Otto Wittenberg

W. wirkte als Ratsgärtner, später als erster Gartendirektor von Leipzig. Sein berufliches Tätigkeitsfeld war stark von der Expansion der Stadt in den Jahrzehnten der Industrialisierung in Deutschland geprägt. Viele Parkanlagen und Plätze in den neu entstandenen Stadtquartieren gehen auf W. zurück. Zu seinen bedeutendsten Leistungen zählen die Anlagen im Leipziger Südwesten, die bis heute die wichtigsten Grünzüge von der Innenstadt bis ins Leipziger Umland bilden, die Gestaltung des Südfriedhofs sowie die ersten Volksparks der Stadt. – Nachdem er die höhere Bürgerschule in Potsdam absolviert hatte, trat W. anfangs bei seinem Vater an der königlich preußischen Landesbaumschule in Alt-Geltow eine Lehre an, die er später in den königlichen Treibereien im Park Sanssouci fortsetzte. Bereits dort, bei Pflanzarbeiten am neuen Orangeriehaus, fiel der begabte W. dem Gartendirektor Peter Joseph Lenné auf. So wurde ihm nach der Lehre die Leitung eines Teils der königlich preußischen Landesbaumschule, die sog. Meiereibaumschule, übertragen. 1854 bis 1857 leistete W. seinen Wehrdienst, wurde allerdings auf Betreiben des nunmehrigen General-Gartendirektors Lenné zu Bepflanzungsarbeiten an der Burg Hohenzollern bei Hechingen abgestellt. – Am 1.10.1857 erfolgte die Anstellung W.s als Techniker beim Rat der Stadt Leipzig. Er wurde mit der Beaufsichtigung der Arbeiten an den Lenné’schen Anlagen am Roßplatz beauftragt. In einem Empfehlungsschreiben Lennés an den Rat bezeichnete jener W. als jungen „Gartenkünstler“ und lobte seine Begabung und Fachkenntnis. Aufgrund seiner umfangreichen praktischen Erfahrung und der Förderung durch seinen berühmten Mentor war W. befähigt, die ihm später übertragenen Ämter auszuführen. Am 26.5.1858 wurde er Ratsgärtner von Leipzig. Sein erstes großes Projekt war die Anlage des Johannaparks im Südwesten der Altstadt. Der ursprünglich von Lenné für den Bankier Wilhelm Theodor Seyfferth angefertigte Entwurf wurde von W. überarbeitet und legte den Grundstein für die Freihaltung des sich daran anschließenden südwestlichen Bereichs der Stadt von Bebauung. Diesem ersten Projekt folgten später noch weitere in diesem Bereich. Mit den Volksgärten Schellerhausen und im Scheibenholz sowie dem Volkshain Stünz schuf W. wichtige Grünanlagen in den Arbeitervierteln der stark wachsenden Stadt. 1886 unternahm W. eine Londonreise, um anstehende Vorhaben vorzubereiten. Im selben Jahr begann auch die Umsetzung der Pläne für den Leipziger Südfriedhof, W.s wohl bekanntestes Werk. Es entstand einer der schönsten Parkfriedhöfe Deutschlands. Der große Rundweg ist der Form eines Lindenblatts nachempfunden, das an den Ursprung des Stadtnamens erinnern soll. Am 7.11.1894 wurde W. zum Gartendirektor der Stadt Leipzig ernannt und war damit der erste, der diesen Titel trug. Pensioniert im September 1900, übergab er bis Jahresende die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Carl Hampel.

Quellen Stadtarchiv Leipzig, Cap. 10 W Nr. 13, Cap. 26 Nr. 1, Cap. 26 Nr. 3 X; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Polizeimeldebücher 1876-1889, Polizeiliche Meldekartei.

Werke Gartenanlagen in Leipzig: mit P. J. Lenné, Johannapark 1858-1863; Volksgarten im Scheibenholz 1876/77; Marienplatz 1877; Dürerplatz 1883; mit H. Licht, Südfriedhof ab 1886; Heinrich-Schütz-Platz 1890; Volksgarten Sellerhausen 1894; Volkshain Stünz 1894-1898; König-Albert-Park 1898-1900; Stephanieplatz 1899; Schriften: Die Garten- und Parkanlagen, in: E. Hasse (Red.), Die Stadt Leipzig in hygienischer Beziehung, Leipzig 1891, S. 162-167.

Literatur Die Garten und Parkanlagen der Stadt Leipzig, in: Möller’s deutsche Gärtner-Zeitung 15/1900, S. 464f. (Bildquelle); K. Franz, „Andern Freude zu machen …“, in: D. Sperl (Red.), Historische Gärten, Berlin 2003, S. 96-104; Sachsen Grün, hrsg. von den Staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsen, Hamburg 2006.

Robert Heinze
7.12.2010


Empfohlene Zitierweise:
Robert Heinze, Artikel: Otto Wittenberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25557 [Zugriff 22.12.2024].

Otto Wittenberg



Quellen Stadtarchiv Leipzig, Cap. 10 W Nr. 13, Cap. 26 Nr. 1, Cap. 26 Nr. 3 X; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Polizeimeldebücher 1876-1889, Polizeiliche Meldekartei.

Werke Gartenanlagen in Leipzig: mit P. J. Lenné, Johannapark 1858-1863; Volksgarten im Scheibenholz 1876/77; Marienplatz 1877; Dürerplatz 1883; mit H. Licht, Südfriedhof ab 1886; Heinrich-Schütz-Platz 1890; Volksgarten Sellerhausen 1894; Volkshain Stünz 1894-1898; König-Albert-Park 1898-1900; Stephanieplatz 1899; Schriften: Die Garten- und Parkanlagen, in: E. Hasse (Red.), Die Stadt Leipzig in hygienischer Beziehung, Leipzig 1891, S. 162-167.

Literatur Die Garten und Parkanlagen der Stadt Leipzig, in: Möller’s deutsche Gärtner-Zeitung 15/1900, S. 464f. (Bildquelle); K. Franz, „Andern Freude zu machen …“, in: D. Sperl (Red.), Historische Gärten, Berlin 2003, S. 96-104; Sachsen Grün, hrsg. von den Staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsen, Hamburg 2006.

Robert Heinze
7.12.2010


Empfohlene Zitierweise:
Robert Heinze, Artikel: Otto Wittenberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25557 [Zugriff 22.12.2024].