen Museum zu Görlitz, in: Görlitzer Magazin 19/2006, S. 12-31; dies., „...mit seinen schönen Ideen und sanften Pinseln“. Der Dresdener Genremaler und Akademiedirektor Johann Eleazar Z., gen. Schenau, in: Dresdener Kunstblätter 51/2007, S. 180-196. – ADB 31, S. 36f.; AKL, Bd. 17, München/Leipzig 1997, S. 60f. (WV); DBA I, II, III; DBE 8, S. 600; Thieme/Becker, Bd. 30, Leipzig 1936, S. 24f.

Porträt F. H. Füger, 1772, Kreide auf Papier, Stiftungen Weimarer Klassik und Kunstsammlungen, Schlossmuseum Weimar; Selbstporträt, um 1785, Öl auf Leinwand, Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau.

Kai Wenzel
11.7.2008


Empfohlene Zitierweise:
Kai Wenzel, Artikel: Johann Eleazar Zeissig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22321 [Zugriff 28.3.2024].