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Albert Christian Ernst von Schönburg

A. wird aufgrund seiner unübertroffen prunkvollen Hofhaltung und seiner absolutistisch anmutenden Herrschaftspraxis, v.a. aber wegen seiner Bestrebungen, die durch die Rezesse von 1740 an Kursachsen verlorene Souveränität des Hauses Schönburg wiederzugewinnen, bis heute eine exponierte Stellung in der schönburgischen Geschichte zuerkannt. – A. erhielt eine pietistisch geprägte Erziehung und besuchte 1731 bis 1737 das Franckesche Pädagogium in Halle, um anschließend bis 1738 juristische Vorlesungen an der Universität Jena zu hören. 1739 trat er in den sächsischen Militärdienst, wechselte jedoch 1744 angesichts ungenügender Karriereaussichten ins preußische Heer, wo er bis zum General-Adjutanten und engen Vertrauten des Markgrafen Carl von Brandenburg-Schwedt-Sonnenburg aufstieg. – Nach dem Tod seines Vaters 1746 übernahm A. gemeinsam mit seinen Brüdern Heinrich Ernst und Johann Ernst die Herrschaft Hinterglauchau. 1751 erwarb A. gegen die Zahlung eines Ablösegeldes von 40.000 Talern von seinen Brüdern das Alleinbesitzrecht an Hinterglauchau, blieb aber zunächst in Berlin wohnen. Mit dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges nahm A. seinen Abschied von der preußischen Armee. Vergeblich erklärte er gegenüber Preußen die Neutralität der Schönburgischen Herrschaften, die für die Dauer des Kriegs unter erheblichen Kontributionsforderungen und Zwangsrekrutierungen litten. 1757 verlegte A. seine Residenz nach Schloss Hinterglauchau. Hier führte er zahlreiche Umbauten durch und etablierte eine auf Prestige und Repräsentation bedachte Hofhaltung. Der auf die Rezesse von 1740 zurückgehenden Unterwerfung der Schönburgischen Herrschaften unter die sächsische Landeshoheit versuchte A. mittels einer ausgedehnten Selbstdarstellung seinen eigenen uneingeschränkten Herrschaftsanspruch entgegenzusetzen. So hielt er als einziger Vertreter des Hauses Schönburg seit 1757 eine Schlosskompanie von bis zu 75 Soldaten. A.s Regentschaft gilt daher zu Recht als letzter großer Höhepunkt der höfischen Kultur in Glauchau. – Den Regierungsantritt von Kurfürst Friedrich August III. nahm A. 1768 zum Anlass, den Hauptrezess vom 4.5.1740 für sein Herrschaftsgebiet für ungültig zu erklären. Rückendeckung erhielt er dabei von Kaiserin Maria Theresia, die am 7.5.1773 den Rezess ebenfalls kassierte. Fortan ließ A. keine kursächsischen Befehle mehr in der Herrschaft Hinterglauchau publizieren. Ebenso wenig gestattete er eine von Kursachsen verfügte gerichtliche Exekution zur Eintreibung rückständiger Erbgelder für seinen Schwiegersohn Friedrich Ludwig Carl Fink von Finkenstein. Daraufhin rückte am 24.1.1777 kursächsisches Militär in Glauchau ein. Der drohenden Verhaftung war A. durch Flucht entkommen und wandte sich nun wiederum an Maria Theresia um Hilfe. Unter dem Eindruck des Aufmarschs kaiserlicher Truppen an der böhmisch-sächsischen Grenze kehrte A. nach Glauchau zurück und ließ die vollständige Trennung der Herrschaft Hinterglauchau von Kursachsen ausrufen. Die als „Glauchauer Krieg“ in die schönburgische Hausgeschichtsschreibung eingegangenen Ereignisse blieben indes ohne langfristige Wirkungen, da das Kaiserhaus seine Truppen mit Ausbruch des Bayerischen Erbfolgekriegs zurückzog und im Teschener Friedensvertrag vom 13.5.1779 schließlich auf alle oberlehnsherrlichen Rechte an den Reichsafterlehnsherrschaften Glauchau, Waldenburg und Lichtenstein verzichtete. Damit verlor A. den entscheidenden Rückhalt gegen Kursachsen und musste der Wiederherstellung des rezessmäßig fixierten Rechtszustands der Schönburgischen Herrschaften zustimmen. Die Lehnshoheit über Glauchau, Waldenburg und Lichtenstein ging an Kursachsen über. – Angesichts seiner politischen Niederlage und der wachsenden Unzufriedenheit seiner Untertanen, die in einem 1777 begonnenen langwierigen Steuerverweigerungsprozess gipfelte, siedelte A. 1780 nach Wien über. Mittlerweile zum Katholizismus konvertiert, bekleidete er dort das Amt eines kaiserlichen Geheimen Rates. Die stark verschuldete Herrschaft Hinterglauchau verkaufte A. 1797 an seinen Sohn Albert Heinrich Gottlob Otto Ernst.

Literatur E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 132-134, 586-598 u.ö.; R. J. Götze, Die gräflich-schönburgische „Schloßcompagnie“ zu Glauchau, in: Sächsische Heimatblätter 3/1994, S. 126-130 (P); W.-D. Röber, Schönburgische Burgen und Schlösser im Tal der Zwickauer Mulde, Beucha 1999, S. 36-38 (P); R. J. Götze, Graf A. von Schönburg und Caroline Regine von Carlowitz, in: ders. u.a. (Hg.), Glauchau in drei Jahrhunderten, Bd. 1, Horb a. N. 2000, S. 39-83 (P); ders., Zum Hofleben im Glauchau des 18. Jahrhunderts, in: ebd., S. 84-126 (P); S. Winkler, Glauchau wird kursächsisch, ein Schönburger protestiert – der Rezeß von 1740 und der „Glauchauer Krieg“, in: ebd., S. 127-131 (P).

Porträt Graf A. von Schönburg-Hinterglauchau im Feldharnisch, J. G. W. Viertelshausen, 1758, Öl auf Leinwand, Museum Schloss Rochsburg; Graf A. von Schönburg-Hinterglauchau, 1764, Öl auf Leinwand, Museum Schloss Rochsburg, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Michael Wetzel
20.12.2004


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Albert Christian Ernst von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3565 [Zugriff 16.5.2024].

Albert Christian Ernst von Schönburg



Literatur E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 132-134, 586-598 u.ö.; R. J. Götze, Die gräflich-schönburgische „Schloßcompagnie“ zu Glauchau, in: Sächsische Heimatblätter 3/1994, S. 126-130 (P); W.-D. Röber, Schönburgische Burgen und Schlösser im Tal der Zwickauer Mulde, Beucha 1999, S. 36-38 (P); R. J. Götze, Graf A. von Schönburg und Caroline Regine von Carlowitz, in: ders. u.a. (Hg.), Glauchau in drei Jahrhunderten, Bd. 1, Horb a. N. 2000, S. 39-83 (P); ders., Zum Hofleben im Glauchau des 18. Jahrhunderts, in: ebd., S. 84-126 (P); S. Winkler, Glauchau wird kursächsisch, ein Schönburger protestiert – der Rezeß von 1740 und der „Glauchauer Krieg“, in: ebd., S. 127-131 (P).

Porträt Graf A. von Schönburg-Hinterglauchau im Feldharnisch, J. G. W. Viertelshausen, 1758, Öl auf Leinwand, Museum Schloss Rochsburg; Graf A. von Schönburg-Hinterglauchau, 1764, Öl auf Leinwand, Museum Schloss Rochsburg, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Michael Wetzel
20.12.2004


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Albert Christian Ernst von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3565 [Zugriff 16.5.2024].