Hans Hofmann

H. legte die Reifeprüfung am Humanistischen Gymnasium in Leipzig ab, studierte in München und Leipzig Geschichte und Philosophie und promovierte in der Messestadt mit einer Dissertation zum Thema „Hofrat und landesherrliche Kanzlei im meißnisch-albertinischen Sachsen vom 13. Jahrhundert bis 1548“ zum Dr. phil. Bereits während seiner Studienzeit an der Universität Leipzig betreute er die dortige Bibliothek des Instituts für Mittlere und Neuere Geschichte. Gleichzeitig hatte er auch die Bibliothekarschule der Universität besucht und 1920 die Prüfung zum Diplom-Bibliothekar abgelegt. Im selben Jahr wurde H. wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und ein Jahr später Bibliotheksrat an der Sächsischen Landesbibliothek Dresden. Für seine dortigen Aufgaben waren seine bibliothekarischen Kenntnisse sowie sein ausgeprägtes Organisationstalent von Bedeutung, so beim Umbau der Bibliothek im Innern des Japanischen Palais oder bei der Durchführung des Bibliothekartags 1936 in Dresden. 1942 wurde er für zwei Jahre an die Staatsbibliothek Krakau (poln. Kraków) abgeordnet und nahm danach die Arbeit in der Landesbibliothek wieder auf, wo er für die kriegsbedingte Auslagerung der Bestände verantwortlich war. Am 1.9.1944 wurde er zum kommissarischen Direktor der Bibliothek der Technischen Hochschule Dresden ernannt. Dieses Amt hatte er nur etwa ein Jahr inne. Am 13.2.1945 erlebte er die vollständige Zerstörung der Bibliothek im Hauptgebäude der Hochschule durch die Luftangriffe auf Dresden. War er noch vor der Bombardierung mit der Auslagerung der Bücher, etwa 115.000 Bände, beschäftigt, musste er nach der Zerschlagung des Dritten Reichs seit Mai mit Hilfe von Lastwagen der Roten Armee für ihre Rückführung und Wiederaufstellung sorgen. Mitten in dieser Arbeit wurde er am 31.10.1945 als NSDAP-Mitglied gemäß der Verordnung der Landesverwaltung über die Beschäftigung im öffentlichen Dienst entlassen, eine Entscheidung, gegen die er sich verzweifelt, jedoch ohne Erfolg, zur Wehr zu setzen versuchte. H. agierte danach noch ein Jahr als Hilfskraft in der Bibliothek und stand dem eingesetzten Amtsnachfolger Christian Janentzky aufopferungsvoll zur Seite. Über seine Tätigkeit in der Bibliothek legte er auf Bitten des Direktors Werner Dux 1972 ausführlich Rechenschaft ab und leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte dieser Einrichtung in dieser Umbruchszeit. – H. blieb auch nach seiner Entlassung aus der Hochschule dem Bibliothekswesen eng verbunden. So erarbeitete er in den folgenden Jahren zunächst als freier Mitarbeiter des Ministeriums für Bauwirtschaft der UdSSR eine kritische Fachbibliografie und 1956 bis 1960 im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften eine Bibliografie mit 40.000 Titeln zu Dresden. 1961 bis 1971 war er Mitarbeiter der Bibliothek des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie in Dresden. Er baute diese zu einer fundierten Fachbibliothek aus und erfasste und katalogisierte die wertvolle Kartensammlung. – H. war zeitlebens leidenschaftlicher Bergsteiger und vor 1945 viele Jahre Vorsitzender des Arbeitskreises der Dresdner touristischen Vereinigungen sowie Verwalter der Fachbibliothek der Sektion Dresden des Deutschen Alpenvereins. Nach dem Krieg engagierte er sich aktiv im Arbeitskreis Sächsische Schweiz der Geografischen Gesellschaft der DDR, verfasste Lehrpläne für Wanderleiter und für das Jugendwandern, war an der Einrichtung des Naturkundekabinetts auf der Jugendburg Hohnstein und des dortigen Naturlehrpfads beteiligt und gab 1960 bis 1964 den „Postreiter Bergkalender“ heraus. – H. hatte noch viele Pläne, als seine Kräfte spürbar nachließen. Mit ihm verlor Dresden am 2.3.1979 einen verdienstvollen Bibliothekar und Heimatforscher.

Quellen Technische Universität Dresden, Universitätsarchiv, Personalakte H., Rektoratsakten.

Werke Hofrat und landesherrliche Kanzlei im meißnisch-albertinischen Sachsen vom 13. Jahrhundert bis 1548, Diss. Leipzig 1920; Burg und Stadt Hohnstein, Dresden 1954; (Hg.), Postreiter Bergkalender, Halle/Saale 1960-1964; mit H. Lemme, Die heimatkundlichen Lehrpfade der Sächsischen Schweiz, Dresden 1966; Landkarten in Büchern und Zeitschriften, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 81/1967, S. 280-283; Mitteilungen als Quellenmaterial zur Geschichte der Bibliothek der Technischen Hochschule Dresden aus dem Zeitraum 1920-1972, Dresden 1972 [handschriftliches Ms.]; Selbstbiographische Mitteilungen, Dresden 1972-1974 [Ms. und Tonband].

Literatur C. Hebig, Zum Gedenken an Dr. Hans H. - Bibliothekar und Heimatforscher, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 104/1990, S. 268-271 (P). – DBA III; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 131; H.-D. Wüstling, Die Direktoren der Universitätsbibliothek Dresden von 1828 bis 1996, Dresden 2005, S. 60-63 (Bildquelle); T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 112.

Hans-Dieter Wüstling
8.10.2015


Empfohlene Zitierweise:
Hans-Dieter Wüstling, Artikel: Hans Hofmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24807 [Zugriff 19.3.2024].

Hans Hofmann



Quellen Technische Universität Dresden, Universitätsarchiv, Personalakte H., Rektoratsakten.

Werke Hofrat und landesherrliche Kanzlei im meißnisch-albertinischen Sachsen vom 13. Jahrhundert bis 1548, Diss. Leipzig 1920; Burg und Stadt Hohnstein, Dresden 1954; (Hg.), Postreiter Bergkalender, Halle/Saale 1960-1964; mit H. Lemme, Die heimatkundlichen Lehrpfade der Sächsischen Schweiz, Dresden 1966; Landkarten in Büchern und Zeitschriften, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 81/1967, S. 280-283; Mitteilungen als Quellenmaterial zur Geschichte der Bibliothek der Technischen Hochschule Dresden aus dem Zeitraum 1920-1972, Dresden 1972 [handschriftliches Ms.]; Selbstbiographische Mitteilungen, Dresden 1972-1974 [Ms. und Tonband].

Literatur C. Hebig, Zum Gedenken an Dr. Hans H. - Bibliothekar und Heimatforscher, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 104/1990, S. 268-271 (P). – DBA III; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 131; H.-D. Wüstling, Die Direktoren der Universitätsbibliothek Dresden von 1828 bis 1996, Dresden 2005, S. 60-63 (Bildquelle); T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 112.

Hans-Dieter Wüstling
8.10.2015


Empfohlene Zitierweise:
Hans-Dieter Wüstling, Artikel: Hans Hofmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24807 [Zugriff 19.3.2024].